Kritik an EK wegen geplanter Aufhebung Importverbot von antimikrobiell behandeltem Geflügel
Wien (bmlfuw) - In der Debatte um die Entwicklung der Agrar- und Nahrungsmittelpreise der EU-Agrarminister
erneuerte Landwirtschaftsminister Josef Pröll seine Forderung, dass Grundnahrungsmittel kein Spekulationsobjekt
sein dürften. Die Gründe für die weltweite Knappheit an zentralen Grundnahrungsmittel müssen
einer eingehenden Diskussion unterzogen werden, um zielgerichtete und differenzierte Maßnahmen zu ermöglichen.
Zwei Punkte müssten allerdings für Europa bei den Maßnahmen im Zentrum stehen: Europa darf keinen
Beitrag zum Hunger in der Welt leisten, und Spekulationsgeschäfte auf Grundnahrungsmittel dürfen sich
nicht lohnen.
Die Welt steht vor der Herausforderung, der zunehmenden Nachfrage nach Lebensmitteln in China, Indien und anderen
Ländern nachzukommen und gleichzeitig anderen zentralen Katastrophenszenarien wie einem ungebremsten Klimawandel
Herr zu werden. Dazu bedarf es intelligenter Lösungen, die auf nachhaltige und effiziente Lebensmittelerzeugung
in den betroffenen Ländern setzt, ohne gleichzeitig die Produktion von nachwachsenden Rohstoffen in Frage
zu stellen.
Die Europäische Union hat mit dem Abbau der subventionierten Exporte einen wichtigen Beitrag zum Aufbau von
Agrarproduktionen in Entwicklungsländern gesetzt, tatsächlich müssen aber auch diese Länder
die Voraussetzungen für eine effiziente Landbewirtschaftungen zulassen. Der Import von Lebensmitteln und das
Abholzen von Tropenwäldern ist kein Ersatz für eine nachhaltige Versorgungsstrategie der Bevölkerung
mit Lebensmitteln. Hier muss Entwicklungszusammenarbeit auch mehr leisten als in der Vergangenheit, sagte Pröll.
Mit der Aufhebung der Stilllegungsflächen für die Agrarproduktion setzt die EU einen weiteren wichtigen
Schritt, um die Produktion der Nachfrage anzupassen. Damit ist auch sichergestellt, dass genügend Flächen
in Europa für die Produktion von nachwachsender Energie und insbesondere Biotreibstoffen zur Verfügung
stehen. Die Produktion von Bioethanol sollte in Europa auch dazu dienen, Eiweiß-Importe aus Entwicklungsländern
für Futtermittel zu substituieren. Ein Hektar Getreide in Europa für die Bioethanolproduktion produziert
gleichzeitig soviel Eiweiß für Futtermittel wie ein Hektar Soja.
Wichtiges neues Thema für Europa wird aber auch die Versorgungssicherheit mit Lebensmittel sein. Europa muss
mehr als bisher bei Versorgungsengpässen auf eigene Reserven zurückgreifen können. Daher ist auch
der sukzessive Abbau von agrarischen Interventionslagern wie jetzt im Rahmen des Health Check von der Kommission
angedacht zu überdenken. Europa kann es sich nicht leisten, strategische Politiken für Rohölreserven
zu haben, nicht aber für Nahrungsmittel. Auch das ist ein notwendiger Beitrag zur Stabilisierung der internationalen
Nahrungsmittelpreise und der Bekämpfung von Spekulation.
Letztlich muss aber auch die Abhängigkeit der Agrarpreise und ihrer Vorprodukte von den Rohölmärkten
reduziert werden. Die Bäuerinnen und Bauern können auch bei einem tendenziell steigenden Agrarpreisniveau
nur faire Preise für ihre Produkte erhalten, wenn die Kosten für Kunstdünger, Energie oder Maschinen
nicht stärker steigen als die Produktpreise.
Hohe Standards der Lebensmittelproduktion in Europa nicht unterlaufen
Die Diskussion um den Import antimikrobiell behandelten Geflügels aus den USA stand im Landwirtschaftsrat
erneut auf der Tagesordnung. Frankreich hatte den Punkt auf die Tagesordnung setzen lassen, nachdem sich der letzte
Rat Landwirtschaft bereits mehrheitlich gegen die Vorgangsweise der Europäischen Kommission in Verhandlungen
mit den USA ausgesprochen hatten und bei zweiten Treffen des Transatlantischen Wirtschaftsrates am 13. Mai die
EK den USA offenbar dennoch Versprechungen auf eine Aufweichung des EU-Importverbots machte.
Landwirtschaftsminister Pröll unterstützte die französische Vorgangsweise und bezeichnete die Vorgangsweise
der EK als den falschen Weg, der das Vertrauen der Konsumenten in die hohen Standards der Lebensmittelsicherheit
in Europa gefährde. Zusammenarbeit mit den USA könne nicht heißen, niedrigere Standards einzuführen,
sondern müsse die weitweit besten Standards der Lebensmittelproduktion gewährleisten, so Pröll abschließend. |