Gleichbehandlungsausschuss der Parlamentarischen Versammlung in Wien
Wien (pk) - Der Gleichbehandlungsausschuss der Parlamentarischen Versammlung des Europarates traf
sich am 29.04. zu einem Meeting in den Räumlichkeiten des Österreichischen Parlaments, um sich mit Fragen
der Geschlechtergerechtigkeit, der Frauenförderung, der Bekämpfung von häuslicher Gewalt und der
Bekämpfung von Frauenhandel zu befassen. Eröffnet wurde die Sitzung mit einem Gedankenaustausch zum Thema
Geschlechtergerechtigkeit am Beispiel Österreichs.
Die Vorsitzende der österreichischen PV-Delegation, Abgeordnete Gisela Wurm (S), begrüßte die anwesenden
Vertreter und wies auf die Wichtigkeit der Kampagne zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen hin. Sodann kündigte
sie die Hauptrednerinnen des Themenblocks an und meinte, diese spielten sämtlich eine gewichtige Rolle in
der heimischen Frauenpolitik.
Bundesministerin Doris Bures stellte sodann die heimische Gleichstellungspolitik vor. In Österreich verfolge
man hier eine duale Strategie, Gender Mainstreaming zum einen, Frauenförderung zum anderen. Und da es sich
bei diesen Fragen um eine Querschnittmaterie handle, sei das zuständige Ressort auch direkt beim Bundeskanzleramt
angesiedelt, erklärte Bures, die auch auf die gesetzlichen Grundlagen hinwies. So gebe es seit 1979 ein Gleichbehandlungsgesetz
für die Privatwirtschaft, zudem existiere auch das Bundesgleichbehandlungsgesetz für den öffentlichen
Dienst.
Die Ministerin verwies auf die zahlreichen österreichischen Aktivitäten gegen häusliche Gewalt und
ging dabei aus gegebenem Anlass auf den Fall in Amstetten ein, der die Notwendigkeit deutlich unterstreiche, auf
dem Gebiet der Bekämpfung solcher Taten noch aktiver zu werden. Es müsse unmissverständlich klar
gemacht werden, dass Gewalt gegen Frauen keine Privatangelegenheit, kein Kavaliersdelikt ist, sondern eine massive
Menschenrechtsverletzung.
Bures erinnerte bei dieser Gelegenheit daran, dass täglich 17 Gewalttäter von der Exekutive weggewiesen
würden, was zeige, wie brisant dieses Thema nach wie vor sei. Es genüge nicht, sich auf die rechtlichen
Rahmenbedingungen zu verlassen, es brauche auch flankierende Maßnahmen. Konkret müsse den Frauen signalisiert
werden, dass sie mit ihrer Lage nicht allein seien, dass sie Unterstützung und Betreuung finden können.
Zum Thema Frauenhandel merkte Bures an, dieses müsse in seiner Gesamtheit betrachtet werden, würden Frauen
in diesem Zusammenhang doch in mehrfacher und auf verschiedenste Art ausgebeutet. An dieser Stelle müsse noch
mehr Bewusstsein für die Problematik geschaffen werden. Eine eigene interministerielle Taskforce arbeite bereits
an einem entsprechenden nationalen Aktionsplan, führte die Ministerin aus.
Bures legte schließlich ein Bekenntnis zum Gender Budgeting ab und informierte die Teilnehmer des Meetings,
dass dieses in Österreich ab 1. Januar 2009 als Staatszielbestimmung in die Bundesverfassung aufgenommen werde.
Es brauche geschlechtergerechte Budgets auf allen Ebenen bis hin zur Gemeinde, so Bures, die sich abschließend
für verstärkte internationale Kooperation auf gesamteuropäischer Ebene aussprach.
Abgeordnete Maria Rauch-Kallat (V) wies in ihrem Statement darauf hin, dass de iure jegliche Diskriminierung verboten
sei, dass aber in der Praxis die Einkommensschere zwischen Männern und Frauen nur unmerklich kleiner werde,
wofür es drei Gründe gebe: den Berufseinstieg, die Berufsunterbrechung und den Berufsaufstieg.
Man sei konkret damit konfrontiert, dass immer noch viele junge Frauen so genannte "typische Frauenberufe"
ergriffen, die a priori schlecht bezahlt seien. Hier gelte es, Frauen in atypische Berufe, vor allem in technische
Berufe, zu bringen, wozu auch entsprechende Initiativen gesetzt worden seien.
Weiters müsse mehr Augenmerk der Vereinbarkeit von Familie und Beruf geschenkt werden. Hier seien Väter
verstärkt in die Betreuungspflichten einzubeziehen. Mit dem Kinderbetreuungsgeld und den Regelungen zu seiner
Auszahlung habe man auch hier entsprechende Schritte gesetzt, so die Rednerin.
Schließlich habe man Mentoring-Programme initiiert, um die Berufsaufstiegsmöglichkeiten zu optimieren.
All diese Maßnahmen dienten dazu, die Einkommensschere zwischen Frau und Mann zu schließen.
Abschließend wies Rauch-Kallat noch auf Aktivitäten zur Frauengesundheit und auf Programme gegen Gewalt
gegen Frauen hin, dabei besonders auf das Antistalkinggesetz verweisend, aber auch die Initiativen zur Bekämpfung
von "harmful traditions" in den Vordergrund rückend, bei der es vor allem darum gehe, entschlossen
gegen Genitalverstümmelungen, Zwangsverheiratungen und so genannte "Verbrechen im Namen der Ehre"
vorzugehen.
Weiters auf der Agenda der heutigen Sitzung stehen noch mehrere Themen mit klarem Frauenbezug. So wird Ingrida
Circene aus Lettland über Maßnahmen zur Förderung von Frauen in einer modernen multikulturellen
Gesellschaft referieren. Lokman Ayva aus der Türkei wird sich mit dem Potential von "E-Learning"
für Erziehung und Training befassen, und Lydie Err aus Luxemburg spricht zu den Auswirkungen verschiedener
Wahlsysteme auf die Repräsentanz von Frauen in Parlamenten.
Am Nachmittag stehen dann die Themen "Menschenhandel", "so genannte Verbrechen im Namen der Ehre"
und "häusliche Gewalt" im Zentrum der Beratungen. Schließlich wird Minodora Cliveti (Rumänien)
auf die Rolle der Frau im interkulturellen Dialog eingehen, ehe sich Steingrimur Sigfusson mit dem öffentlichen
Image von Frauen auseinandersetzt.
Am 30.04. wird sich der Gleichbehandlungsausschuss der PV des Europarates im Rahmen einer Abschlusskonferenz erneut
mit dem Thema häusliche Gewalt befassen, mit der eine zweijährige Kampagne des Europarates zu einem vorläufigen
Abschluss gebracht wird. Dabei geht es darum, den Opfern Schutz, Hilfe und Unterstützung angedeihen zu lassen,
die gesetzlichen Möglichkeiten der Bekämpfung häuslicher Gewalt zu stärken und allgemein eine
Haltungsänderung der Öffentlichkeit in diesen Fragen herbeizuführen. An der morgigen Veranstaltung
werden auch Bundeskanzler Alfred Gusenbauer und der Präsident der Parlamentarischen Versammlung Lluis Maria
de Puig teilnehmen. |