Wien (oenb) - Die spürbare Zurückhaltung österreichischer und internationaler Wertpapierinvestoren
des zweiten Halbjahres 2007 setzt sich im Jänner und Februar 2008 fort. Besondere Vorsicht lassen heimische
Anleger unter den gegebenen Rahmenbedingungen bei ausländischen Aktien erkennen, die nach vorläufigen
Schätzungen netto im Umfang von 1,4 Mrd Euro abgestoßen wurden. Auch die Wiener Börse, die sich
dem schwierigen internationalen Finanzmarktumfeld nicht entziehen kann, ist mit Nettoverkäufen ausländischer
Anleger konfrontiert. Gefragt sind derzeit traditionelle Finanzinstrumente wie Einlagen oder Kredite.
Die von den US-Immobilienmärkten ausgehenden Finanzmarktverwerfungen beeinflussen infolge der hohen Internationalisierung
Österreichs auch den heimischen Kapitalverkehr mit dem Ausland merkbar. Obwohl heimische Finanzmarktakteure
kaum direkt in diesen Märkten engagiert waren, haben sie ihr Anlageverhalten den geänderten Rahmenbedingungen
angepasst. Nach vorläufigen Schätzungen trennten sich österreichische Wertpapierinvestoren im Jänner
und Februar 2008 vonausländischen Titeln im Gegenwert von 2,7 Mrd Euro, nachdem sie im Vergleichszeitraum
2007 noch mehr als 10 Mrd Euro investiert hatten. Deutliche Zurückhaltung war etwa bei internationalen Aktien
zu erkennen, die - insbesondere von Investmentfondsgesellschaften - in Höhe von 1,4 Mrd Euro netto verkauft
wurden. Umgekehrt stießen auch ausländische Anleger österreichische Aktien per Saldo in Höhe
von 0,3 Mrd Euro ab.
Von Unsicherheit geprägt war neben dem Börsegeschehen auch jenes an den Rentenmärkten. Nach äußerst
reger Veranlagung heimischer Investoren im Jänner und Februar 2007 (9,0 Mrd Euro) waren in diesem Segment
nun Nettoverkäufe von 1,8 Mrd Euro zu verzeichnen. So veräußerten etwa Unternehmen im Jänner
und Februar 2008 Geldmarktpapiere in Höhe von fast 1 Mrd Euro. Gleichzeitig nahmen auch internationale Anleger
ihr Engagement in österreichischen Rentenpapieren um fast zwei Drittel auf 8,4 Mrd Euro zurück.
Diese Abkehr von Wertpapierinvestments geht mit einer massiven Ausweitung alternativer Finanzanlagen – vor allem
in Form von Krediten und Einlagen – einher: Der Forderungsaufbau aus „Sonstigen Investitionen“ schnellte im Berichtszeitraum
2008 auf 21,6 Mrd Euro empor (Vergleichszeitraum 2007: 3,5 Mrd Euro). Österreichs - vorwiegend institutionelle
- Anleger setzen derzeit wieder verstärkt auf relativ risikoarme Veranlagungsinstrumente. Auch die österreichischen
Geschäftsbanken bauten ihre Forderungen in den ersten beiden Monaten 2008 mit 17,7 Mrd Euro stärker aus
als zuletzt (14,6 Mrd Euro).
Österreichs Rolle als Nettokapitalexporteur steht in Einklang mit einem stabilen Trend zu steigenden Leistungsbilanzüberschüssen,
der auch in den Monaten Jänner und Februar 2008 fortgesetzt wurde (4,0 Mrd Euro nach 3,3 Mrd Euro). |