Steyr (magna-steyr) - Im Gedenken an den großen österreichischen Automobilpionier Johann Puch
hat MAGNA STEYR im Jahre 2000 einen Diplomarbeitswettbewerb, den "Johann Puch Award for Excellence in Automotive
Engineering" ins Leben gerufen.
Der Award wird jährlich verliehen und ist derzeit mit insgesamt € 20.000 dotiert, die diesjährig nach
dem Verteilungsschlüssel 8.000 / 6.000 / 6.000 € auf 3 Preisträger verteilt werden. Zusätzlich wird
heuer auch ein mit € 5.000 dotierter Sonderpreis für "Besondere Innovation" verliehen. Für
den JPA 2007 wurden 15 Diplomarbeiten nach einer Vorselektierung durch die Ansprechpartner an den Universitäten/Fachhochschulen
eingereicht. Teilnahmeberechtigt sind alle Studierenden österreichischer Hochschulen (Technische Universitäten
und Fachhochschule Joanneum) sowie der Universität Maribor/Slowenien, der Universität Györ/Ungarn,
der Universität von Miskolc/Ungarn und der Slovak University of Technology Bratislava mit ihren jeweiligen
Diplomarbeiten, sofern diese im laufenden Studienjahr abgeschlossen werden bzw. wurden und das Thema im weitesten
Sinne in den Bereich Automotive Engineering fällt.
Jury:
* Vorsitzender der Jury: Prof. Dipl.-Ing. Jürgen Stockmar
* Montanuniversität Leoben: Univ.-Prof. Dipl.-Ing.Dr. techn. Wilfried Eichlseder
* TU Graz: o. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Wolfgang Hirschberg
* TU Graz: o. Univ.-Prof. Dipl.-Ing.Dr. techn. Gunter Jürgens
* TU Wien: Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Bernhard Geringer
* MAGNA EU: Dr. Peter Egger
Bewertungskriterien sind u.A. Aktualität der Thematik, Praxisrelevanz, Innovationsgrad, Wirtschaftlichkeit,
Nutzen und Aufbau sowie Gestaltung der Arbeit.
Preisträger Johann Puch Award 2007
Die Preisträger des Johann Puch Awards 2007, v.l.n.r..: Bernd Oberwinkler (1st), Christian Nussbaumer (2nd),
Maria Friedrich (Special Award), Johann Willberger (2nd)
© MAGNA STEYR
1. Platz: DI Bernd Oberwinkler , Montanuniversität Leoben
Titel der Arbeit:
"Schwingfestigkeit von Ti-6Al-4V -Betrachtung mehrerer Einflussgrößen"
Beschreibung:
Die Titanlegierung Ti-6Al-4V ist ein weit verbreiteter Konstruktionswerkstoff. Zum einen zählt Ti-6Al-4V
zu den Standardlegierungen in der Luft- und Raumfahrt sowie der Medizintechnik, zum anderen kann es als Werkstoff
mit großem Zukunftspotential auf dem Gebiet des Fahrzeugbaus gesehen werden. Derzeit konzentriert sich dabei
der Einsatz hauptsächlich auf das Gebiet des Rennsports, aber es gibt auch Anwendungen in der Serienproduktion
(Pleuel, Turbolader, Ventile). Die Gründe für den zunehmenden Einsatz von Ti-6Al-4V für solche Anwendungen
sind vielfältig, und reichen von niedriger Dichte, hoher Festigkeit und Schwingfestigkeit bis hin zur guten
Korrosionsbeständigkeit.
Für die Lebensdauerberechnung von hoch belasteten Bauteilen aus Ti-6Al-4V ist die Kenntnis des Schwingfestigkeitsverhaltens
unter Einflüssen wie Mikrostruktur, Kugelstrahlen, Kerben oder Mehrachsigkeit der Beanspruchung essentiell.
Deshalb wurden im Zuge dieser Diplomarbeit zahlreiche Untersuchungen an Proben aus Ti-6Al-4V durchgeführt,
wobei deren Bandbreite von Wöhlerversuchen (bis 100 Millionen Lastwechsel) über Rasterelektronenmikroskopie
der Bruchflächen bis hin zu Eigenspannungsmessungen mit Hilfe der Röntgendiffraktometrie reicht. Aus
den versuchstechnisch gewonnenen Resultaten wurde ein Modell für das Schwingfestigkeitsverhalten von Ti-6Al-4V
unter Berücksichtigung
der zuvor genannten Einflüsse generiert, welches als Basis für Lebensdauerberechnungen von hoch belasteten
Bauteilen dienen soll. Weiters wurde mittels der Finite-Elemente-Methode (FEM) eine Simulation des Kugelstrahlprozesses
durchgeführt und deren Resultate mit Messergebnissen abgeglichen. Dabei zeigte sich eine sehr gute Übereinstimmung,
was das gewählte Simulationsmodell verifiziert. Dadurch ist es möglich, den Kugelstrahlprozess hinsichtlich
Betriebsfestigkeit und in weiterer Folge die Lebensdauer von Bauteilen zu optimieren.
2. Platz: DI (FH) Christian Nußbaumer, FH Joanneum Graz
Titel der Arbeit:
"Reduktion von Whiplashbelastungen - Validierung und Optimierung des numerischen FEM-Gesamtsystems 'BioRID
im Fahrzeugsitz' anhand realer Schlittentests"
Beschreibung:
Das Ziel der vorliegenden Arbeit war die Bewertung von Maßnahmen zur Reduktion der Whiplashbelastung.
Die Whiplashverletzung der Halswirbelsäule (Peitschenschlagsyndrom) als Folge von Fahrzeugheckkollisionen
verzeichnet in den letzten Jahren einen Anstieg in ihrer Häufigkeit. Obwohl diese Verletzungen oftmals als
gering klassifiziert werden (AIS 1), sind sie häufig die Ursache für chronische Schmerzen im Nackenbereich.
Die volkswirtschaftlichen Folgekosten der Whiplashverletzung werden in Europa mit zehn Milliarden Euro jährlich
angenommen. Trotz des immer noch ungeklärten Verletzungsmechanismus wurden in der Vergangenheit verschiedene
Verletzungskriterien vorgestellt.
Das European New Car Assessment Programme (EuroNCAP)-Konsortium verfolgt das Ziel, die Heckaufprallbewertung der
Fahrzeuge durch experimentelle Simulation einzuführen. Das Konsortium wird mit Hilfe der Heckaufprall-Testpuppe
BioRID II die Sitzsysteme hinsichtlich ihres Whiplashschutzes auf Basis der Verletzungskriterien beurteilen.
Zur Verbesserung der Aussagefähigkeit der Entwicklungswerkzeuge wurden eine Validierung und eine Optimierung
eines bestehenden FEM-Simulationsmodells durchgeführt. Die Validierung erfolgte auf Basis von experimentellen
Daten aus einem nach EuroNCAP durchgeführten Schlittentest. Mit der Analyse und Verbesserung des mathematischen
Modells wurde die Durchführung einer Parameterstudie des Sitzsystems ermöglicht. Die Ergebnisse der Parameterstudie
wurden herangezogen, um effektive Maßnahmen zur Reduktion des Verletzungsrisikos aufzuzeigen.
2. Platz: DI Johann Willberger, Technische Universität Graz
Titel der Arbeit:
"Elastokinematische Untersuchung eines Mehrkörpersystems (MKS) am Beispiel einer Doppelquerlenker-Radaufhängung"
Beschreibung:
Die Diplomarbeit behandelt die elastokinematische Untersuchung eines Mehrkörpersystems (MKS) am Beispiel
einer Doppelquerlenker-Radaufhängung. Basierend auf dieser Radaufhängung wird ein mathematisches Modell
abstrahiert, und die nachgiebige Modellierung von Lagern und Gestängen im MKS durch einen gültigen Ansatz
vorgestellt. Im weiteren Verlauf werden die gültigen Systemgleichungen formuliert und Wege einer Komplexitätsverringerung
der Bewegungsgleichungen durch quasistationäre Betrachtungsweisen untersucht. Im finalen Teil der Arbeit wird
die mathematische Berechnung von typischen Radaufhängungsgrößen, wie Sturz, Spur, Nachlauf, etc.
erörtert und die Simulationsergebnisse vorgestellt.
Ziel der praktischen Arbeit war die Implementierung eines elastokinematischen Preprozessors zur Berechnung von
typischen Radaufhängungsgrößen. Sowohl Berechnung als auch Solver wurden dabei zur Gänze in
Matlab® implementiert um einen Einsatz im dynamischen Gesamtfahrzeugmodell des industriellen Vertragspartners
gewährleisten zu können. Der Solver-Algorithmus löst Position und Orientierung des Rades aufgrund
von Kräften, die im Aufstandspunkt des Rades und innerhalb des Mehrkörpersystems wirken. Durch die Generierung
von 2D Matrizen können relative Änderungen charakteristischer Radaufhängungsgrößen aufgrund
von Kräften, die im Radaufstandspunkt wirken, berechnet werden.
Sonderpreis der Jury für "Besondere Innovation": Frau DI Maria Friedrich, Technische Universität
Graz
Titel der Arbeit:
"Wirkungsgradoptimiertes E-CVT für PKW-Hybridanwendungen"
Beschreibung:
Die für den Fahrantrieb von Personenkraftwagen (PKW) am weitesten verbreitete Hybridvariante ist die Kombination
von Verbrennungskraftmaschine als Hauptenergiequelle und elektrischer Maschine. Für die Hybridisierung von
Antriebssträngen stehen parallele, serielle und leistungsverzweigende Konzepte zur Verfügung. In Hybrid-Personenkraftwagen
konkurrieren derzeit parallele Hybridantriebskonzepte in Kombination mit konventionellen Getrieben, mit leistungsverzweigten
Bauformen.
Im Zuge dieser Arbeit werden bestehende Hybridsysteme hinsichtlich ihrer Vor- und Nachteile beleuchtet. Das System
Hybrid-Synergy-Drive, das Audi Q7 Hybrid Concept, der Honda Civic Hybrid, das Two-Mode-Hybrid-System, das elektrische
Schaltgetriebe (ESG) und das elektrodynamische Anfahrelement (EDA) werden einer genauen Betrachtung unterzogen.
Nachfolgend findet eine Untersuchung manueller, automatisierter und Automatikgetriebe statt, in der spezielles
Augenmerk auf den Wirkungsgrad gelegt wird. Weiters werden elektrisch leistungsverzweigende Getriebe einer genauen
Analyse unterzogen um so die wirkungsgradoptimalen Betriebsbereiche zu lokalisieren.
Basierend auf diesen Erkenntnissen wird eine Bewertung der verschiedenen Hybrid- und Getriebekonzepte durchgeführt,
wobei bei den Getriebekonzepten das automatisierte Schaltgetriebe als beste Variante für die gewählte
Aufgabenstellung hervorgeht. Im nächsten Schritt werden mögliche Antriebskonzepte für einen Parallelhybrid-Antriebsstrang
mit automatisiertem Schaltgetriebe vorgestellt. Ein Vergleich der Konzepte zeigt, dass eine Kombination aus automatisiertem
Schaltgetriebe und leistungsverzweigendem Getriebe für Hybridanwendungen, im Rahmen dieser Aufgabenstellung,
die beste Lösung darstellt. Abschließend erfolgt die Auslegung und Konstruktion dieses Getriebekonzeptes. |