Start des Diskussionsprozesses zur Neupositionierung von Betrieben und Politik
Wien (bmlfuw) - Die Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft ändern sich. Neue Themen –
wie steigende Lebensmittelpreise, die Bekämpfung von Hungersnöten und der Einsatz von Bio-Treibstoffen
für den Klimaschutz – werden weltweit kontrovers diskutiert. „Die Herausforderungen für die Landwirtschaft
werden in Zukunft noch größer. Wir müssen unsere Betriebe und unsere Politik daher entsprechend
neu positionieren und vorbereiten auf die Zukunft“, so Landwirtschaftsminister Josef Pröll am 25.04. in Enns
(O.Ö.) beim Start des Diskussionsprozesses „Grüne Offensive – Unser Weg für eine starke Landwirtschaft“.
„Wir müssen Antworten auf wichtige Zukunftsfragen der Landwirtschaft finden. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt
für den Start der Diskussion“, so Pröll weiter. Die Rahmenbedingungen sind für einen relativ langen
Zeitraum (bis 2013) fixiert: Bei der Ländlichen Entwicklung gibt der Grüne Pakt bis 2013 Sicherheit und
da der Health Check keine Totalreform wird, steht auf europäischer Ebene die Gemeinsame Agrarpolitik bis 2013
auf starken Säulen. „Jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt, um in einen Diskussions- und Zielfindungsprozess
einzusteigen, was wir unter dem Motto: „Grüne Offensive - Unser Weg für eine starke Landwirtschaft“ tun
wollen“, so Landwirtschaftsminister Josef Pröll.
Es geht um die Erarbeitung einer strategischen Grundlage für die Neupositionierung der landwirtschaftlichen
Produktion. Der Diskussionsprozess soll abgekoppelt von der Tagespolitik und der Interessenspolitik geführt
werden und so Orientierung für die Land- und Forstwirtschaft geben, fachspezifische Sektorenüberlegungen
anstellen und die Basis für künftige politische Positionierungen sein.
In der inhaltlichen Ausrichtung sollen Landwirtschaft und Produktion im Mittelpunkt stehen. Dabei geht es um das
Ausloten neuer Chancen für die Landwirtschaft und den Umgang mit gesellschaftspolitischen Fragestellungen
und es soll über Märkte und die Wünsche der KonsumentInnen nachgedacht werden. „Wenn wir die Bäuerliche
Landwirtschaft als dynamische Zukunftswirtschaft etablieren wollen, müssen wir die ökologische, ökonomische
und sozialpolitische Dimension mitdenken. Wir müssen uns Gedanken machen über die Frauen, über JungübernehmerInnen,
über die bäuerliche Jugend in der Landwirtschaft und über die Lebensqualität im Ländlichen
Raum“, skizzierte Pröll die Stoßrichtung.
Die „Grüne Offensive“ darf aber nicht „nur“ ein Diskussionsprozess bleiben. Am Ende sollen konkrete Branchenkonzepte
und Aktionsprogramme für alle wichtigen Bereiche stehen. Dieser offene Prozess mit Experten aus den Interessensvertretungen,
aus der Wissenschaft, mit Menschen außerhalb der Landwirtschaft, mit MarktpartnerInnen, mit SchülerInnen
und Studierenden, vor allem aber mit den Bäuerinnen und Bauern ist auf etwa ein Jahr angelegt. Die Ergebnisse
sollen offen diskutiert und dann umgesetzt werden und den politischen Weg für die nächsten Jahre vorgeben.
Arbeitskreise behandeln fünf Schwerpunktthemen
Der Arbeitskreis „Produktion und Wettbewerbsfähigkeit“ wird vom Wiener Landwirtschaftskammerpräsidenten
Franz Windisch geleitet. Vorrangiges Ziel ist eine Neuausrichtung der Primärproduktion und der bäuerlichen
Betriebe. Es sollen Potenziale besser genutzt, Kosten gesenkt und naturnah und effizient produziert werden. Kooperationen
innerhalb der Landwirtschaft sollen gestärkt werden.
Der Arbeitskreis „Markt und Wertschöpfung“ wird vom Präsidenten der Rübenbauern, Ernst Karpfinger,
geleitet. Vorrangiges Ziel ist es, Chancen, notwendige Neuausrichtungen, neue Märkte im vor- und nachgelagerten
Bereich und Marktperspektiven auszuloten. Es geht um neue Chancen der Regionalität für bäuerliche
Direktvermarkter, um regionale Herkunft von Lebensmitteln und um Kooperationen mit Partnern auf regionaler Ebene.
Der Arbeitskreis „Bäuerin und Unternehmerin“ wird von der Bundesobfrau der Jungbauernschaft, Elisabeth Köstinger,
geleitet. Hier geht es um die neue Rolle der Frau in der Landwirtschaft: am Hof, im bäuerlichen Umfeld, als
Unternehmerin und in der Politik.
Der Arbeitskreis „Jungübernehmerinnen und Jungübernehmer“ wird vom Präsidenten der Landwirtschaftskammer
Tirol, Josef Hechenberger, geleitet. Es handelt sich dabei um eine der zentralen Gruppen, denn hier geht es um
die nächste Generation.
Der Arbeitskreis „Konsumenten und Medien“ wird von einer aktiven Bäuerin und Erwachsenenbildnerin, Bernadette
Tischler, geleitet. Neue Wege der Kommunikation in der Landwirtschaft sind notwendig. Vorrangiges Ziel ist eine
agrarische Vernetzung der Medien.
„Wir müssen eine breite Diskussion über die Zukunft unserer Landwirtschaft führen. Wir wollen die
bäuerliche Landwirtschaft als dynamische Zukunftswirtschaft etablieren, so Pröll. „Wir müssen aber
auch Antworten auf aktuelle Fragestellungen finden. Insbesondere nachdenken müssen wir über eine leistbare
Lebensmittelversorgung, über prognostizierte Hungerkrisen in der Welt und über die Rolle von Bio-Treibstoffen“,
so Pröll zu aktuellen agrarischen Themen.
„Österreich kann seine Bevölkerung ernähren und gleichzeitig die Biosprit-Produktion sicherstellen.
Das Ziel der Biospritbeimischung von 10 Prozent ist insbesondere durch die Freigabe von Stilllegungsflächen
machbar. Europa sollte bei der Biospritproduktion auf europäische Flächen setzen und auf Importe verzichten.
Wir dürfen keinen Beitrag zum Hunger in der Welt leisten, auch nicht, um die eigene Energiesituation zu verbessern
und Klimaziele zu erreichen. Die Biotreibstoffproduktion und insbesondere die Beimischungsziele sind auf die europäische
Produktionsleistung der Landwirtschaft und auf das Prinzip „Lebensmittel zuerst“ abzustimmen. Eine klare Absage
soll der Spekulation mit agrarischen Rohstoffen erteilt werden. Ein ebenso klares Bekenntnis muss es zur regionalen
Lebensmittelproduktion geben. Jede Region dieser Erde muss die eigene Lebensmittelversorgung sicherstellen, so
Pröll abschließend. |