Innsbruck (universität) - Rund 29.000 Bände sowie wertvolle Handschriften und Inkunabeln des Innsbrucker
Servitenkonvents wurden vergangene Woche als unbefristete Dauerleihgabe an die Universitäts- und Landesbibliothek
für Tirol übergeben. Die „Historische Bibliothek“ besticht nicht nur durch ihren Umfang, sondern auch
durch die Vielzahl der in ihr vertretenen Wissensgebiete mit qualitativ herausragenden Werken.
Die feierliche Vertragsunterzeichnung zur Übernahme des Bestandes erfolgte am 27. Mai in den Räumlichkeiten
des Rektorats der Universität Innsbruck. Rektor Prof. Dr. Karlheinz Töchterle und Bibliotheksdirektor
Hofrat Dr. Martin Wieser dankten in ihren Ausführungen Provinzial P. Gottfried M. Wolff für die großzügige
Überlassung dieser für die Geistes- und Kulturgeschichte unseres Landes äußerst beachtenswerten
Büchersammlung.
Mit der 1611 erfolgten Stiftung des Innsbrucker Servitenkonvents durch Anna Katharina Gonzaga (1566–1621), der
zweiten Gemahlin des Tiroler Landesfürsten Erzherzog Ferdinand II., war auch der Aufbau einer hauseigenen
Bibliothek verbunden. Die schon zu Beginn recht ansehnliche Büchersammlung erfuhr insbesondere im 17. und
18. Jahrhundert infolge umfangreicher Legate prominenter Tiroler Persönlichkeiten – u. a. durch den Hofkammerpräsidenten
Franz von Carrara († 1639), dem Historiker Fr. Augustin M. Romer aus dem Servitenorden (1618–1669), Dekan Johann
Faschinger († 1664) aus Hallein sowie durch Graf Sigmund und Graf Ignaz von Wolkenstein – sowohl qualitativ als
auch quantitativ beachtliche Bestandszuwächse. Dies erklärt den neben dem Bestand an 11.000 Bänden
aus dem Wissensgebiet der Theologie und Philosophie sehr hohen Anteil an nichttheologischem Schrifttum. Umfangreichere
Bestandszuwächse erlebte die Servitenbibliothek im Zuge der Klosteraufhebungen in Tirol in der Zeit Josephs
II. Eine letzte beachtliche Bestandsvermehrung erfolgte schließlich mit der Übernahme der Bücher
aus der 1970 aufgelösten Ordensniederlassung der Serviten in Rattenberg. In der Sammlung besonders hervorzuheben
ist ein bemerkenswerter Bestand von rund 250 Handschriften (15. bis19. Jahrhundert) sowie die große Anzahl
von fast 200 wertvollen Inkunabeln.
Erschließung für breites Publikum und Forschung
Neben der Gewährleistung eines angemessenen konservatorischen Schutzes der Bücher dieser ordensintern
seit Jahrzehnten kaum noch in Verwendung gewesenen Bibliothek übernahm die Universitäts- und Landesbibliothek
für Tirol die Aufgabe der Erschließung der umfassenden Bestände. Die Bearbeitung der mittelalterlichen
Handschriften durch einen wissenschaftlichen Katalog erfolgt bereits durch die Latinistin Dr. Eleonore De Felip
und die Kunsthistorikerin Dr. Alexandra Ohlenschläger im Zuge eines durch den Fonds zur Förderung der
wissenschaftlichen Forschung in Österreich (FWF) finanzierten Projekts unter der Leitung von Univ.-Ass. Dr.
Lav Subaric' (Institut für Sprachen und Literaturen, Abteilung Latinistik) im Rahmen der Abteilung für
Sondersammlungen der Universitäts- und Landesbibliothek für Tirol.
Die weitere Katalogisierung des gesamten Bestandes nach modernen bibliothekarischen Richtlinien und in elektronischer
Form soll einem breiten Publikumskreis die Grundlage für Forschungszwecke bieten. |