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Gesundheitsreform |
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erstellt am
05. 06. 08
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Buchinger:
Veränderungen aus der Begutachtung in Regierungvorlage aufgenommen
Zur Lösung des Problems der exorbitanten Heilmittelkostensteigerung müsse auch
die Pharmawirtschaft ihren Beitrag leisten
Wien (SK) - "Es wurden einige Veränderungen im Gesetzesentwurf vorgenommen, die sich in der Begutachtung
ergeben haben", erklärte Sozialminister Erwin Buchinger am Rande der Regierungsklausur am 05.06. Den
Ärzten wurde in einigen Punkten entgegengekommen, "sie haben nichts zu befürchten". So werde
die Patientenquittung erst eingeführt, sobald sie technisch so machbar ist, dass es zu keine administrativen
Belastungen der Ärzte komme. Sollten Vertragsverhandlungen zwischen Ärzten und Sozialversicherung scheitern,
werde eine Schlichtungsstelle eingerichtet, die den vertragslosen Zustand durch Schlichtung auf Antrag der Beteiligten
verhindern soll. Nur in absoluten Ausnahmefällen soll es Einzelverträge geben, so Buchinger.
Kommen sollen auch ELGA (Elektronische Gesundheitsakte) und die E-Medikations- Datenbank, so Buchinger. Dem Datenschutz
im Interesse der PatientInnen sei dabei Rechnung zu tragen. Statt einer Rezertifizierung von Verträgen komme
eine Qualitätsevaluierung. Der Vertragsarzt werde alle fünf Jahre auf Einhaltung der Qualitätskriterien
überprüft. Die Nicht-Erfüllung der Kriterien sei ein Kündigungsgrund, aber es gebe keine Befristung
der Einzelverträge, erklärte der Sozialminister.
Zur Lösung des Problems der exorbitanten Heilmittelkostensteigerung müsse auch die Pharmawirtschaft ihren
Beitrag leisten. Geplant sei die Absenkung der Spannen für Apotheker und Großhandel durch Verordnung
der Gesundheitsministerin. Das bringe bis zu 300 Millionen Euro pro Jahr, zeigte sich Buchinger erfreut.
Als finanzielle Maßnahmen seien ein Forderungsverzicht des Bundes im Ausmaß von 450 Millionen Euro
vorgesehen, die vollständige Abgeltung der nicht-abziehbaren Vorsteuer durch den Bund, was zusätzlichen
Mitteln von 120 bis 130 Millionen Euro pro Jahr entspreche. Weiters sei eine moderate Anhebung des für die
bei den Gebietskrankenkassen versicherten PensionistInnen geltenden Hebesatzes um drei Prozentpunkte zu Lasten
des Bundes vorgesehen sowie die Erhöhung der Liquidität der KV-Träger durch die Verringerung der
Überweisungstermine der eingehobenen Pensionsversicherungsbeiträge von den Krankenversicherungsträgern
an die Pensionsversicherung. "Durch diese Maßnahmen erhält die Krankenversicherung bis 2012 zusätzliche
Mittel in der Höhe von 1,5 Mrd Euro", so Buchinger.
SV-Holding - Selbstverwaltung bleibt bestehen
Zur neuen Sozialversicherungs-Holding hielt Buchinger fest: Es wird eine Holding (SV-Holding) in Form einer
eigenen Selbstverwaltung für die gesamte Versicherungsgemeinschaft mit Zielsteuerungskompetenzen und normativen
Richtlinienkompetenzen ergeben. In der Holding sollen auch ein Monitoring und Controlling des Verwaltungshandelns
der Sozialversicherungsträger eingerichtet sein. Die Holding habe als Dienstleisterin etwa im IT-Bereich zentral
zu erfüllende Aufgaben zu erledigen. Darüber hinaus könne die Holding einzelne Verwaltungsaufgaben
der Träger koordinieren oder für sie erbringen.
Der Verwaltungsrat bestehe künftig aus 18 stimmberechtigen Mitgliedern: 6 ArbeitnehmerInnen- Vertreter (5
AK, 1 ÖGB) und 6 ArbeitgeberInnen-Vertreter (5 WKÖ, 1 LWK). 2 SeniorenverterInnen und den Vorsitzenden
der Spartenkonferenzen und einem Vertreter der Kontrollversammlungen. Es werden aus diesem Gremium ein/e Vorsitzende/r
und zwei Stellvertreter/innen gewählt. Die Abstimmungsprozesse laufen nach dem Prinzip der "doppelten
Mehrheiten". Buchinger betonte, dass daher ein Beschluss nur dann zustande komme, wenn jeweils eine Mehrheit
in der Arbeitgeber-Kurie und in der Arbeitnehmer-Kurie gefunden werde.
Zwei GeschäftsführerInnen sollen die laufenden Geschäfte der Holding führen. Die GeschäftsführerInnen
wirken gleichrangig mit eigenem Geschäftsbereich nebeneinander. Einer davon ist Vorsitzender der Geschäftsführung.
Die Bestellung ist auf 5 Jahre befristet. Mehr Aufgaben als bisher sollen an die Geschäftsführer übertragen
werden.
Die SV-Holding werde mit den SV-Trägern Ziele vereinbaren, erstellt Richtlinien, genehmigt Budgets sowie Großinvestitionen
und erledige als Dienstleister auch einige zentral zu erfüllende Aufgaben (z.B. IT und Heilmittel). Innerhalb
dieser Vorgaben soll die Autonomie der Träger im Vergleich zur bisherigen Rechtslage gestärkt werden.
So sind z.B. Gesamtverträge in Zukunft vom jeweiligen Träger abzuschließen.
Die drei Spartenkonferenzen dienen der Beratung des Verwaltungsrates. Daneben haben die Spartenkonferenzen ein
suspensives Vetorecht gegen wichtige Beschlüsse des Verwaltungsrates. An den Sitzungen des Verwaltungsrates
nehmen ohne Stimmrecht auch zwei Behindertenvertreter und zwei "politische" Minderheitenvertreter sowie
4 Vertreter des Betriebsrates in der SV teil.
Die Holding habe die gesamtwirtschaftlichen Interessen der SV, Zielsteuerung, Monitoring und Controlling, sowie
die zentrale Erbringung von Dienstleistungen wahrzunehmen. " Zur Sicherstellung der Leistungsfähigkeit
und Finanzierbarkeit der Sozialversicherung hat die Holding mit den Versicherungsträgern Ziele zu vereinbaren
bzw. bei Nichteinigung selbst solche Ziele festzulegen. Nur wenn ein Träger die Zielvorgaben nicht erfüllt,
könne die SV-Holding Maßnahmen setzen", so Buchinger.
In den Trägern kommt es zu einer Stärkung der Kontrolle. Künftig sei für alle Beschlüsse
des Vorstandes die Zustimmung der Kontrollversammlung erforderlich. Die Entsendung der Mitglieder erfolgt durch
die ArbeitnehmerInnen und ArbeitgeberInnen im bisherigen Verhältnis. Die Kurienzugehörigkeit der Obleute
bleibt unverändert. Bei nicht genehmigten Vorstandsbeschlüssen gebe es eine Empfehlung einer Schlichtungsstelle,
die sich aus VertreterInnen der entsendenden Stellen und einem Unabhängigen zusammensetzt. Der/die unabhängige
Vertreter/in ist von den entsendenden Stellen vor Einberufung einvernehmlich zu bestellen und führe den Vorsitz,
erklärte Buchinger abschließend. |
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Missethon: Patienten stehen im Mittelpunkt
Kassensanierung erfolgt ohne Belastung der Versicherten
Wien (övp-pk) - "Mit der heutigen Einigung zur Kassensanierung ist die hervorragende medizinische
Versorgung auch künftig gesichert", so ÖVP-Generalsekretär Hannes Missethon. Die Finanzierung
der Krankenkassen sei sichergestellt, "ohne dass wir damit die Versicherten belasten", betont er. Denn
es gibt weder Beitragserhöhungen, noch neue Selbstbehalte und auch keine steuerlichen Zusatzbelastungen. "Die
Patienten stehen im Mittelpunkt", war das Motto von Vizekanzler Wilhelm Molterer und Gesundheitsministerin
Andrea Kdolsky, das erfolgreich umgesetzt wurde, so Missethon.
Das Reformpaket basiere auf der Zusammenarbeit aller Systempartner, betont Missethon weiter. Sowohl Sozialpartner,
Ärzte, Krankenkassen als auch der Bund leisten ihren Beitrag. Das österreichische Gesundheitssystem gehört
zu den besten weltweit - "das hat seinen Preis. Die medizinische Versorgung der Österreicherinnen und
Österreicher ist uns jährlich 26 Milliarden Euro wert", sagt Missethon. Für den ÖVP-Generalsekretär
ist zentral, dass die beste medizinische Versorgung auch künftig gesichert ist - unabhängig von sozialer
Stellung, Alter oder Einkommen der Patient/innen.
"Die Lebenserwartung steigt und der medizinische Fortschritt ermöglicht neue, auch teure Behandlungsmöglichkeiten.
Um diesen Herausforderungen gerecht zu werden, wurde mit der heutigen Einigung ein wichtiger Schritt gesetzt",
so Missethon. |
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Grünewald: "Von Reform weiter keine Spur"
Das System bleibt weiter im Würgegriff der Bundesregierung
Wien (grüne) - "Von der Reform ist auch nach der heutigen Regierungsklausur keine Spur",
erklärte der Gesundheitssprecher der Grünen, Kurt Grünewald. Der teuerste Bereich der Krankenhäuser
bleibt weiter ausgespart, langjährige Defizite im Leistungsangebot der Kassen werden nicht behoben, das System
bleibt weiter im Würgegriff der Bundesregierung. Für die PatientInnen ändert sich auch damit nichts.
Neues Geld, um den Fortschritt der Medizin zu finanzieren, fehlt weiterhin. "Das Parlament muss jetzt das
Heft in die Hand nehmen. Nur so kann tatsächlich noch etwas sinnvolles herauskommen. Die Regierung ist dazu
offensichtlich nicht in der Lage", sagte Grünewald. |
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Belakowitsch-Jenewein: Gusenbauer wieder einmal auf der ganzen Länge umgefallen!
Diese Gesundheitsreform führt das Gesundheitswesen in Österreich ins totale Fiasko!
Wien (fpd) - Zu der "Einigung" der großen Koalition bezüglich der Gesundheitsreform
ist festzuhalten, daß Gusenbauer und seine Kollegen einmal mehr auf der ganzen Linie umgefallen sind. Die
Verantwortung für diese "Husch-Pfusch-Regelung" liege nunmehr nicht nur bei der Ministerin Kdolsky,
sondern auch bei Gusenbauer und seinen rückgradlosen Vasallen, so heute die Gesundheitssprecherin der FPÖ,
NAbg. Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, in einer ersten Reaktion.
Diese "Reform" werde längerfristig dazu führen, daß das Gesundheitswesen in Österreich
ein totales Fiasko wird. Es stehe zudem zu befürchten, daß es mittel- bzw. längerfristig zu einer
Abwanderung von Fachärzten ins europäische Ausland kommen wird. Dies sei dann der große "Verdienst"
von Gusenbauer, Kdolsky und Co. - die Auswirkungen werden jedoch die nachfolgenden Regierungen auszubaden haben.
Wir steuern leider auf eine "Zwei-Klassen-Medizin" hin, wie wir sie schon heute z.B. in England beobachten
können. Für diese Regierung kann man sich leider wirklich nur mehr genieren, so Belakowitsch-Jenewein
abschließend. |
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Haider: Bundesregierung ebnet Weg für Zwei-Klassen-Medizin!
Die wirklichen Probleme seien von der Bundregierung nicht gelöst worden
Klagenfurt (bzö) - Heftige Kritik am von der Bundesregierung fixierten Konzept zur Gesundheitsreform übt
der Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider. "Der Bundesregierung ist es nicht gelungen, der Reform
die Giftzähne zu ziehen. Die ganzen problematischen Bestimmungen wie die Fünf-Jahres-Verträge für
die Ärzte oder die Aut idem-Regelung bleiben erhalten. Die Adaptierungen sind eine reine Augenauswischerei",
sagt Haider.
Die wirklichen Probleme seien von der Bundregierung nicht gelöst worden. Es werde weiterhin versucht, auf
dem Rücken der Patienten die maroden Krankenkassen zu sanieren. Die Folgen der verpfuschten Gesundheitsreform
seien nicht absehbar. "Österreich hat derzeit eines der besten Gesundheitssysteme der Welt. Die rot-schwarze
Bundesregierung setzt es mit ihrem Gesetzesmurks leichtfertig aufs Spiel. Denn die geplante Gesundheitsreform ebnet
den Weg für eine Zwei-Klassen-Medizin. Das ist unverantwortlich", so Haider.
Die Pläne der Regierung würden dazu führen, dass nur mehr Reiche eine optimale medizinische Versorgung
erhalten würden. Diese könnten Privatärzte aufsuchen, während der Gros der Bevölkerung
auf Ärzte angewiesen wären, denen die Krankenkassen ein Spardiktat auferlegt werden würde. "Die
Regierung will unser Gesundheitssystem kaputt sparen. Statt bei der aufgeblähten Verwaltung der Kassen Einsparungen
vorzunehmen, werden die Ärzte zu Sparmaßnahmen verdonnert. Die Leidtragenden sind die Patienten. Diese
Vorgangsweise der Regierung ist nicht zu akzeptieren", empört sich der Landeshauptmann. |
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Dorner: Ärztekammer schwer enttäuscht
Regierung ist sich Dramatik ihrer Entscheidung nicht bewusst
Wien (öäk) - Der Präsident der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK),
Walter Dorner, ist "schwer enttäuscht" über den gestern bekannt gewordenen Regierungsbeschluss
zum Kassen-Sparpaket. Offensichtlich sei sich die Bundesregierung der Dramatik ihrer Entscheidung nicht bewusst.
Dorner sieht in vorliegendem Entwurf die "Festschreibung der Absicht, das bewährte österreichische
Gesundheitssystem nachhaltig zum Schlechten zu verändern", heißt es 05.06. in einer Aussendung.
Nach wie vor seien viele der von den Ärzten in den letzten Wochen heftig bekämpften Bestimmungen im Entwurf
enthalten, so Dorner. Im Speziellen seien dies die politische Vorgabe von Behandlungsinhalten und die Überwachung
der ärztlichen Praxen durch staatliche Behörden. Auch die von der Ärzteschaft geforderte Schlichtungskommission
für den Fall, dass es keinen gültigen Gesamtvertrag gebe, habe reinen "Scheincharakter", da
die Krankenkassen sehr wohl Direktverträge mit den Ärzten schließen könnten. Auch die Herauslösung
und Teilkündigung für einzelne medizinische Fächer seien nach wie vor möglich. Dies betreffe
die Allgemeinmedizin ebenso wie die Fachärztinnen und Fachärzte.
"Es ist klar, dass die Gesundheitsversorgung durch niedergelassene Ärztinnen und Ärzte durch dieses
Paket massiv geschwächt wird. Das widerspricht allen bisherigen politischen Beteuerungen", sagte Dorner.
Damit werde nicht nur die bewährte Vertragspartnerschaft zwischen Ärzten und Sozialversicherung zerstört,
sondern auch die kontinuierliche Behandlungsmöglichkeit durch niedergelassene Hausärzte und Fachärzte,
die auf einem besonderen Vertrauensverhältnis beruhe. Der Ärztekammerpräsident ist darüber
hinaus "tief betroffen, dass die in letzter Zeit mit der Politik geführten Gespräche und Verhandlungen
offensichtlich eine reine Hinhaltefunktion gehabt haben". Die wesentlichen Bedenken der Ärzteschaft hätten
keinen Eingang gefunden.
Stimmung in der Ärzteschaft "überaus schlecht"
Wie "inhaltlich unausgewogen und widersprüchlich" der Regierungsbeschluss sei, könne
man vor allem daran erkennen, dass einerseits das Gesundheitsministerium sich anmaße, die Qualität der
medizinischen Arbeit in den Kassenordinationen zu überprüfen (was bisher von der ÖQMed gemacht wurde,
Anm.), dass andererseits die nicht-kassenärztlichen Ordinationen nach wie vor von der ÖQMed zu evaluieren
seien. "Man vertraut also der ÖQMed nur dort, wo man keinen Ökonomiedruck auf den Arzt ausüben
will und kann. Bei den Kassenordinationen reißt dies das Ministerium an sich, nur um die Kassenärzte
einem massiven Rationierungsdruck auszusetzen", kritisiert Dorner. Denn selbstverständlich werde nach
den jeweils fünf Jahren nur mehr der Kassenvertrag jenes Arztes verlängert, der sich brav an die Rationierungsvorgaben
gehalten habe.
Dorner bezeichnet die Situation als "sehr kritisch". Die Stimmung der österreichischen Ärztinnen
und Ärzte sei überaus schlecht. Dorner hofft, dass nun die parlamentarischen Beratungen des Gesetzesentwurfs
noch "erhebliche Korrekturen" ermöglichen, sodass die notwendige Sanierung der Kassen nicht an den
"unverrückbaren Pfeilern unseres guten Gesundheitssystems" rühren. "Es muss ganz einfach
sichergestellt werden, dass der Arzt die Freiheit behält, seinen Patienten weiterhin die beste und nicht die
billigste Behandlung zukommen zu lassen", sagte der Kammerchef.
Am 7. Juni, findet in Wien eine außerordentliche Vollversammlung der ÖÄK statt, die über die
weitere Vorgangsweise entscheiden wird. Bekanntlich stehen "drastische Maßnahmen", etwa Ordinationsschließungen
während der EURO, zur Diskussion. |
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