IV-Konjunkturbarometer fällt auf den niedrigsten Stand seit dem 4.
Quartal 2005 – markante Eintrübung der Geschäftsaussichten
Wien (pdi) „Das Tempo des Abstiegs vom Gipfel der österreichischen Industriekonjunktur hat sich
im ersten Quartal des Jahres 2008 merklich beschleunigt. Während die befragten Unternehmen bei der Einschätzung
der aktuellen Geschäftslage infolge der nach wie vor hohen Auftragsbestände nur geringfügige Abstriche
vornehmen, weisen nunmehr sämtliche Erwartungsindikatoren mit Ausnahme der Beschäftigung nach unten“,
fasst der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Mag. Markus Beyrer, das Hauptergebnis der aktuellen
IV-Konjunkturumfrage zusammen. „Das aktuelle Bild ist von der Überzeugung geprägt, dass die rezessiven
Tendenzen in den Vereinigten Staaten auf Sicht eines halben Jahres zwar deutlich abgeschwächt, aber doch zeitverzögert
auch in Österreich zu spüren sein werden.“
Gegenüber dem 4. Quartal 2007 fällt das IV-Konjunkturbarometer, das als Mittelwert aus den Beurteilungen
der gegenwärtigen Geschäftslage und der Geschäftslage in 6 Monaten gebildet wird, von 43 Punkten
auf 36 Punkte. Die aktuelle Lagekomponente bildet sich geringfügig um zwei Punkte (Saldo +67 nach +69) und
damit bereits zum dritten Mal in Folge zurück, die Erwartungskomponente fällt hingegen stärker um
10 Punkte auf einen Saldo von +6 Punkten. „An der Schwelle zu einer markanten zyklischen Abschwächung ist
der vorfrühlingshafte Konjunkturoptimismus des vorangegangen Befragungstermins gewichen“ konstatiert IV-Chefökonom
Dr. Christian Helmenstein. „Statt der bis dato für die zweite Jahreshälfte 2008 erwarteten Aufhellung
der Geschäftslage im Zuge eines Abflauens der Kreditmarktkrise stellen sich die befragten Unternehmen auf
eine Phase konjunktureller Turbulenz ein.“
Stabilisierend wirken derzeit vor allem die nach wie vor auf sehr gutem Niveau angesiedelten Auftragsbestände.
Die anhaltend starke Mengenkonjunktur reflektierend, legten sowohl der Gesamtauftragsbestand (Saldo +68) als auch
der Bestand an Auslandsaufträgen (Saldo +62) im vergangenen Quartal nach zuvor schwächerer Entwicklung
um 8 beziehungsweise 2 Punkte zu.
Allerdings erwarten die befragten Unternehmen trotz des in den vergangenen Quartalen erfolgten, erheblichen Ausbaus
der Produktionskapazitäten lediglich noch eine Halbierung ihres Produktionswachstums auf Sicht der nächsten
drei Monate. Die Rücknahme des Expansionstempos sollte dazu beitragen, die Auftragsreichweite trotz einer
künftig mutmaßlich rückläufigen Dynamik der Auftragseingänge zu stabilisieren. „Der positive
Beschäftigungstrend wird vor diesem Hintergrund bis in die zweite Jahreshälfte 2008 hinein anhalten,
wenngleich in einer im Vergleich zum Vorjahr zunehmend abgeschwächten Form“, prognostiziert IV-Generalsekretär
Beyrer.
Die anhaltende Aufwertung der europäischen Gemeinschaftswährung mindert nach Einschätzung der befragten
Unternehmen auf Sicht von drei Monaten die Chance, den erheblichen Kostendruck über höhere Verkaufspreise
zumindest zum Teil weiterzugeben. Der Indikator der Verkaufspreise korrigiert dementsprechend per saldo von +8
Punkten auf +4 Punkte.
Eine hohe Kostendynamik bei wechselkursbedingt erheblichem Margendruck in Verbindung mit einer sich abschwächenden
Mengenkonjunktur bedingt im Durchschnitt der befragten Unternehmen die seit 30 Quartalen schärfste Revision
der Ertragserwartungen. Der Anteil der Unternehmen mit verbesserten Ertragsaussichten hält sich nun nahezu
die Waage mit dem Anteil jener Unternehmen mit verschlechterten Ertragsaussichten (Saldo +1). Vor dem Hintergrund
einer weiter zunehmenden Beschäftigung und einer höheren Kapitalausstattung signalisiert dies eine abnehmende
Investitionsrentabilität.
Zur Befragungsmethode
An der jüngsten Konjunkturumfrage der Industriellenvereinigung beteiligten sich 487 Unternehmen mit
mehr als 267.000 Beschäftigten. Bei der Konjunkturumfrage der IV kommt – ähnlich wie bei dem bekannten
deutschen IFO-Konjunkturklimaindex – folgende Methode zur Anwendung: den Unternehmen werden drei Antwortmöglichkeiten
vorgelegt: positiv, neutral und negativ. Errechnet werden die (beschäftigungsgewichteten) Prozentanteile dieser
Antwortkategorien, sodann wird der konjunktursensible „Saldo“ aus den Prozentanteilen positiver und negativer Antworten
unter Vernachlässigung der neutralen gebildet. |