Wien (tu) - Um den Einsatz von Bindemitteln bei der Herstellung von Holzverbundwerkstoffen möglichst
gering zu halten, verändern ChemikerInnen der Technischen Universität (TU) Wien gemeinsam mit dem Kompetenzzentrum
Holz mit Hilfe von Enzymen die Oberfläche von Holzmaterialien. Chemische Radikale machen die Holzoberfläche
dabei so reaktiv, dass sich ihre Selbsthaftung verbessert und die Bindefähigkeit zwischen Holz und Bindemittel
erhöht wird. Die Methode erlaubt Industriebetrieben bis zu 20 Prozent an Bindemitteln einzusparen.
Das Naturprodukt Holz ist nicht sehr homogen aufgebaut und wird daher bei der Erzeugung von Holzverbundwerkstoffen
wie zum Beispiel Faserplatten und Spanplatten in einzelne Fasern bzw. Späne zerkleinert, um dann mit Bindemitteln
auf Kunstharzbasis wieder zusammengeklebt zu werden. Dadurch umgeht man Eigenschaften wie das Verziehen und die
Verbundwerkstoffe können leichter verarbeitet werden. "Wir möchten den Einsatz von gängigen
chemischen Bindemitteln, die für Holzverbundwerkstoffe verwendet werden, verringern, indem wir die adhäsiven
Eigenschaften (Haftung) der Fasern und Späne verbessern", erläutert Ewald Srebotnik, Dozent am Institut
für Verfahrenstechnik, Umwelttechnik und Technische Biowissenschaften der TU Wien. Er und sein Team beschäftigen
sich in einer erst kürzlich veröffentlichten Publikation in der Zeitschrift "Holzforschung"
mit der Wirkung des oxidativen Enzyms Laccase auf die Ligninoberfläche des Holzes. Die Ligninoberfläche
wird durch das Enzym reaktiv und vernetzt sich dann über einen Haftvermittler besser mit dem Leim. "Die
Enzyme bezeichnet man auch als biologische Katalysatoren. Man kann die Holzmaterialien ganz gewöhnlich miteinander
verleimen. Durch die Behandlung mit dem Laccase-System, das auf die Holzoberfläche aufgetragen wird, konnten
wir eine Verbesserung um 20 Prozent bei den Verklebungseigenschaften nachweisen", so Srebotnik.
Lignin als Biopolymer ist neben Zellulose ein wichtiger Bestandteil von Holz. Es wirkt wie eine Barriere und schützt
das Holz vor dem Abbau. Durchdringt man die Ligninbarriere, kann die Holzoberfläche verändert werden.
Bestrebungen ganz auf Bindemittel zu verzichten, gab es ebenfalls bereits. In Pilotversuchen wurde bei Faserplatten
die starke chemische Bindung zwischen den Fasern ohne Zuhilfenahme von Klebstoff nachgewiesen. Das größte
Problem war es den Verbundwerkstoff noch wasserresistent zu machen. Basiert die Bindung nur auf einem Enzym, erhält
man eine schöne homogene Platte. Kommt diese allerdings mit Wasser in Berührung, dann zerfällt sie
wieder. Aus diesem Grund wählten Srebotnik und seine MitarbeiterInnen einen Kompromiss. Das Holzrohmaterial
wird mit dem Enzym Laccase und einem Haftvermittler vorbehandelt und anschließend mit Bindemittel verklebt.
In Zusammenarbeit mit der Firma Egger, einem der größten europäischen Hersteller von Holzverbundwerkstoffen,
gab es auch bereits erste Laborversuche, bei denen Testplatten gepresst wurden. Mit Hilfe von Messverfahren wird
anschließend die Querzugsfestigkeit bei den Testplatten gemessen.
"Hersteller von Holzverbundwerkstoffen können entweder Kosten einsparen indem sie den Bindemitteleinsatz
reduzieren oder aber alternativ dazu Verbundwerkstoffe mit erhöhter Festigkeit für Spezialanwendungen
produzieren. Allerdings ist das Enzym-System bei den gegenwärtigen Bindemittelpreisen noch zu teuer",
fasst Ewald Srebotnik zusammen. |