Zum sechzigsten Jahrestag Israels haben wirtschaftlichen Beziehungen einen vorläufigen Höhepunkt
erreicht – Exporte stiegen um 37,4%, Importe um 26%
Wien (pwk) - Am Freitag, dem 14. Mai 1948, verlas David Ben Gurion die israelische Unabhängigkeitserklärung.
Dieser Akt, der sich heuer zum 60. Mal jährt, war die Geburtsstunde des Staates Israel. Die Unabhängigkeitserklärung
hatte unmittelbar die Kriegserklärung der arabischen Nachbarstaaten zur Folge. Dieser Krieg dauerte bis Mitte
1949. Kurz nach den Waffenstillstandsabkommen zwischen Israel und den arabischen Kriegsgegnern wurde am 1.11.1949
von der Außenwirtschaft Österreich (AWO) die österreichische Außenhandelsstelle Tel Aviv
eröffnet.
„Zum 60. Jahrestag der Gründung des Staates Israel und dem 59-jährigen Bestand unserer Außenhandelsstelle
in Tel Aviv haben sowohl die politischen als auch die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Israel und Österreich
einen vorläufigen Höhepunkt erreicht“, sagt Walter Koren, Leiter der Außenwirtschaft Österreich.
Diese Dynamik gelte es zu nutzen, um die Erfolge der österreichischen Exportwirtschaft in Israel in den nächsten
Jahren weiter fortschreiben zu können.
„Die ersten Jahre der Wirtschaftsbeziehungen zwischen dem jungen Staat Israel und der neu erstandenen Republik
Österreich waren durch Kompensationsgeschäfte geprägt. Beispielsweise wurde israelisches Obst und
Gemüse gegen österreichische Rohstoffe und Maschinen getauscht“, berichtet Christian Lassnig, österreichischer
Handelsdelegierter in Tel Aviv, über die Anfänge der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen. Bald entwickelte
sich der bilaterale Handel aber im Einklang des wirtschaftlichen Aufschwungs. Bereits ab 1967 investierten österreichische
Unternehmen in den Aufbau der israelischen Papier-, Chemie- und Textilindustrie. Die Wirtschaftskammer Österreich
und ihre Außenhandelsstelle vor Ort leisteten dabei durch Messebeteiligungen, Wirtschaftsmissionen und aktive
Geschäftsanbahnung wertvolle Hilfe.
Das enge Netzwerk österreichischer und israelischer Wirtschaftstreibender half Krisen zu überwinden
„Der österreichischen Exportwirtschaft bietet sich heute ein hoch entwickelter Markt mit stabilen
Rahmenbedingungen und – bedingt durch das Assoziationsabkommen Israels mit der EU – liberalen Marktzugangsbedingungen“,
betont Lassnig. Dementsprechend entwickeln sich die Handelsbeziehungen auch hervorragend. Im Vorjahr steigerten
sich die österreichischen Exporte um 37,4% auf 208 Mio. Euro und die Importe aus Israel legten um 26% auf
123 Mio. Euro zu. Österreichische Firmen haben auch erkannt, dass sich die Marktbearbeitungen Israels und
der Nachbarstaaten nicht gegenseitig ausschließen, sondern sich unter Beachtung einiger Regeln und voneinander
getrennt problemlos durchführen lassen. Lassnig: „Österreich ist heute ein geschätzter Partner Israels
und die politischen Krisen der Vergangenheit spielen in den bilateralen Wirtschaftsbeziehungen keine Rolle.“ Vielmehr
half das enge persönliche Netzwerk österreichischer und israelischer Wirtschaftstreibender auch vergangene
Krisen zu überwinden. Einerseits durch Einflussnahme auf die Politik und andererseits durch enge Zusammenarbeit
zwischen Firmen beider Staaten. So haben z.B. österreichische Banken am Höhepunkt der Waldheimkrise den
israelischen KOOR-Konzern, der mit beinahe zwei Mrd. US-Dollar verschuldet war, mit Bürgschaftszusagen gestützt
und damit ein Konkursverfahren gegen den damals größten, in Gewerkschaftsbesitz befindlichen Industriekonzerns
Israels abgewendet, was nicht nur eine politische Krise sondern auch den Verlust tausender Arbeitsplätze verhindert
hat.
Österreichische Firmen haben in den letzten Jahren auch vermehrt an Ausschreibungen zu Infrastrukturprojekten
in Israel teilgenommen und konnten dabei Erfolge einfahren. So liefert etwa Siemens 86 Wendezug-Garnituren an die
israelischen Staatsbahnen. Die Alpine-Bau konnte gemeinsam mit einem israelischen Konsortialpartner den Tender
für einen Abschnitt der neuen Eisenbahnschnellverbindung Tel Aviv-Jerusalem mit mehreren Tunnelprojekten gewinnen.
Künftige Projekte im Infrastrukturbereich, v.a. Verkehrs-, Umweltschutz- und Energieprojekte, eröffnen
weiterhin Chancen für die österreichische Wirtschaft. Zahlreiche österreichische Firmen aus den
Bereichen Maschinenbau, Konsumgüterproduktion, Holz, Papier, Kunststoffe, Metallverarbeitende Industrie, Chemikalien
und Lebensmittel bearbeiten den israelischen Markt seit vielen Jahren erfolgreich und konnten auf breiter Front
das wachstumsbedingte Marktpotential in Israel nützen. Auch der Tourismus trägt dazu bei: Knapp 60.000
israelische Touristen haben im Jahr 2007 mit insgesamt 214.000 Nächtigungen zum österreichischen Dienstleistungsexport
nach Israel beigetragen. Mit zwei täglichen Flügen der AUA und fünf wöchentlichen Flügen
der El-Al bietet sich die Verbindung Wien-Tel Aviv auch als Hub für israelische Geschäftsreisende an. |