Linz (lk) - Während die Landesausstellung 2008 äußerst erfolgreich gestartet ist - wir erwarten
in Kürze den 50.000sten Besucher -, die Vorbereitungen für die Landesausstellung 2009 "Mahlzeit"
in Schlierbach schon weit gediehen sind, arbeitet die Direktion Kultur auch schon an der Vorbereitung der Landesausstellung
2010.
Die Landesausstellung 2010 wird die 28. in der Geschichte Oberösterreichischer Landesausstellungen sein. Sie
trägt den Titel "Renaissance und Reformation".
Austragungsort dieser Landesausstellung ist das Schloss Parz in Grieskirchen, das neben dem Linzer Schloss und
dem Schloss Hartheim zu den architektonisch bedeutendsten Renaissanceschlössern Oberösterreichs zählt.
Dies ist auch im Freskenzyklus an der südwestseitigen Fassade begründet, der um 1580 unter Sigmund von
Pollheim entstand, Ende der 1980er Jahre wiederentdeckt wurde und das Glaubensbekenntnis des protestantischen Burgherrn
abbildet.
Mit dem Thema "Renaissance und Reformation" wird ein in der Geschichte Oberösterreichischer Landesausstellungen
bisher nicht beleuchtetes Thema aufgegriffen, wie überhaupt die Renaissance per se erst einmal ein Thema einer
großen Ausstellung, und zwar bei der NÖ. Landesausstellung auf der Schallaburg im Jahr 1974 ("Renaissance
in Österreich"), war.
Ausstellungserfahrene Wissenschafter machen Konzept
Das inhaltliche Konzept dieser Landesausstellung kommt von Herrn Univ. Prof. Dr. Karl Vocelka, Institut für
Österreichische Geschichte der Universität Wien und Univ. Prof. DDr. Rudolf Leeb vom Institut für
Kirchengeschichte an der Evang.-Theol. Fakultät der Universität Wien.
Die Dritte im Bunde ist die Historikerin und gebürtige Linzerin Dr. Andrea Scheichl.
Ziel des inhaltlichen Konzeptes, das sich derzeit in Ausarbeitung befindet, ist es, die Renaissance als Epoche
des Aufbruchs aus der mittelalterlichen Enge zu dokumentieren, in der es nicht nur zur Entdeckung der Neuen Welt,
zu zahlreichen technischen Erfindungen und neuen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen, sondern auch zu neuen theologischen
Sichtweisen gekommen ist.
Die Entstehung der Reformationsbewegung in Europa steht dabei ebenso im Mittelpunkt wie die Dokumentation der Entwicklung
der Evangelischen Kirche in Österreich und in Oberösterreich im Speziellen.
Entscheidend an diesem Konzept wird sein, dass es nicht nur eine "statische" Präsentation von wertvollen
Kulturgütern zum Ziel hat - wozu natürlich die unzähligen kostbaren Exponate aus der Renaissance
verlocken würden - sondern dass es Antworten auf die Fragen nach dem "Wie" und "Warum"
gibt, das den gesellschaftlichen Veränderungsprozessen in der Renaissance zu Grunde liegt.
Keine abstrakte, sondern eine didaktisch ansprechende Ausstellung
Oberösterreich bleibt dem Erfolgsgeheimnis vergangener Landesausstellungen treu und wird auch in der Landesausstellung
zum Thema "Renaissance und Reformation" eine eigene Vermittlungsschiene für Kinder, Schüler
und Jugendliche anbieten.
Gerade Renaissance und Reformation als Themen eignen sich nämlich bestens dazu, Inhalte aktionsorientiert
an den Besucher zu kommunizieren.
Ein eigener Themenspielplatz im Park des Schlosses soll auch für die kleineren Kinder den Landesausstellungsbesuch
zum Erlebnis machen.
Der im Anschluss an die Freskenwand situierte Renaissancegarten soll nicht nur die Gartenbaukunst dieser Epoche
dokumentieren, er soll auch eine Zone der Ruhe und der Meditation darstellen. Darüber hinaus wird dort der
Freskenzyklus inhaltlich eingehender erklärt.
Eine besondere Rolle nimmt auch der ehemalige Wohntrakt des Malers Hans Hoffmann-Ybbs ein, von dem ein Raum in
der Landesausstellung so gestaltet wird, dass dort ein Teil seiner Werke präsentiert werden kann bzw. die
Auseinandersetzung des Besuchers mit seinem Werk möglich ist.
Anbindung der Ausstellung zu regionalen Brennpunkten des Geheimprotestantismus und der Reformation
Ein Erfolgsgeheimnis oberösterreichischer Landesausstellungen liegt auch darin, dass sie stets in inhaltlichen
und marketingtechnischen Dialog mit den musealen Einrichtungen der Umgebung treten.
Nachdem die Evangelische Kirche Oberösterreich Partner dieser Landesausstellung ist und der Großraum
Grieskirchen - Wallern - Peuerbach bei der Evangelisierung des Landes eine zentrale Stellung einnahm, ist es naheliegend,
dass vor allem mit jenen Kulturträgern der Umgebung kooperiert wird, deren Inhalte bestens in den Themenkomplex
"Renaissance und Reformation" passen. Es sind dies derzeit:
· Evangelisches Museum Rutzenmoos mit dem Schwerpunkt "Epitaphe"
· Evangelische Pfarrkirche/Pfarrheim Wallern mit einem Themenweg zum Geheimprotestantismus
· Bauernkriegsmuseum Peuerbach
· Schloss Tollet - Ausstellungsraum über das Geschlecht der Jörger
Darüber hinaus ist ein Themenweg vom Schloss Parz hinein nach Grieskirchen geplant, damit der Besucher einen
Anreiz hat, auch das Stadtzentrum von Grieskirchen zu besuchen. Dort erwarten ihn weitere kulturelle Aktivitäten
(Beschriftung von Bürgerhäusern etc.)
Die Kooperation mit den Freizeiteinrichtungen der Region sowie ein umfassendes kulturelles Rahmenprogramm sollen
ebenfalls bewirken, dass sich die Verweildauer der Gäste in der Region Grieskirchen erhöht.
Nachhaltigkeit
Die Säulenhalle und der Getreideboden im Nordosttrakt des Schlosses Parz werden so umgebaut, dass sie von
der Stadtgemeinde Grieskirchen ganzjährig als Ausstellungs- und Veranstaltungszentrum betrieben werden können.
Auch der Gemeinderat von Grieskirchen kann dort künftig seine Sitzungen abhalten.
Der Raum mit dem "Deckengemälde" von Hans Hoffmann-Ybbs wird nach der Landesausstellung zum Kristallisationspunkt
einer kleinen Werkschau über den Maler.
Der Garten und der Spielplatz bleiben öffentlich zugänglich, die restlichen Räume werden vom Eigentümer
der Liegenschaft wieder als Wohnungen oder Büros weitergenutzt.
Kostenaufstellung
Da sich das Schloss in einem baulich sehr guten Zustand befindet, kann mit Baukosten von rund 2,5 bis 3 Mio. Euro
das Auslangen gefunden werden. Darin enthalten ist die Gestaltung und Bepflanzung des Gartens, die Ausbesserung
und weitere Sicherung des Freskenzyklus, die Sanierung von Wasserschäden an der Fassade im Innenhof und die
Neuableitung der Dachabwässer, kleinere bauliche Maßnahmen im Inneren des Schlosses (Wanddurchbrüche
etc.), die Anlage der Wegverbindungen und der Parkräume sowie ein landesweites Verkehrsleitsystem.
Die nächsten Schritte
· Ausarbeiten eines Nutzungsvertrags mit dem Eigentümer
· Ausformulierung des inhaltlichen Konzepts
· Approbierung durch einen Beirat
· Wettbewerb zur Findung des Werbesujets
· Beginn der Baumaßnahmen |