Die Entwicklung der Kundenzinssätze in Österreich und im Euroraum im 1. Quartal 2008
Wien (oenb) - Im Gleichklang mit den Rückgängen bei den Zwischenbankzinssätzen sanken
im ersten Quartal 2008 auch die Zinssätze für neu vereinbarte Einlagen und Kredite, wobei – insbesondere
in Österreich – die Reduktionen im Einlagenbereich stärker als im Kreditbereich waren. Die Rückgänge
gegenüber Dezember 2007 lagen bei Einlagen von privaten Haushalten zwischen 0,72 %-Punkten (bei Laufzeit von
1-2 Jahren) und 0,24 %-Punkten (bei Laufzeit bis 1 Jahr). Die starken Veränderungen waren einerseits durch
neue Produkte, die eine niedrige Grundverzinsung aufweisen, aber auch durch das Auslaufen von Aktionen mit hoch
verzinsten Einlagenprodukten, verursacht. Die Zinssatzrückgänge im gesamten Euroraum blieben geringer
(-0,09 bis -0,17 %-Punkte) als in Österreich, bei Laufzeit bis zu 2 Jahren lagen die Zinssätze damit
in Österreich unter den Vergleichswerten des Euroraums, bei Laufzeit von über 2 Jahren hingegen nach
wie vor deutlich darüber.
Im Kreditbereich betrugen die Rückgänge bei neu vereinbarten Unternehmenskrediten in Österreich
im ersten Quartal 2008 lediglich 0,17 (bis 1 Million EUR) bzw. 0,18 %-Punkte (über 1 Million EUR), mit 5,33
bzw. 4,92% lagen die Zinssätze aber nach wie vor deutlich unter jenen des Euroraums (5,85 bzw. 5,20%). Weniger
von Rückgängen bei Zinssätzen konnten private Haushalte profitieren. Bei Wohnbaukrediten sanken
die neu vergebenen Zinssätze gegenüber Dezember 2007 im Schnitt lediglich um 0,08 %-Punkte und lagen
mit 5,19% im März nach wie vor leicht über dem Durchschnittswert des Euroraums (5,08%). Bei Konsumkrediten
mussten private Haushalte im ersten Quartal 2008 sogar Anstiege in Kauf nehmen, der Zinssatz lag in Österreich
mit 6,69% aber weiter deutlich unter dem Euroraum-Schnitt.
Im ersten Quartal 2008 gab es zwar keine Änderung des (nach wie vor bei 4% liegenden) EZB-Leitzinssatzes,
parallel zu den Rückgängen bei den Zwischenbankzinssätzen (der 12-Monats-EURIBOR sank um 0,20 %-Punkte
auf 4,59%) gab es aber auch im Kundengeschäft der Banken vorwiegend niedrigere Zinssätze. Allgemein ist
zu bemerken, dass bei den Kundenzinssätzen der Banken in den letzten Quartalen eine hohe Volatilität
zu beobachten war. Bei neu vereinbarten Einlagen fielen die Rückgänge deutlich stärker als bei neu
vereinbarten Krediten aus. Hervorstechend war der Rückgang bei neuen Einlagen von privaten Haushalten mit
Bindungsfrist zwischen 1 und 2 Jahren, bei denen der Zinssatz in Österreich im Schnitt um 0,72 %-Punkte auf
3,55% sank. Maßgeblich dafür verantwortlich waren neue Produkte, die eine niedrige Grundverzinsung aufweisen,
wobei die weitere Zinsentwicklung an die Entwicklung verschiedener Indikatoren (z. B. Aktienindizes) gebunden ist.
Zusätzlich liefen bei diversen Banken aber auch Sonderaktionen mit hoch verzinsten Produkten aus. In den Laufzeitenkategorien
bis 1 Jahr bzw. über 2 Jahre sanken die Zinssätze im ersten Quartal um 0,24 bzw. 0,25 %-Punkte auf 4,04
bzw. 4,03%. Da es im Euroraum im Schnitt in allen Laufzeitenkategorien geringere Rückgänge gab (-0,09
bis -0,17 %-Punkte) lagen die Einlagenzinssätze bei Laufzeit bis zu 2 Jahren in Österreich unter dem
Vergleichswerten des Euroraums, bei Laufzeit von über 2 Jahren reduzierte sich der Zinsvorteil österreichischer
Kunden von 1,10 auf 0,94 %-Punkte. Im Jahresvergleich lagen Einlagenzinssätze in Österreich noch immer
0,11 bis 0,54 %-Punkte über den Werten von März 2007.
Bei neu vergebenen Kreditzinssätzen betrugen die Rückgänge in Österreich im ersten Quartal
2008 im Unternehmensbereich 0,17 (bis 1 Million EUR) bzw. 0,18 %-Punkte (über 1 Million EUR), mit 5,33 bzw.
4,92% lagen die Zinssätze aber nach wie vor deutlich unter jenen des Euroraums (5,85 bzw. 5,20%). Weniger
von den Rückgängen im Zwischenbankbereich konnten private Haushalte profitieren. Bei Wohnbaukrediten
sanken die neuen Zinssätze gegenüber Dezember 2007 im Schnitt lediglich um 0,08 %-Punkte und lagen mit
5,19% nach wie vor leicht über dem Durchschnittswert des Euroraums (5,08%). Bei Konsumkrediten mussten private
Haushalte sogar Anstiege in Kauf nehmen, der Durchschnittszinssatz lag bei 6,69%, was den höchsten Wert seit
Einführung der EZB-Zinssatzstatistik (im Jänner 2003) bedeutete. Er lag damit allerdings noch deutlich
unter dem Vergleichswert des Euroraums (7,86%). Im Jahresvergleich betrugen die Anstiege der Kreditzinssätze
in Österreich in den verschiedenen Kategorien 0,47 bis 0,66 %-Punkte während im Euroraumdurchschnitt
etwas geringere Anstiege (um 0,35 bis 0,57 %-Punkte) zu verzeichnen waren.
Über das gesamte aushaftende Kreditvolumen gab es im ersten Quartal 2008 abgesehen vom Wohnbaubereich nur
geringe Veränderungen. Bei Wohnbaukrediten (über 5 Jahre Laufzeit) gab es in Österreich erneut einen
markanten Anstieg (um 0,13 %-Punkte) auf 5,63% was die Zinssatzdifferenz zum Durchschnitt im Euroraum (5,02%) weiter
erhöhte. Bei Einlagen von privaten Haushalten mit Laufzeit von über 2 Jahren sorgten die Anhebungen der
Konditionen für Bauspareinlagen im Jänner 2008 dafür, dass es im ersten Quartal in Österreich
im Schnitt über den Gesamtbestand an Einlagen einen kräftigen Anstieg des Durchschnittszinssatzes um
0,22 %-Punkte auf 3,46% zu verzeichnen gab. Im Euroraum gab es einen vergleichsweise geringen Anstieg (um 0,03
%-Punkte auf 3,06%), sodass in dieser Kategorie im März 2008 für österreichische Haushalte ein
Zinsvorteil von 0,40 %-Punkten bestand. |