Der Winter 2007/2008 hat sich am letzten Wochenende im Mai mit einem weiteren Lawinenopfer noch
einmal dramatisch zurückgemeldet
Wien (bmi) - Im Durchschnitt der letzten 20 Jahre forderten Lawinen in Österreich jährlich
26 Tote. "Die Wintersaison hat im Herbst 2007 erstaunlich früh und intensiv begonnen, die Befürchtungen
um einen negativen Rekordwinter haben sich zum Glück nicht erfüllt", berichtet Dr. Karl Gabl,
Präsident des Österreichischen Kuratoriums für Alpine Sicherheit. Dr. Karl Gabl stellt fest: "Das
typische Lawinenopfer in Österreichs Bergen war 2007/08 ein männlicher Schitourengeher zwischen 31 -
50 Jahren." Gabl empfiehlt, die hervorragend aufgearbeiteten Informationen der Lawinenwarndienste vor jeder
Tour zur Planung einzuholen und lieber einmal auf einen Hang verzichten, wenn er einem nicht geheuer vorkommt.
Die Alpinen Vereine bieten großartige Lawinenausbildungen an. "Mit ein wenig Know-how und etwas defensiverem
Verhalten bei kritischer Lawinengefahr kann man 90 Prozent der Lawinen ausweichen" ist sich Gabl sicher.
Viele allein unterwegs
Besonders auffällig waren die vielen Unfälle mit Alpinisten, die allein unterwegs waren berichtet
Brigadier Norbert Zobl, Leiter der Alpinpolizei Tirol. Das sei sehr bedauerlich, ließen sich doch häufig
schwerere Folgen eines Lawinenunfalls durch Kameradenrettung entschärfen. Zobl ruft auf, nicht alleine unterwegs
zu sein. "Kameradenrettung innerhalb der ersten 20 Minuten ist immer noch die effektivste Hilfe bei einem
Lawinenunglück" plädiert Zobl. Die Alpinpolizei liefert die Datengrundlage für die Lawinenstatistik.
Insgesamt wurden Österreichweit 115 Lawinenunfälle erhoben mit 224 beteiligten Personen. Dabei kamen
28 Personen ums Leben, cirka doppelt so viele verletzten sich dabei, viele davon schwer mit lebenslangen Beeinträchtigungen.
Männer risikofreudiger
Norbert Zobl stellt fest, dass drei Viertel aller an den Lawinenunfällen Beteiligten Männer waren,
auch über 80 Prozent der Todesopfer waren männlich. Er schätzt die Verteilung Mann-Frau beim Winterbergsteigen
bei 2:1. Das legt wie so oft den Schluss nahe, dass Männer risikofreudiger sind als Frauen. Wie die Jahre
zuvor fallen besonders die "Alten Hasen" auf. Fast die Hälfte aller an Lawinenunfällen beteiligten
Personen waren zwischen 31-50 Jahre alt. Die "Jungen Wilden" zwischen 11-20 Jahre alt machen "nur"
ca. 15 Prozent aus. Bei den durch Lawinen tödlich Verunglückten sieht die Altersverteilung ähnlich
bzw. noch deutlicher aus: fast 2/3 aller Lawinenopfer sind zwischen 30 - 50 Jahre alt.
In Tirol die meisten Lawinenopfer
Mit 13 Lawinentoten fanden knapp die Hälfte aller tödlichen Lawinenunfälle in Tirol statt,
gefolgt von Vorarlberg und Salzburg mit je 5. In Tirol waren insgesamt 132 Personen (von gesamt 224) an Lawinenabgängen
beteiligt. Auch dies zeigt deutlich, dass in Tirol das Lawinengeschehen am auffälligsten ist. Auch hier folgen
Vorarlberg (29 Beteiligte) und Salzburg (23 Beteiligte). Im Winter 2007/2008 gab es auch in Niederösterreich
ein Lawinenopfer zu beklagen. Der Lawinenwarndienst für NÖ, um den lange diskutiert wurde und der letztendlich
auch dank Intervention des Kuratoriums für Alpine Sicherheit im letzten Jahr geschaffen wurde, scheint damit
einen nachträglichen Rechtfertigungsgrund bekommen zu haben.
Anteil der Skitourengeher steigt
19 Schitourengeher stehen 6 Variantenfahrern als Lawinenopfer gegenüber – ein Verhältnis von
cirka 3:1. Die restlichen 3 Lawinenopfer waren auf einer Hochtour, beim Wandern/Bergsteigen sowie bei einem Arbeitsunfall
zu beklagen. Die Schitourengeher fallen damit im vergangenen Winter wesentlich deutlicher auf als die vergangenen
Jahre, wo die Verteilung annähernd 50:50 war. Die oft gerügten Snowboarder nehmen mit 4 Opfern heuer
eine Randstellung ein. |