Kaiser-Maximilian-Preis 2008 an die Außenministerin Griechenlands, Dora Bakoyannis, verliehen    

erstellt am
09. 05. 08

Innsbruck (rms) - Nach dem traditionellen landesüblichen Empfang vor dem Goldenen Dachl fand am 8. Mai, am Vorabend des Europatages, in den Ursulinensälen am Marktplatz der feierliche Festakt der Kaiser-Maximilian-Preis-Verleihung 2008 statt. Mit dem von Land Tirol und Stadt Innsbruck gestifteten Preis wurde die griechische Außenministerin Dora Bakoyannis ausgezeichnet.

Bürgermeisterin Hilde Zach konnte zu diesem bedeutungsvollen europäischen Ereignis zahlreiche hochrangige Gäste begrüßen. So u. a. Österreichs Außenministerin Dr. Ursula Plassnik, Festredner Landeshauptmann DDr. Herwig van Staa, den Botschafter Griechenlands in Österreich, Zografos Panayotis, Generalkonsulin Catharina Pappas, hochrangige Vertreter des Kongresses der Gemeinden und Regionen des Europarates, Bischof Dr. Manfred Scheuer, Rektor Univ.-Prof. Dr. Karlheinz Töchterle sowie Mitglieder des Stadtsenats und Gemeinderats. Auch der Gatte der Geehrten Issidoros Kouvelos und Sohn Kostas waren mit nach Innsbruck gekommen.

Einleitend erwies Bürgermeisterin Hilde Zach der „jungen Alt-Bürgermeisterin von Athen und jetzigen Außenministerin“ die Ehre, sie mit griechischen Worten zu begrüßen und zu würdigen. „Europa braucht überzeugte und überzeugende Persönlichkeiten, wie Dora Bakoyannis“, so Zach, die in ihrer Ansprache u.a. die wichtige Rolle der Städte und Regionen hervorhob und die Bedeutung der europäischen Verfassung würdigte, mit der zum Vorteil der Städte und Gemeinden das Subsidiaritätsprinzip neu definiert und gestärkt werde.

Landeshauptmann DDr. Herwig van Staa gab seiner Freude Ausdruck, dass wieder eine Frau mit dem Europapreis ausgezeichnet werde und dass diese aus Griechenland, der Wiege der Demokratie, stamme. „Europa ist an einem Wendepunkt angelangt, das Europa der kriegerischen Auseinandersetzungen, der Grenzbalken und menschenverachtender Regime sollte der Vergangenheit angehören. Nicht fürchten, sondern sich den Herausforderungen stellen“, muss die Devise sein“, so van Staa.

Außenministerin Dr. Ursula Plassnik bezeichnete den Kaiser Maximilian-Preis als eine gelungene Verknüpfung zwischen Europa und Innsbruck. Dora Bakoyannis bezeichnete sie als Freundin und als Frau der Superlative und als eine der verlässlichsten und engagiertesten Mitgestalterinnen für das neue Europa.
Bakoyannis sei eine Wegbereiterin für die Vielfalt der Sprachen, sie stehe für den Dialog der Kulturen und sie fülle als Frau eine Lücke in den europäischen Gipfeln, die hauptsächlich von Männern beherrscht werden.

Dora Bakoyannis bezeichnete es in ihren Dankesworten als eine große Ehre von der Stadt Innsbruck und dem Land Tirol mit dem Europareis ausgezeichnet zu werden. „Der Preis ist wichtig für mich und für meine Arbeit für Europa. Innsbruck ist eine wunderbar geführte europäische Stadt. Man fühlt es und man sieht es. Nur ein starkes Europa mit starken Städten und Regionen kann eine Balance zu den anderen Mächten der Welt sein“, so Bakoyannis.

Der Kaiser-Maximilian-Preis
Mit der Verleihung des Kaiser-Maximilian-Preises werden jährlich außerordentliche Leistungen von Persönlichkeiten und Institutionen aus dem Bereich der europäischen Regional- und Kommunalpolitik ausgezeichnet. Besondere Berücksichtigung finden Bemühungen um die Verwirklichung des Grundsatzes der Subsidiarität und der Inhalte der Charta der Lokalen Selbstverwaltung und der Charta der Regionalen Selbstverwaltung des Europarates.

Einstimmig sprach sich eine internationale Jury am 1. Februar 2008 für die Vergabe des Kaiser-Maximilian-Preises 2008 an die griechische Außenministerin, Frau Dora Bakoyannis, für ihre Leistungen im Bereich der Kommunalpolitik aus.

Stiftung des Preises
Das Land Tirol und die Stadt Innsbruck haben im Jahr 1997 aus Anlass der Vollendung des 85. Lebensjahres des langjährigen Bürgermeisters der Stadt Innsbruck und Präsidenten des Tiroler Landtages, Herrn DDr. Alois Lugger, in Anerkennung seiner Verdienste um Europa den Kaiser-Maximilian-Preis, Europapreis für Regional- und Kommunalpolitik des Landes Tirol und der Stadt Innsbruck, gestiftet. Der Preis besteht aus einer Urkunde und einer Medaille (Schautaler von 1509 Kaiser Maximilian I.) sowie einem Geldpreis in der Höhe von 10.000 €.

Die Preisträgerin 2008
Theodora "Dora" Bakoyannis wurde 1954 als ältestes von vier Kindern des griechischen Politikers Konstantin Mitsotakis in Kreta geboren. Mitsotakis war von 1990 bis 1993 griechischer Ministerpräsident und von 1984 bis 1993 Vorsitzender der liberal-konservativen Partei „Neue Demokratie“. Bakoyannis machte ihr Abitur an der Deutschen Schule in Paris. Sie studierte Politik- und Kommunikationswissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität München und setzte ihr Studium an der Universität von Athen, in den Fächern Politikwissenschaft und Öffentliches Recht, fort.

Im Jahr 1968 musste ihre Familie wegen der Militärdiktatur, die Griechenland sieben Jahre lang beherrschte, ins Exil nach Paris flüchten. Als die Militärherrschaft 1974 zusammenbrach, kehrten sie nach Griechenland zurück. Während der nächsten Jahre arbeitet Bakoyannis im Wirtschaftsministerium und später im Außenministerium. Nach der Wahl ihres Vaters zum Vorsitzenden der Partei „Neue Demokratie“ im Jahr 1984, war Bakoyannis als Büroleiterin tätig. Am 26. September 1989 wurde ihr Mann, der damals Abgeordneter der konservativen Partei „Neue Demokratie“ (ND) im griechischen Parlament war, beim Betreten seines Bürogebäudes von Mitgliedern der terroristischen Organisation „17. November“ erschossen.

Nach dem Mord an ihrem Mann kandidierte sie im Jahre 1989 erfolgreich in dessen Wahlkreis für die „Neue Demokratie“. Dieses Mandat der Bergregion Evrytania konnte sie 1990 und 1993 verteidigen. Im Oktober 1990 wurde sie in Mitsotakis’ Regierung zur Staatssekretärin und im Dezember 1992 zur Kulturministerin berufen. Von September 1991 bis August 1992 fungierte sie als ND-Generalsekretärin für Auswärtige Angelegenheiten und vertrat die Partei in dieser Funktion bei der Europäischen Demokratischen Union (EDU) und der Internationalen Demokratischen Union (IDU). 1994 wurde sie beim dritten Parteitag der „Neuen Demokratie“ in den Vorstand gewählt. Drei Jahre später wurde sie in dieser Position bestätigt und zweimal als Vorsitzende des Präsidiums wiedergewählt.

Bei der Parlamentswahl 1996 trat sie als Kandidatin für den Wahlkreis Athen-Zentrum an und gewann. 2000 konnte sie diesen Erfolg sogar noch steigern, indem sie die absolute Mehrheit der Stimmen erhielt. Im September 1997 wurde sie vom Vorsitzenden der ND, Kostas Karamanlis, zur Parteisprecherin für Entwicklungspolitik ernannt und war bei der Wahl 2000 im Kabinett der ND für Außen- und Verteidigungspolitik zuständig.

Am 20. Oktober 2002 wurde Dora Bakoyannis zur ersten Bürgermeisterin in der Geschichte Athens gewählt. Sie erreichte das Amt mit der größten Mehrheit, die ein Kandidat je hatte: 60,6%. Als Bürgermeisterin von Athen war Bakoyannis maßgeblich an der erfolgreichen Abwicklung der Olympischen Spiele 2004 beteiligt. 2005 wurde sie von der Organisation „City Mayors“ aus weltweit 550 nominierten Bürgermeistern zur Weltbürgermeisterin des Jahres gewählt.

Während ihrer Amtszeit als Bürgermeisterin von Athen, hat sie die Stadt nachhaltig verändert. Als sie ihr Amt im Jahr 2003 antrat, gab es in der Hauptstadt Griechenlands zahlreiche Probleme vor allem im Bereich Umwelt und Infrastruktur. Sie war die erste Frau im Amt der Bürgermeisterin Athens und damit auch die erste weibliche Gastgeberin von Olympischen Spielen. Nach den Olympischen Spielen hat sich Bakoyannis unermüdlich für eine Imageverbesserung der griechischen Hauptstadt eingesetzt. Ihr Ziel war es, eine nachhaltige Verbesserung der Infrastruktur zu erreichen und mit mehr Grünflächen und Parks eine lebenswertere Stadt für die Bürgerinnen und Bürger Athens zu schaffen.

Am 15. Februar 2006 trat sie das Amt der ersten weiblichen Außenministerin Griechenlands in der Regierung Karamanlis an.

Bisherige Preisträger
1998 Jordi Pujol, Präsident von Katalonien
1999 Dr. Josef Hofmann, Ehrenpräsident des Rates der Gemeinden und Regionen Europas
2000 Luc van den Brande, Präsident der Versammlung der Regionen Europas
2001 Baroness Farrington of Ribbleton, Großbritannien
2002 Erwin Teufel, Ministerpräsidenten des Landes Baden Württemberg, und
Dr. Heinrich Hoffschulte, 1. Vizepräsident des Rates der Gemeinden und Regionen Europas
2003 Alain Chénard, Präsident des Kongresses der Gemeinden und Regionen Europas a. D.
2004 Elisabeth Gateau, Generalsekretärin der Weltunion der Kommunen
2005 Jan Olbrycht, Mitglied des Europäischen Parlaments
2007 Dr. Michael Häupl, Präsident des Rates der Gemeinden und Regionen Europas
Graham Meadows, Generaldirektor a.D. der Europäischen Kommission.
 
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