Ludwig: "Moderner Wohnbau muss sozial und ökologisch vereinen"   

erstellt am
22. 04. 08

Wien (rk) - "Erfolgreiche Wohnbaupolitik darf nicht zwischen sozial und ökologisch entscheiden, sie muss beides ermöglichen", betonte Wohnbaustadtrat Dr. Michael Ludwig am 22.04. im Rahmen des Mediengesprächs des Bürgermeisters. Die Stadt Wien gehe seit vielen Jahren mit immer neuen Maßnahmen zur Stärkung des ökologischen Wohnbaus und zur Reduktion klimaschädlicher CO2- Emissionen voran und beweise damit, dass durch den effizienten Einsatz der Wohnbauförderungsmittel tatsächlich beides möglich und machbar ist. "Die Wohnbauförderung spielt dabei die entscheidende Rolle. Sie ist das zentrale Instrument - sowohl für die ausreichende Schaffung und Sicherung erschwinglichen Wohnraums, aber auch für gezielte Maßnahmen zum Umweltschutz. Wien setzt die Mittel der Wohnbauförderung im Rahmen des Zweckzuschussgesetzes ausschließlich für den Bereich Wohnen ein. Dadurch tragen wir nicht nur entscheidend zum Klimaschutz bei, sondern sichern daneben auch die Neuerrichtung leistbarer Wohnräume für die Wiener Bevölkerung, die Sanierung bestehender Altbauten und die direkte finanzielle Unterstützung sozial Schwächerer. Die Stadt Wien legt aber auch höchstes Augenmerk auf kostengünstiges Bauen: Der Kostendruck bei Baustoffen und Energie, der laut WIFO in den nächsten Jahren anhalten wird, stellt auch die Baubranche vor neue Herausforderungen. 'Einfach sozialer Wohnbau' ohne Qualitätsabstriche ist das Gebot der Stunde. Daher werden die künftigen Bauträgerwettbewerbe verstärkt auf architektonisch interessante und qualitativ hochwertige Lösungen ausgerichtet sein, die auch eine kostengünstigere Umsetzung gewährleisten", stellte Ludwig klar.

Ein Bundesklimaschutzgesetz, wie kürzlich vorgeschlagen, bewertete der Wohnbaustadtrat grundsätzlich positiv, wichtig sei aber auch, dass der betreffende Gesetzestext ein konkretes Programm beinhalte. "Was wir in Wien seit Jahren mit dem Klimaschutzprogramm KliP vormachen, ist nun auch im Umweltministerium angekommen. Die Wiener Stadtregierung, die in Sachen Klimaschutz geschlossen an einem Strang zieht, zeigt wie erfolgreiches Teamwork aussehen kann. Von unserer Seite gibt es ein klares Ja zur höheren Energieeffizienz und ein klares Ja zum Klimaschutz. Ebenso deutlich sage ich aber auch Ja zur Weiterführung des sozialen Wohnbaus, wie er in Wien eine jahrzehntelange Tradition hat und um den Wien in der ganzen Welt beneidet und geachtet wird", unterstrich Ludwig.

Der Wiener Wohnbau leistet im Rahmen des Wiener Klimaschutzprogramms KliP einen maßgeblichen Beitrag zum Schutz der Umwelt. Im geförderten Neubau ist bereits seit 1998 der Niedrigenergiestandard verpflichtend, dadurch werden im Vergleich zu Gebäuden im 90er-Jahre-Standard pro Jahr rund 25.000 Tonnen CO2 eingespart. Daneben forciert Wien die Passivhaustechnologie als konsequente Weiterentwicklung des Niedrigenergiehauses. Schon jetzt weist die Stadt Wien im Österreichvergleich die höchste Fläche an Passivhäusern auf. Mit dem Projekt Eurogate setzt die Stadt Wien den nächsten Meilenstein im ökologischen Wohnbau: Noch heuer soll auf den Gründen des ehemaligen Bahnhofs Aspang mit dem Bau der größten Passivhaussiedlung Europas begonnen werden.

Eine wesentliche Rolle spielen auch thermisch-energetische Sanierungen im Rahmen der Stadterneuerung. Bis Ende 2006 wurde die thermische Sanierung von mehr als 149.000 Wohneinheiten gefördert, davon rund 59.000 Wohneinheiten im Rahmen der thermisch- energetischen Wohnhaussanierung (Thewosan). Der Beitrag zum Klimaschutz ist eine Reduktion von jährlich mehr als 234.000 Tonnen CO2 insgesamt. Auf Thewosan entfallen rund 96.000 Tonnen pro Jahr.

Wohnbauförderung erfüllt wichtige sozialpolitische Funktion
"Die Wiener Wohnbauförderung hat eine wesentliche sozialpolitische Funktion und darf nicht zu einem Instrument reformiert werden, das primär dem Klimaschutz Rechnung tragen soll. Angesichts aktueller Prognosen, die eine deutliche Bevölkerungszunahme voraussagen, ist von besonderer Bedeutung, die Mittel der Wohnbauförderung zur Deckung des Wohnbedarfs zu verwenden. Die weltweit einzigartige Stellung, die der soziale Wohnbau heute in Wien einnimmt - insgesamt werden rund zwei Drittel aller Neubauwohnungen in Wien gefördert - soll auch in Zukunft erhalten bleiben. Allein bis Ende 2009 werden wir mit den Mitteln der Wohnbauförderung rund 20.000 neue Wohnungen errichten sowie pro Jahr rund 10.000 Altbauwohnungen sanieren", hielt der Wohnbaustadtrat fest. Einen weiteren wichtigen Schritt zur Sicherung erschwinglicher Wohnräume, aber auch als Basis für eine weitere Ökologisierung des Wiener Wohnbaus, stellt die im Vorjahr beschlossene Neubauverordnung dar.

Aktuell befindet sich die Wohnbauförderung mit rund 600 Mio. Euro auf absolutem Rekordwert: Zu den rund 460 Millionen Euro, die das Land Wien im Schnitt vom Bund erhält, legt Wien - für die Investitionen in die Errichtung und Sanierung von Wohnungen - weitere 140 Millionen Euro drauf. Insgesamt investierte das Land Wien im Jahr 2007 rund 530 Mio. Euro in Neubau, Sanierung und Direktunterstützungen.

Die Wiener Wohnbauförderung im internationalen Vergleich
Die Stadt Wien setzt in der Verwendung der Wohnbauförderungsmittel ganz bewusst auf Objekt- und Subjektförderung und profitiert dadurch von den Vorteilen beider Systeme. "Zum einen greifen wir den Menschen, die unsere Hilfe benötigen gezielt unter die Arme, zum anderen investieren wir in den Neubau und die Sanierung von Wohnräumen. Wir setzen - im Gegensatz zu den meisten anderen europäischen Metropolen, die ausschließlich in die Subjektförderung investieren - ganz bewusst auf diese drei Säulen und leisten so, neben der Schaffung und Sicherung leistbarer Wohnräume auch einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz", so Ludwig.

Durch die gleichzeitige Objekt- und Subjektförderung errichtet die Stadt Wien nicht nur mehr Wohnungen als andere Großstädte, sondern saniert auch deutlich mehr Altbauten. Vergleichbar in Bezug auf die neugebauten Wohnungen ist die Stadt München, jedoch werden von den rund 5.000 neuen Wohnungen pro Jahr nur 20% gefördert - also nur rund 1.000. Dem stehen in Wien aber knapp 7.000 geförderte Wohnungen pro Jahr gegenüber. Noch deutlicher wird die Vorreiterrolle Wiens im Bereich der Sanierung: Pro Jahr werden in Wien rund 10.000 Wohnungen gefördert saniert, die Stadt München saniert im selben Zeitraum nur etwa 1.000 Wohnungen. Auch das, was die Bevölkerungszahl betrifft vergleichbare Barcelona saniert pro Jahr mit rund 3.800 Wohneinheiten deutlich weniger als die Stadt Wien.

Sanierungsoffensive leistet wichtigen Beitrag zum Klimaschutz
Lebensqualität hängt eng mit der Wohnzufriedenheit zusammen, deshalb forciert die Stadt Wien die Stadterneuerung. "Durch die konsequente Sanierungstätigkeit der Stadt Wien erreichen wir eine deutliche Verbesserung der Wohn- und Lebensqualität, aber auch eine generelle Attraktivierung des Wohnumfeldes und machen ehemals abgewohnte Grätzel als Wohn- und Lebensraum wieder interessant. Gleichzeitig schaffen wir damit die Rahmenbedingungen für ein ausgewogenes gesellschaftliches Zusammenleben. Derzeit arbeiten wir an einer Sanierungsverordnung, die eine weitere Steigerung der Sanierungsrate zum Ziel hat", informierte der Wohnbaustadtrat.

Aktuell liegt ein besonderer Schwerpunkt auf der Sanierung des Bereichs des Wiener Westgürtels. Derzeit sind im Bereich des Westgürtels 426 Projekte in Vorbereitung oder bereits in Bau. Die Stadt Wien investiert für diese Vorhaben rund 311 Millionen Euro. Die Sanierungsoffensive spielt jedoch nicht nur für die Lebensqualität eine wichtige Rolle, sondern leistet auch einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz. Alleine durch die thermisch- energetischen Sanierungsmaßnahmen konnten im Jahr 2006 über 234.615 Tonnen an CO2-Emissionen eingespart werden, davon entfallen über 96.600 auf die Förderschiene Thewosan. Ein mit Thewosan wärmegedämmtes Wohnhaus verbraucht um etwa die Hälfte weniger Energie für Raumwärme als ein Haus ohne Thermo-Fassade. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Forcierung der Passivhaustechnologie als Weiterentwicklung des Niedrigenergiehauses. Erst kürzlich konnte das mittlerweile zehnte geförderte Passivhausprojekt in Wien an die MieterInnen übergeben werden.

Die Stadt Wien bietet eine Vielzahl an Förderungen zur Sanierung alter und älterer Wohnbauten - dies reicht von der Nutzung alternativer Energiequellen wie beispielsweise der Sonnenkraft über Dachbodenausbauten bis hin zur Wärmedämmung von Häuserfassaden und ganzen Wohnblöcken. Daneben ist die Wohnbauförderung auch beim Umstieg auf alternative Energieträger wie Fernwärme, Biomasse oder Sonnenkraft unverzichtbar.

Wohnbauförderung schafft Win-Win-Situation

"Die Stadt Wien zeigt seit vielen Jahren vor, dass den konsequenten Einsatz der Wohnbauförderungsmittel sowohl soziale Aufgaben als auch Maßnahmen zum Klima- und Umweltschutz möglich sind. Von dieser Win-Win-Situation profitieren alle: die Wienerinnen und Wiener, denen auch in Zukunft ein ausreichendes Angebot bedarfsgerechter, erschwinglicher Wohnräume zur Verfügung steht. Die Stadt Wien, da der Wiener Wohnbau zum einen zu der ausgezeichneten Lebensqualität beiträgt, zum anderen weil er die Basis für ein ausgewogenes gesellschaftliches Zusammenleben legt. Und natürlich auch die Umwelt, da in Wien der ressourcenschonende und energieeffiziente Wohnbau seit Jahren seinen Beitrag leistet und auch in Zukunft leisten wird", unterstrich Ludwig.
 
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