Experten erwarten für 2008 geringeres Rindfleischangebot in Europa   

erstellt am
19. 05. 08

Rückgang der Erzeugung und weniger Importe als Ursache
Wien (aiz/bmlfuw) - Rind- und Kalbfleisch werden in diesem Jahr in Europa knapper verfügbar sein, erwartet der Prognoseausschuss der EU-Kommission. Einerseits wird mit einem Rückgang der Erzeugung gerechnet, andererseits werden voraussichtlich deutlich weniger Rindfleischimporte aus Südamerika in die Union gelangen. Damit könnten die Schlachtviehpreise steigen. Im Jahr 2007 belief sich die Bruttoeigenerzeugung an Rind- und Kalbfleisch in den 27 Mitgliedsländern auf 8,28 Mio. t.

Nach Angaben der Zentralen Markt- und Preisberichtstelle (ZMP) in Bonn wird für 2008 ein Rückgang der Rind- und Kalbfleischerzeugung in der EU um 1% oder gut 80.000 t erwartet. Das ist nicht besonders drastisch, viel wird nach Ansicht der Experten jedoch davon abhängen, wie sich die Schlachtgewichte entwickeln, denn hier könnte ein starker Rückgang die Erzeugung deutlicher sinken lassen als angenommen. Zudem ist mit rückläufigen Fleischimporten aus Südamerika zu rechnen.

Brasilien hat es nicht verstanden, die von der EU geforderten Einfuhrbestimmungen zu gewährleisten. Die Folge sind erhebliche Importbeschränkungen für diesen mit einem Anteil von 66% wichtigsten EU-Lieferanten. Frühestens ab Sommer dieses Jahres wird laut ZMP mit einem Anstieg der Einfuhren gerechnet. Andere Anbieter können das nicht ausgleichen. Da die argentinische Regierung die Rindfleischausfuhren zwecks Inflationsbekämpfung im eigenen Land zu drosseln versucht, kann auch dieser zweitwichtigste EU-Anbieter (Anteil 17%) die Lücke nicht füllen. Uruguay und Australien werden ihre Liefermengen in die EU vermutlich steigern, doch wird das nicht ausreichen, um fehlende Mengen aus Brasilien und Argentinien zu ersetzen. Es ist deshalb mit einem merklichen Einfuhrrückgang zu rechnen.

Exporte und Verbrauch rückläufig
Sollte es zu dem erwarteten Produktions- und Einfuhrrückgang kommen, fällt das Rind- und Kalbfleischangebot in der Union im Vergleich zum Vorjahr um 180.000 t kleiner aus. Allerdings dürfte die Fehlmenge durch weiter rückläufige Exporte verringert werden. Die EU-Drittlandsausfuhren werden 2008, auch aufgrund des Währungsnachteils gegenüber dem US-Dollar, die Marke von 200.000 t wahrscheinlich unterschreiten. Die Langzeitprognose weist sogar aus, dass sie im nächsten Jahrzehnt praktisch gegen null tendieren.

Der Verbrauch an Rind- und Kalbfleisch dürfte laut Prognose die Zugewinne des vergangenen Jahres von etwas mehr als 100.000 t dieses Jahr wieder abgeben. Die geringere Verfügbarkeit und der steigende Verbraucherpreis werden voraussichtlich konsumdämpfend wirken. Es wird ein Rückgang von etwas mehr als 1% erwartet.

Preise sollten heuer steigen

Durch das kleinere Angebot und rückläufige Importe sollten in der Folge die Rindfleischpreise steigen. Die Mitglieder im EU-Prognoseausschuss rechnen mit einem Anstieg bei den Jungstierpreisen von etwa 7%. Das entspräche einem Zuwachs von 20 Cent je Kilogramm auf ein mittleres Niveau von EUR 3,15 je Kilogramm in der Handelsklasse R3. Die Schlachtkuhpreise könnten sogar noch etwas stärker steigen. Voraussetzung dafür wird jedoch sein, dass der Milchpreis nicht zu stark unter Druck gerät und die Tiere in der Milchproduktion gehalten werden.

EU-Rinderherde 2007 angewachsen

Im Jahr 2007 ist die EU-Rinderherde durch den Beitritt von Rumänien und Bulgarien auf gut 90 Mio. Tiere angewachsen. Betrachtet man aus Gründen der Vergleichbarkeit nur die EU-25, dann hat sich ein leichter Bestandsrückgang von 0,5% ergeben. Dies ist deutlich weniger als in den Vorjahren und hat nach Ansicht der Bonner Marktexperten auch mit der veränderten Lage am Milchmarkt zu tun. Die Quotenaufstockung und der gestiegene Milchpreis haben mehr Tiere in der Produktion gehalten. Dies machte sich in vielen Ländern auch am knappen Schlachtkuhangebot und festen Schlachtkuhpreisen bemerkbar.

Wie in den Vorjahren reichte auch 2007 die eigene EU-Erzeugung mit 8,28 Mio. t nicht aus, um den Bedarf am Binnenmarkt zu decken. Der Verbrauch nahm in der EU-25 um 1,2% gegenüber dem Vorjahr zu und belief sich unter Berücksichtigung der Beitrittsländer auf rund 8,4 Mio. t. Einfuhren von Lebendvieh und Fleisch im Umfang von 548.000 t standen Ausfuhren von 247.000 t gegenüber.

Da in den östlichen EU-Ländern und ganz besonders in Rumänien und Bulgarien nur wenig Rindfleisch verzehrt wird, ging der Pro-Kopf-Verbrauch 2007 bei steigender Bevölkerungszahl von 17,3 auf 16,9 kg zurück. Am beliebtesten ist Rindfleisch in Dänemark, Schweden, Frankreich und Italien, dort erreicht der Pro-Kopf-Verbrauch über 25 kg. Auch Österreich lag mit 18,1 kg über dem EU-Schnitt.
 
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