An der Entwicklung eines neuartigen, multifunktionellen Trainingsgerätes für die Raumfahrt
beteiligen sich MaschinenbauerInnen der Technischen Universität (TU) Wien
Wien (tu) - Mit dem neuen Trainingsgerät, das auch unter der Bezeichnung MDS (multifunktionelles
Dynamometer) geführt wird, sollen AstronautInnen möglichst viele Muskelfasern gleichzeitig aktivieren
können. Es ist platzsparend, kann beispielsweise an einer Wand vertikal aufgestellt werden, und funktioniert
mit einem kleinen Servo-Syncron-Motor, über den die Kraft erzeugt und mit zwei Seilzügen auf eine frei
bewegliche Hantelstange übertragen wird. Eine Forschungsgruppe rund um Professor Thomas Angeli vom Institut
für Konstruktionswissenschaften und Technische Logistik der TU Wien arbeitet seit 2006 in Kooperation mit
dem Zentrum für Sportwissenschaft der Universität Wien (Professor Norbert Bachl) an der Entwicklung eines
geeigneten Trainingsgerätes für den Weltraum. "Wenn sich Menschen in der Schwerelosigkeit befinden,
dann fehlt ihnen die Muskelspannung. Der Muskel wird nicht belastet und verliert sofort an Masse (Muskelschwund,
Atrophie), auch die Knochenmasse wird abgebaut. Vergleichbar ist dieser Zustand mit der Stellung eines Embryos
oder dem 'Bed-Rest-Syndrom', einer lang andauernden verletzungs- oder krankheitsbedingten Ruhigstellung. Verliert
man vier bis fünf Prozent an Knochenmasse, benötigt man in etwa eineinhalb Jahre Training, um den ursprünglichen
Zustand wieder herzustellen", erläutert Angeli.
Im Hinblick auf zukünftige Missionen im Weltall gewinnt ein geeignetes Trainingsgerät, das durch intensives
Krafttraining den Muskel- und Knochenschwund reduziert, immer mehr an Bedeutung. Der erste bemannte Flug zum Mars
ist für das Jahr 2033 geplant. In der Zwischenzeit wird das Gerät in Zusammenarbeit mit dem Moskauer
Institut für Biomedizinische Probleme (russische Akademie der Wissenschaften) für das "Mars 500"-Projekt
vorbereitet. Unter völliger Isolation von der Außenwelt soll eine sechsköpfige Crew den Ablauf
eines Marsfluges inklusive Landung und Aufenthalt am Mars in 500 Tagen simulieren. Die Funktionalität des
Gerätes für eine Anwendung in der Schwerelosigkeit soll getestet und schließlich "space-zertifiziert"
werden. "Bis 15. November 2008 möchten wir das Gerät nach Moskau transportieren und wenn es sich
in weiterer Folge bei 'Mars 500' bewährt, könnte es auch auf der Internationalen Raumstation (ISS) eingesetzt
werden", fasst Thomas Angeli zusammen.
Mit dem MDS können Übungen wie Rudern, Kniebeugen und ein Training der Rücken- und Beinmuskulatur
durchgeführt werden. Jeder Astronaut soll täglich bis zu einer Stunde damit trainieren. Diese Kombination
ermöglicht eine Vielzahl an Trainingsübungen, in denen lange Muskelschlingen und große Muskelgruppen
aktiviert werden. |