Milchquotenzuteilung auch für österreichische Bauern beschlossen
Wien (pk) - In der Sitzung des Landwirtschaftsausschusses fanden am 06.05. zunächst Beratungen
über die geplanten Änderungen des Marktordnungsgesetzes 2007 (MOG 2007) und des Marktordnungs-Überleitungsgesetzes
statt. Ausgangsbasis dafür war zunächst ein von den ÖVP-Abgeordneten Fritz Grillitsch und Jakob
Auer vorgelegter Initiativantrag, wobei im Laufe der Sitzung ein von ÖVP und SPÖ gemeinsam erarbeiteter
Abänderungsantrag eingebracht – und mehrheitlich beschlossen - wurde. Ebenso mehrheitlich beschlossen wurde
ein damit im inhaltlichen Zusammenhang stehender Antrag betreffend ein Bundesgesetz, mit dem die Referenzmengen-Zuteilungs-Verordnung
2006 geändert wird. Im konkreten geht es darin um die Zuteilung der Milchquoten bis 2009.
Vertagt wurde hingegen ein G-Entschließungsantrag, in dem die Grünen vor der gravierenden Abnahme der
biologischen Vielfalt warnen und sich u.a. für das Selbstbestimmungsrecht der Regionen auf eine gentechnikfreie
Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion in Europa einsetzen. Allerdings kündigten Vertreter von SPÖ
und ÖVP an, bis zum Plenum am Donnerstag noch eine Fünfparteien-Einigung in dieser Frage zu suchen.
Umsetzung des EU-Marktordnungsrechts auf nationaler Ebene
Die Marktordnungsänderungen betreffen vor allem den Bereich Cross Compliance, die Kriterien für Erzeugerorganisationen
im Bereich des Obst- und Gemüsesektors, die Nutzung der für die einheitliche Betriebsprämie beihilfefähigen
Flächen für Obst- und Gemüsekulturen, den Ausschluss oder die Zulassung bestimmter Erzeugnisse oder
Kulturen für die Gewährung der Beihilfe für Energiepflanzen sowie die Nutzung von Stilllegungsflächen
für die Erzeugung nachwachsender Rohstoffe.
Der Abänderungsantrag sieht u.a. vor, dass "in Verordnungen im Zusammenhang mit der Inanspruchnahme der
Rodungsregelung bei Rebflächen Anträge abgelehnt werden, wenn die kombinierte gerodete Fläche 8
% der nationalen Rebfläche oder 10 % einer bestimmten Region erreicht hat, und Reben in Berggebieten und Steillagen
sowie Flächen, bei denen die Anwendung der Regelung mit den Umweltbelangen unvereinbar sein würde, von
der Rodungsregelung ausgeschlossen werden". Ein weiterer wichtiger Punkt betrifft die Veröffentlichung
von Informationen über die Empfänger von Mitteln aus dem Europäischen Garantiefonds für die
Landwirtschaft (EGFL) und aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen
Raums (ELER), was in Hinkunft durch die AMA vorzunehmen ist. Die zu veröffentlichenden Informationen können
auch die Maßnahmen, für die die jeweiligen Empfänger Mittel erhalten haben, als weitere Information
enthalten.
Was den Antrag bezüglich der Milchquoten angeht, so wird die Verordnung des Bundesministers für Land-
und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft über die Zuteilung von Referenzmengen wie folgt geändert:
Für den Zwölfmonatszeitraum 2006/2007 stehen 20.000 Tonnen, für den Zwölfmonatszeitraum 2007/2008
stehen 13.000 Tonnen und für den Zwölfmonatszeitraum 2008/2009 stehen 69.000 Tonnen Anlieferungs-Referenzmengen
(Quoten für Lieferungen) aus der einzelstaatlichen Reserve zur Zuteilung an Milcherzeuger zur Verfügung.
Abgeordnete Anna Höllerer (V) sprach insbesondere die nationale Umsetzung der Weinmarktreform sowie die vorhandenen
nationalen Spielräume an. Ein großer Verhandlungserfolg für Österreich seien auch die Ausnahmeregelungen
bezüglich der Rodungsgebiete im Weinbau, unterstrich sie.
Abgeordneter Wolfgang Pirklhuber (G) befasste sich zunächst mit den Regelungen bezüglich Neueinsteiger
und der Härtefälle. Ausdrücklich begrüßte er die Vereinfachungen im Cross Compliance-Bereich
sowie die Transparenz der Fördermaßnahmen. Er stellte zudem eine Reihe von Detailfragen und erkundigte
sich beispielsweise danach, ob garantiert sei, dass bei den Energiepflanzen nur gentechnikfreies Saatgut verwendet
wird. Negativ beurteilte Pirklhuber die Milchquotenaufstockung, zumal die Handelsketten eine Preissenkung bei Milch
bereits angekündigt haben.
Abgeordneter Karlheinz Klement (F) ging auf die Weinmarktreform ein und kritisierte die massiven Rodungspläne
der EU. Es sei fast unglaublich, dass eine Mrd. € für die Zerstörung von Kulturlandschaft bezahlt werden
soll. Positiv beurteilte er die Entschärfung der Cross Compliance-Bestimmungen, weil dies eine Entlastung
für die Bauern bringe.
Abgeordneter Sigisbert Dolinschek (B) lobte die verbesserten Transparenzregelungen, befürchtete jedoch, dass
es sich dabei nur um Kann-Bestimmungen handle.
Abgeordneter Franz Eßl (V) hob die bürokratischen Erleichterungen für die Bauern hervor, etwa die
Einführung von Bagatellgrenzen. Daraufhin brachte er den Antrag betreffend die Milchquoten ein und begründete
ihn mit der gesamteuropäischen Entwicklung: Wenn ganz Europa zuteilt, dann müsse auch Österreich
nachziehen. Sein Fraktionskollege Hermann Schultes lobte die Verlängerung der Neueinsteigerregelung sowie
die praxisgerechte Organisation des Schulmilchwesens. Auch er verteidigte die Milchquotenzuteilung. Die heimischen
Molkereien müssen über ausreichend gute Milch verfügen, um ihre Qualitätsprodukte exportieren
zu können.
Abgeordneter Kurt Gaßner (S) war der Meinung, dass ein gutes Ergebnis erzielt wurde. Im besonderen hob er
die Härtefallkommission hervor, die eine wichtige Einrichtung darstelle, sowie die neuen Transparenzbestimmungen.
Bei der Veröffentlichung der Informationen über die Empfänger von Mitteln aus dem EGFL und dem ELER,
die von der AMA vorgenommen wird, gehe es nicht um das Schüren von Neidkomplexen, sondern um die transparente
Darstellung von Verwendung von Steuergeldern.
Seine Fraktionskollegin Petra Bayr (S) kam auf die aktuelle Diskussion rund um die Biotreibstoffe zu sprechen und
erinnerte daran, dass die Vereinten Nationen für eine Senkung der Beimischungsziele eintreten. Auch Abgeordneter
Wolfgang Pirklhuber (G) gab in diesem Zusammenhang zu bedenken, dass Österreich und die EU bereits jetzt enorme
Mengen an biogenen Kraftstoffen importieren.
Pröll für umfassende Offenlegung der Ausgleichszahlungen
Bundesminister Josef Pröll war der Auffassung, dass mit der Weinmarktordnung ein wichtiger Schritt gelungen
sei. Hinsichtlich der Kritik von Seiten des Abgeordneten Klement bezüglich der Rodungspläne gab er zu
bedenken, dass derzeit in Europa Weine im Wert von 500 Mill. € jährlich für die Verspritung verwendet
werden. Er halte es daher für sinnvoll, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen und den Schwerpunkt auf Qualitätsprodukte
zu setzen. Es sei ein Verhandlungserfolg für Österreich, dass nun auf nationaler Ebene definiert werden
könne, wo nicht gerodet werden darf, hob Pröll hervor. Damit könne verhindert werden, dass etwa
durch Pensionierungen "Lücken in die besten Riede gerissen werden". Positiv erwähnte der Minister
auch die Härtefallregelungen, den nationalen Spielraum bezüglich der Kriterien für die Anerkennung
von Erzeugerorganisationen im Bereich des Obst- und Gemüsesektors, die Einführung von Bagatellgrenzen
sowie die Erstreckung der Neueinsteigerregelung um ein Jahr. Dem Abgeordneten Dolinschek versicherte Pröll,
dass alle Informationen offen gelegt werden, und zwar die Namen der Bauern, die Betriebe und die Summen. Er kündigte
auch an, dass im Herbst das gesamte Ausgleichszahlungspaket veröffentlicht wird.
Bei den Energiepflanzen gebe es keine Hintertür, entgegnete Pröll dem Abgeordneten Klement, durch die
neuen Regelungen werde das Prinzip der Gentechnikfreiheit noch unterstrichen. Was die Zuteilung der Milchquoten
angeht, so sei es richtig, dass er in der EU gegen dieses System votiert habe, räumte der Minister ein, und
er werde sich auch in Hinkunft für andere, seiner Meinung nach bessere, Mechanismen einsetzen. Da nun die
europaweite Zuteilung (plus 2 %) komme, könne man aus Gründen der Fairness und Wettbewerbsgleichheit
den österreichischen Bauern ihren Anteil nicht vorenthalten. Bei der Diskussion um die Biotreibstoffe wünschte
sich Pröll eine umfassende und objektive Debatte, die alle Facetten umfasse. Die europäische Biotreibstoffproduktion
könne etwa nicht dafür schuldig gemacht werden, dass z.B. in Zimbabwe aufgrund der Ausweisung der weißen
Farmer nun die Landwirtschaft seit Monaten brach liege und eine Hungersnot ausgebrochen ist.
Grüne für biologische Vielfalt und gentechnikfreie Landwirtschaft
Gegenwärtig geht die biologische Vielfalt in einem noch nie da gewesenen Ausmaß verloren, gibt Abgeordneter
Wolfgang Pirklhuber (G) in einem Entschließungsantrag zu bedenken, der im Ausschuss vertagt wurde. Die Abgeordneten
Fritz Grillitsch (V) und Kurt Gaßner (S) verwiesen auf eine interne Absprache zwischen den Fraktionen, noch
bis zum Plenum am Donnerstag in dieser Frage eine Fünf-Parteien-Einigung anzustreben.
Der Achte Umweltkontrollbericht zeige laut G-Antrag auch in Österreich eine gravierende Abnahme der biologischen
Vielfalt: die Nutzungsveränderungen in der Landwirtschaft bewirken eine Segregation in Intensiv- und Extensivgebiete;
in Extensivgebieten (Gründlandflächen mit Mager- und Feuchtwiesen, Bergmähder, Streuobstwiesen)
wird die Landwirtschaft immer häufiger aufgegeben (rund 5.000 ha Grünlandfläche pro Jahr); die alpine
Biodiversität ist durch den Klimawandel bedroht.
Die Bundesregierung wird deshalb von den Grünen ersucht, auf EU-Ebene und anlässlich der UN-Konferenz
zur biologischen Vielfalt im Mai 2008 in Bonn für folgende Ziele einzutreten: das Selbstbestimmungsrecht der
Regionen auf eine gentechnikfreie Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion in Europa, Haftung für Schäden
der Gentechniklandwirtschaft nach dem Verursacherprinzip sowie Erhaltung eines gentechnikfreien Saatgutes durch
Arten- und Lebensraumschutz sowie durch kontinuierliche In-situ-Vermehrung des Saat- und Pflanzgutes traditioneller
Landsorten. |