Verkehrsausschuss diskutiert über Jahresprogramm der EU
Wien (pk) - Verkehrsminister Werner Faymann sieht in Bezug auf die Wegekosten-Richtlinie noch einiges
an Überzeugungsarbeit in der EU auf Österreich zukommen. Bei der Behandlung des entsprechenden Jahresprogramms
der Europäischen Union in der Sitzung des Verkehrsausschusses am 30.04. warnte er überdies vor überzogenen
Erwartungen in Sachen Ökologisierung des Verkehrs und meinte, Österreich werde sich noch "sehr viel
Gehör" bei seinen Partnern verschaffen müssen. Am Beginn der Sitzung wurde Abgeordnete Anita Fleckl
(S) einstimmig zur neuen Obfrau des Verkehrsausschusses gewählt.
In der Debatte drängte Abgeordnete Gabriela Moser (G) auf eine Ökologisierung der Wegekosten-Richtlinie
und kritisierte den gegenständlichen Entwurf als Schönfärberei im Sinne der Frächterlobby.
Was den Brenner-Basistunnel betrifft, fürchtete sie eine Verlagerung der Prioritäten der neuen italienischen
Regierung in Richtung der Brücke über die Straße von Messina.
Abgeordneter Karlheinz Klement (F) forderte beim Brenner-Basistunnel eine Kostenregelung, bei der die EU die Hauptfinanzierung
übernimmt, und gab zu bedenken, es könne nicht sein, dass Österreich den größten Teil
der Kosten trage.
Das Brenner-Projekt wurde auch von der Abgeordneten Karin Hakl (V) angesprochen, die für eine baldige Kontaktaufnahme
mit dem neuen italienischen Verkehrsminister sowie eine koordinierte Vorgangsweise mit Südtirol und Bayern
eintrat.
Abgeordneter Sigisbert Dolinschek (B) wiederum thematisierte die anstehende Postliberalisierung und warnte dabei
vor einer Aushöhlung des ländlichen Raumes.
Verkehrsminister Werner Faymann stellte klar, dass eine Veränderung der Wegekosten-Richtlinie in Richtung
Ökologisierung nach Schweizer Vorbild nicht in 2 bis 3 Monaten erledigt werden könne, und rechnete mit
noch sehr viel Überzeugungsarbeit Österreichs. Man befinde sich innerhalb der EU in einer Position, wo
man am ehesten noch eine Unterstützung durch Frankreich erwarten könne, sagte er. Er warnte grundsätzlich
vor überzogenen Erwartungen, wie etwa scharfen Reglementierungen des Verkehrs, und gab zu bedenken, dass sich
Österreich im Gegensatz zur Schweiz als Mitglied der EU mit seinen Partnern abstimmen müsse. Ausdrücklich
unterstützte Faymann sektorale Fahrverbote wie jenes in Tirol.
In Sachen Brenner-Basistunnel kündigte der Minister bereits für nächste Woche in Slowenien Gespräche
mit seinen EU-Amtskollegen an. Die offizielle Haltung Italiens habe sich nicht verändert, auch werde die Finanzierungsschiene
der EU nicht in Frage gestellt. Entsprechende Beschlüsse Italiens wären, wie Faymann bemerkte, allerdings
hilfreich.
Zu den Liberalisierungsplänen bei der Post betonte der Minister, diese hätten für die Konsumenten
positive Seiten. Es gelte aber zu bedenken, dass der Wettbewerb alleine nicht alle Bedürfnisse erfüllen
könne. Die entscheidende Frage werde darin bestehen, wie man die Qualität der Versorgung des ländlichen
Raumes mit Postdiensten sicherstellen könne, war sich Faymann klar.
Staatssekretärin Christa Kranzl nahm zu Fragen aus den Technologiebereich Stellung, die von den Abgeordneten
Karlheinz Klement (F) und Karin Hakl (V) aufgeworfen wurden. Sie sah im Galileo-Projekt eine große Chance
für österreichische Unternehmen, ihr Know-How einzubringen, und versicherte, durch die nunmehr gefundene
Finanzierung der EU würden keine zusätzlichen Kosten für Österreich entstehen. Bezüglich
der Forschungsförderungsprogramme ortete sie generell ein Manko bei der diesbezüglichen Information der
KMU.
Das Jahresprogramm wurde mit S-V-G-Mehrheit zur Kenntnis genommen und gilt damit als enderledigt. |