Kurze Debatte zu einer schriftlichen Anfragebeantwortung
Wien (pk) - In der Debatte über die schriftliche Beantwortung einer Anfrage
an den Verkehrsminister sah Abgeordnete Dr. MOSER (G) einen inhaltlichen Zusammenhang zwischen der vorliegenden
AB und der vormittägigen Diskussion des 08.05. Denn einerseits wisse man, dass der Staat über Rückstellungen
in der Höhe von 531 Mill. Euro für den Ankauf von CO2-Zertifikaten verfügt, damit das Klimaschutzziel
ansatzweise erreicht werden könne, anderseits habe Bundesminister Faymann ein Infrastrukturprogramm für
den Straßenbau mit einen Umfang von 1,3 Mrd. Euro (2008) vorgelegt, das dazu beitragen soll, den Autoverkehr
flüssiger zu gestalten, und wahrscheinlich den Transitverkehr erhöhen wird. Letztlich führen diese
Maßnahmen aber dazu, dass auch die CO2-Emissionen steigen, gab Moser zu bedenken. Auch der Rechnungshof wies
darauf hin, dass bei den Umweltverträglichkeitsverfahren von Straßenbauprojekten die damit verbundenen
Emissionserhöhungen entweder unberücksichtigt bzw. als unerheblich eingestuft wurden. Kritik übte
Moser auch daran, dass die von der EU eingeräumten Bemautungsmöglichkeiten nicht ausgeschöpft werden,
wodurch Investitionen in die Bahn querfinanziert werden könnten. Auch was die S 31 betrifft, werde auf Wunsch
des SPÖ-Landeshauptmanns mit teuren ASFINAG-Geldern ein unsinniges Projekt errichtet, bemängelte Moser,
obwohl davon sensible Nationalparkregionen betroffen sind.
Bundesminister FAYMANN kam auf den Rahmenplan zu sprechen und informierte darüber, dass die Bundesländer
Finanzierungskosten, die durch das Vorziehen von Projekten entstehen, übernehmen. Außerdem gab er gegenüber
seiner Vorrednerin zu bedenken, dass Straßenbauprojekte auf Landes-, Bezirks- und Gemeindeebene von lokalen
Vertretern der Grünen oft ganz anders beurteilt werden.
Man müsse auch wissen, dass ca. ein Drittel des Budgets bis 2020 in Tunnelbauten (zweite Tunnelröhren),
und hier vor allem in Sicherheitsmaßnahmen fließt, unterstrich Faymann. Investitionen seien auch im
Bereich der Umfahrungen von großen Ballungsräumen erforderlich, weil diese in den letzten Jahren nicht
durchgeführt wurden. Wenn man sich allerdings die Tätigkeiten seines Ressorts genauer anschaut, dann
habe der Ausbau des öffentlichen Verkehrs das absolute Übergewicht. Was die Mautfrage angeht, so entspreche
die derzeit festgesetzte LKW-Maut auf Autobahnen und Schnellstraßen genau den Vorgaben der Wegekosten-Richtlinie;
kein einziger Cent mehr sei möglich. Österreich setze sich sehr wohl auf EU-Ebene dafür ein, die
LKW-Maut auf Schweizer Niveau zu erhöhen, führte der Minister weiter aus, aber derzeit unterstützen
diesen Vorschlag leider nur wenige Länder. Hinsichtlich der flächendeckenden LKW-Maut müsse man
zudem feststellen, dass es noch sehr viele ungelöste Fragen gibt. Negativ beurteilte Faymann auch die Forderung
nach einer Benzinpreiserhöhung, da man die Gesamtkosten für die Autofahrer in Betracht ziehen müsse.
Abgeordnete FLECKL (S) warf der Abgeordneten Moser eine einseitige Diskussion vor und gab zu bedenken, dass nicht
jeder Kilometer Straße, der gebaut wird, verteufelt werden könne. Sie setze sich für eine umweltfreundliche
und an den realen Lebensbedingungen der Menschen orientierte Verkehrspolitik ein, betonte Fleckl. Deshalb sei sie
froh darüber, dass die Regierung insgesamt 6,4 Mrd. Euro für den Ausbau der Schiene in die Hand nehme.
Für die Grünen sei der Verkehr der Klimasünder der Nation, aber ihre Argumentation halte einer differenzierten
Betrachtung nicht stand, erklärte Abgeordneter Mag. KUKACKA (V). Natürlich bestehe Einigkeit darüber,
die Verkehrsemissionen zu senken, aber überzogene Fahrverbote oder nicht-effiziente Geschwindigkeitsbeschränkungen,
wie dies die Grünen vorschlagen, seien keine geeignete Strategie. Kukacka plädierte für verbesserte
Abgasnormen für PKW und LKW und eine Verpflichtung der Autoindustrie, umweltfreundlichere Motoren rascher
marktreif zu machen. Außerdem wurde mit der Einführung der CO2-abhängigen NOVA ab 1. Juli 2008
ein ganz wesentlicher Kaufanreiz für abgasarme PKW geschaffen. Ferner komme es zu einer immer stärkeren
Beimischung mit Biokraftstoffen, erinnerte Kukacka, ab 1. Oktober 2008 werde der Anteil auf 5,75 % erhöht.
Abgeordnete ZWERSCHITZ (G) hegte angesichts der Wortmeldungen von Seiten der Koalitionsparteien Zweifel daran,
dass Österreich nur irgendwie geneigt sei, das Kyoto-Ziel zu erreichen. Der Verkehrsminister wollte zudem
den Eindruck erwecken, dass es sich nur um Umfahrungsstraßen handle, was bei vierspurigen Autobahnen – wie
z.B. bei der S 37 – aber wohl nicht mehr gelten könne. Was das Klimaziel angeht, so sei der Rechnungshof der
Auffassung, dass mit der derzeit schleppenden Umsetzung der in der Klimastrategie geplanten Maßnahmen diese
Vorgaben nicht erreicht werden können. Außerdem sei eine dringende Reduktion der Treibhausgabe erforderlich.
Die FPÖ habe schon vor dem EU-Beitritt davor gewarnt, dass Österreich ein Durchhaus für den europäischen
Verkehr werden wird, erinnerte Abgeordneter DI KLEMENT (F). Nicht anfreunden könne er sich mit den Ideen der
Grünen, die so "verworren und kraus" sind, dass sie nicht diskutiert werden können. Eine Erklärung
und Auflistung erwartete sich Klement noch bezüglich der Zweckbindung der Mineralölsteuer, hier sei Faymann
– ebenso wie hinsichtlich der Finanzierung des Brenner-Basis-Tunnels – noch eine Antwort schuldig geblieben. Klement
wies noch darauf hin, dass endlich auch die Raumordnungsprobleme, die durch die Zersiedelung und das unkontrollierte
Wachsen von Gemeinden entstehen, gelöst werden müssen.
Abgeordneter DOLINSCHEK (B) war der Auffassung, dass der Ausbau des höherrangigen Straßennetzes und
das Einhalten der Klimaschutzziele kein Widerspruch sein müssen. Eine entsprechende Infrastruktur sei nicht
nur für die Wirtschaft wichtig, sondern auch für die Investoren, die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit
und den wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalt in einem Land. Notwendig sei auch eine gute Abstimmung zwischen
Verkehrs- und Raumplanung, meinte Dolinschek. Das Kyoto-Ziel soll natürlich erreicht werden, betonte der BZÖ-Mandatar,
aber dies könne nicht ausschließlich auf dem Rücken der Autofahrer ausgetragen werden oder zu Lasten
der Infrastruktur gehen. |