Österreich schaut durch das größte Fernrohr der Welt   

erstellt am
25. 04. 08

Hahn: "Ein großer Tag für die österreichische Grundlagenforschung"
Wien (bmwf) - "Mit dem Beitritt zur ESO hat Österreich erneut den Fokus auf die Grundlagenforschung gelegt", sagt Wissenschaftsminister Johannes Hahn im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz mit ESO-Generaldirektor Tim de Zeuuw und Astrophysikerin Sabine Schindler, zum ESO-Beitritt Österreichs nach jahrzehntelangen Verhandlungen. "ESO bietet österreichischen Astronominnen und Astronomen Zugang zu den weltweit leistungsfähigsten Teleskopen. Der Beitritt ist ein wichtiges Signal zur weiteren Integration in den Europäischen Forschungsraum und bedeutet ganz einfach, in der ersten Liga der Forscherinnen und Forscher mitzuspielen", so Hahn.

Der Beitritt zur ESO bietet österreichischen Forscherinnen und Forschern die Nutzung modernster Infrastruktur ohne die Spitzenforschung im Bereich der Astronomie überhaupt nicht vorstellbar wäre. In den experimentellen Wissenschaften haben die dafür notwendigen Anlagen inzwischen eine technische und finanzielle Größenordnung erreicht, die nur mehr im Verbund mehrerer Staaten betrieben und finanziert werden kann. Bereits 1962 haben sich im Bereich der beobachtenden Astronomie 13 Staaten zur Europäischen Südsternwarte (ESO) zusammen geschlossen. Dadurch ist es auch gelungen, mit „Astronomy made in Europa“ die weltbeste astronomische Infrastruktur zu entwickeln und weitere Entwicklungen wesentlich mit zu bestimmen.

"Die Verhandlungen über einen österreichischen Beitritt haben schon in den 70er Jahren begonnen, konnten aber erst jetzt nach intensiver Verhandlungsführung zum Erfolg geführt werden", so Hahn.

Für die Universität Wien ist der Beitritt Österreichs zur ESO eine Sternstunde der Astronomie. Wien wird so zum mittel- und osteuropäischen Zentrum für astronomische Lehre und Forschung. Einen ersten Schritt setzt die Universität Wien mit der Einrichtung des Initiativkollegs "Der kosmische Materienkreislauf". Die Doktorandinnen und Doktoranden dieses Kollegs arbeiten eng vernetzt mit bestehenden Forschungsteams und sind so in aktuelle Forschungsprojekte eingebunden. Leiter des Initiativkollegs ist Univ.-Prof. Dr. Gerhard Hensler vom Institut für Astronomie der Universität Wien. Zur Verstärkung des Fachbereichs wird die Universität Wien, bekräftigt durch den ESO-Beitritt, demnächst eine weitere Professur ausschreiben. Auch Computational Science wird zu einem wichtiger Schwerpunkt der Uni Wien. Hier sind Kooperationen zwischen Astrophysik und Mathematik ein wesentlicher Beitrag zu den in-kind-Leistungen Österreichs. Der Beitrittsvertrag sieht vor, dass 25 Prozent der Eintrittsgebühr in der Höhe von 24,1 Millionen Euro als sogenannte in-kind-Leistungen abgedient werden können.

Auch der Österreichische Wissenschaftsrat freut sich über die baldige ESO-Mitgliedschaft. Die Leistungen der österreichischen Astronomie und Astorphysik sind an allen drei Universitätsstandorten international anerkannt und in die gesamtuniversitäre Schwerpunktbildung gut eingebettet. Um auch zukünftig exzellente Forschungsleistungen zu gewährleisten und Anschluss an internationale Entwicklungen zu halten, ist eine Mitbenutzung des ESO unumgänglich. Der ESO-Beitritt erhöht die Attraktivität Österreichs sowohl für zukünftige Berufungen von exzellenten Wissenschaftern als auch für exzellente internationale Studierende.

Derzeit läuft bei ESO die Planungsphase für ein Europäisches Riesenteleskop (Extremely Large Telescope, ELT), das etwa 2017 in Betrieb gehen soll. Das ELT wird um ein Vielfaches leistungsfähiger sein als das momentane ESO "Arbeitspferd" Very Large Telescope auf dem Cerro Paranal in Chile und wird somit gänzlich neue Erkenntnisse über Galaxien, Sterne und Planeten liefern können. Entwicklung und Bau des ELT bringen eine Reihe großer technologischer Herausforderungen mit sich an deren Lösung Österreich als
ESO-Mitglied aktiv mitwirken wird. Auch die Österreichische Gesellschaft für Astronomie und Astrophysik (ÖGAA) ist sich der mit der ESO-Mitgliedschaft verbundenen Verantwortung bewusst und ist sicher, dass die österreichische Astronomie die nun gebotenen Chancen bestens nutzen wird. Schließlich war diese Mitgliedschaft das zentrale Anliegen der heimischen Forschergemeinde zur Sicherung der Konkurrenzfähigkeit in den kommenden Jahrzehnten.

ESO betreibt mit einem Jahresbudget von etwa 140 Millionen Euro von seinem Hauptsitz in München/Garching eine Vielzahl von Teleskopen und anderen astronomischen Beobachtungseinrichtungen in Chile. Mit dem gegenwärtigen sowie dem geplanten Ausbauprogramm stellt ESO den Mitgliedern nicht nur eine herausragende Infrastruktur, sondern auch eine zukunftssichere Perspektive zur Verfügung.

Für Wissenschaftsminister Johannes Hahn ist die ESO-Mitgliedschaft jedenfalls "die relevantestes forschungspolitische Entscheidung seit 20 Jahren".
 
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