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Landwirte könnten viel mehr Biogas "Ab Hof" verkaufen |
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Wallsee (nöwpd) - Biogas "Ab Hof" hat sich zur innovativen und ökologisch verträglichen
Ernährungsgrundlage von Hunderten Bauern in Niederösterreich entwickelt. Rund 90 Biogas erzeugende Kleinkraftwerke
sind landesweit in den letzten Jahren aus dem fruchtbaren Ackerboden gewachsen. Aus einem Gemisch von Gülle
und Pflanzenrohstoffen, wie Sonnenblumen, Grasschnitt, Mais oder Klee, entsteht in riesigen Silos durch Fermentierung
unter Luftabschluss wertvolles, energiereiches Methangas. Jetzt machen den Bauersleuten die hohen Rohstoffpreise
und die starre Ökostrompolitik erheblich zu schaffen. Biogas-Tankstellenbetreiber Harald Bala warnt vor falscher Meinungsbildung. Nicht die medial propagierten knappen Rohstoffressourcen und hohen Lebensmittelpreise wären Schuld an der Misere. Vielmehr ortet er dringenden Handlungsbedarf von öffentlicher Seite: "Wir brauchen in Österreich dringend eine faire Anpassung der Einspeistarife für Ökostrom, sonst geht der Bestand der Biogas-Anlagen pleite. Im amtlichen Fördertopf für die Ökostromerzeugung ruhen 45 Millionen Euro. Jährlich kommen weiter 20 Millionen dazu. Dieses Geld würde den Fortbestand der bundesweit rund 300 Biogas-Anlagen retten. Die Stromkunden müssten keineswegs eine Strompreissteigerung befürchten." Laut Bala liegen die Vorteile der Biogaserzeugung klar auf der Hand und in der Luft: "Biogas ist unsere Zukunft. Es stammt aus erneuerbarer Biomasse, wird lokal erzeugt und ist bei der Verbrennung zu 100 Prozent klimaneutral. Es müssen keine teuren, unsicheren, transkontinentalen Transportwege mittels Pipelines in Kauf genommen werden. Würde man etwa die Errichtungs- und Abbruchkosten eines Atomkraftwerkes in den Preis von Atomstrom einkalkulieren, wäre dieser für die Kunden unerschwinglich. Eine solche ehrliche Vollkostenrechnung wünschen wir uns für unsere Biogas-Kraftwerke." Spricht man mit Bauern, ist die Freude über die gestiegenen Preise ihrer landwirtschaftlichen Produkte groß. Sind diese Bauern aber auch noch Bio-Kraftwerksbesitzer, überwiegt aufgrund der enorm gestiegenen Kosten von Klee, Sonnenblumen und Mais die Angst vor dem wirtschaftlichen Ruin. Landwirt Walter Rosenberg, Obmann der Biogas-Genossenschaft Wallsee-Sindelburg im Mostviertel, bringt es auf den Punkt: "Wenn nicht bald der Ökostromtarif von derzeit 14,5 Cent für die Kilowattstunde auf ein realistisches Maß angehoben wird, und die pflanzlichen Rohstoffpreise auf ähnlich hohem Niveau bleiben, können wir zusperren." Rosenberg ist gemeinsam mit vier bäuerlichen Mitstreitern Eigner und Betreiber der Biogas-Anlage am Ortsrand. Zu einer Genossenschaft zusammengeschlossen haben sich die "Energie-Bauern" vor etwas mehr als zwei Jahren, als sich aus damaliger Sicht das Erzeugen von Ökostrom mittels Biogas noch rentiert hat. Mit ihrem Vorzeige-Biogas-Kraftwerk versorgen die fünf Männer die "Klimabündnis-Gemeinde" Wallsee-Sindelburg mit Strom und Erdwärme. "Stündlich entstehen in unserem Kraftwerk 528 Kilowattstunden Strom. Dieser wird ins Stromnetz eingespeist und versorgt rund tausend Haushalte, darunter ein Pensionistenheim und zwei Schulen. Die Wärme, die bei der Energiegewinnung entsteht, kommt als Fernwärme in 200 Häuser", freut sich stolz Obmann Rosenberg. Erfreulicher Nebeneffekt: Mit dem Abfall, der bei der Biogaserzeugung entsteht, düngen die Landwirte ihre Felder mit insgesamt 250 Hektar Anbaufläche. Als die Bauern vor zwei Jahren mit einer Anfangsinvestition von zwei Millionen Euro Errichtungskosten zu "Energie-Unternehmern" wurden, "konnte noch niemand ahnen, wie sich die Lebensmittelpreise und damit das Basismaterial für die Biogas-Erzeugung verteuern wird", meint Bala, der unweit von Wallsee-Sindelburg eine Biogas-Tankstelle betreibt. "Meine Tankstelle läuft im Gegensatz zur Ökostromproduktion ausgezeichnet. Heuer noch werde ich in Böheimkirchen eine weitere Tankstelle errichten." Nach Balas idealistischem Plan wird es in Niederösterreich bis Ende 2009 noch zehn solcher "Biogas-Zapfstellen" geben. Arne Ritzman, Projektmanager bei der "Arge Biogas und Kompost", sieht die Zukunft erneuerbarer Energieträger, wie Solarenergie, Windkraft und Biogas, jedenfalls optimistisch: "Schweden etwa hat schon seit Jahrzehnten kontinuierlich den Ausbau erneuerbarer Energieträger vorangetrieben. Erdgas ist endlich und wird uns irgendwann nicht mehr zur Verfügung stehen. Die Versorgung mit nicht endenden Energiestoffen ist zu 100 Prozent möglich und nötig. Ich bin davon überzeugt, dass wir die Vollversorgung noch in mehreren Ländern erleben werden." Informationen: http://www.kompost-biogas.info |
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