Belebung des Wirtschaftswachstums nach einer Schwächephase 2008/09   

erstellt am
02. 06. 08

Mittelfristige Prognose der Weltwirtschaft bis 2012 • Stephan Schulmeister
Wien (wifo) - Vor dem Hintergrund der Hypothekarmarktkrise in den USA und ihrer Ausweitung zu einer internationalen Finanzkrise, des Verfalls der Hauspreise und Aktienkurse sowie der drastischen Verteuerung von Erdöl und anderen Rohstoffen zeigte sich die Weltkonjunktur bisher robust. Dazu trugen mehrere Faktoren bei wie die energische Bereitstellung zusätzlicher Liquidität durch die Notenbanken, die expansive Geld- und Fiskalpolitik in den USA sowie die anhaltend starke Wachstumsdynamik in Ostasien, Russland und den neuen EU-Ländern. Dennoch wird die Hypothekarmarkt- und Finanzkrise die Konjunktur in den USA bis 2009 stark dämpfen. Die Konjunkturschwäche in den USA und der niedrige Dollarkurs lassen die Importe der USA 2008 und 2009 nahezu stagnieren. Aus diesem Grund wird auch das Weltwirtschaftswachstum von 4,7% (2007) auf 3,4% (2009) sinken. Davon sind die Industrieländer, deren Wirtschaft mit den USA enger verflochten ist, stärker betroffen als die Entwicklungsländer. So dürfte sich das Wirtschaftswachstum im Euro-Raum zwischen 2007 und 2009 auf +1,3% halbieren. Ab 2009 prognostiziert das WIFO eine markante Belebung der Weltkonjunktur.

Die Prognose wurde mit Hilfe eines ökonometrischen Weltmodells ("Oxford-Modell") erstellt, wobei folgende Annahmen getroffen wurden: Der Euro-Kurs stabilisiert sich bei 1,60 $, die Erdölpreise steigen bis 2012 nur mehr geringfügig, Immobilienpreise und Aktienkurse erholen sich ab 2009, der Leitzinssatz wird in den USA bis 2009 auf dem niedrigen Niveau von 2% bleiben und danach schrittweise auf 4% angehoben, im Euro-Raum hingegen beträgt er über den gesamten Prognosezeitraum etwa 4%.

Für die mittelfristige Wachstumsdynamik über die gesamten Prognosezeitraum (2007 bis 2012) ergibt sich folgendes Bild:

  • "Der Welthandel wird zwischen 2007 und 2012 um durchschnittlich 7,2% pro Jahr expandieren, um ½ Prozentpunkt rascher als zwischen 2000 und 2007.
  • "Auch das Wachstum der Weltproduktion sollte bis 2012 mit +4,1% pro Jahr höher ausfallen als 2000/2007 (+3,8%).
  • "In den USA wird die Wirtschaft bis 2012 um nur 1,9% pro Jahr wachsen, merklich langsamer als 2000/2007 (+2,4%).
  • "In Deutschland und Japan wird sich hingegen das mittelfristige Wachstumstempo auf +1,7% bzw. +1,8% erhöhen (2000/2007: +1,2% bzw. +1,5%).
  • "Diese Entwicklung wird gemeinsam mit der Unterbewertung des Dollars eine merkliche Verringerung der Leistungsbilanzungleichgewichte in der Weltwirtschaft ermöglichen.
  • "In Europa setzt sich der Aufholprozess der neuen EU-Länder fort, ihre Wirtschaft wird bis 2012 um durchschnittlich 4,7% expandieren und damit mehr als doppelt so rasch wie jene der EU 15 (+1,9%)
 
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