Aufnahmen aus dem Inneren des Körpers - kleinste Kameras, die der
Patient schluckt, machen es möglich. Bisher durchliefen die Geräte den Körper unkontrolliert.
Hamburg (idw) - Bilder aus dem Inneren des Darms lassen sich schon heute gewinnen: Der Patient schluckt
eine Kamera, die nicht größer ist als ein Bonbon. Sie wandert durch den Darm und funkt Bilder der Darmzotten
nach außen. Ein Empfangsgerät, das der Patient am Gürtel trägt, speichert die Daten, so kann
der Arzt sie später auswerten und Blutungen oder Zysten erkennen. Zur Untersuchung von Speiseröhre und
Magen eignet sich die Kamera jedoch wenig. Der Grund: Für den Weg durch die Speiseröhre braucht die Kamera
nur etwa drei bis vier Sekunden - pro Sekunde macht sie zwei bis vier Bilder - und im Magen plumpst sie durch ihr
Gewicht von etwa fünf Gramm recht schnell auf die untere Magenwand. Sie ist also zu schnell, um verwertbare
Bilder zu liefern. Für Untersuchungen der Speiseröhre und des Magens müssen die Patienten daher
nach wie vor ein recht dickes Endoskop schlucken.
Forscher des Fraunhofer-Instituts für Biomedizinische Technik in Sankt Ingbert haben nun mit den Mitarbeitern
der Herstellerfirma Given Imaging, des israelitischen Krankenhauses in Hamburg und dem Royal Imperial College in
London erstmalig ein Steuerungssystem für die Kamerapille entwickelt. "Künftig können Ärzte
die Kamera in der Speiseröhre stoppen, sie rauf- und runterbewegen, drehen und so den Blickwinkel der Kamera
gezielt einstellen", sagt Dr. Frank Volke, Gruppenleiter am IBMT. "So lässt sich der Übergang
zwischen Speiseröhre und Magen genau untersuchen: Denn funktioniert die Magenklappe nicht richtig, steigt
Magensäure in die Speiseröhre und führt dort zu Sodbrennen und kann langfristig sogar Speiseröhrenkrebs
verursachen. Auch die Magenwände können wir nun mit der Kamera gezielt abscannen." Doch wie schaffen
es die Forscher, die Einmal-Kamera im Körper zu dirigieren? "Wir haben eine Magnetvorrichtung entwickelt.
Sie ist etwa so groß wie eine Tafel Schokolade, der Arzt kann sie daher während der Untersuchung in
der Hand halten und am Körper des Patienten auf- und abbewegen. Die Kamera folgt innen präzise dieser
Bewegung", sagt Volke.
Die steuerbare Kamerapille ist ähnlich aufgebaut wie ihr Vorgängermodell: Sie besteht aus einer Kamera,
einem Sender, der die Bilder an das Empfangsgerät schickt, einer Batterie und mehreren Kaltlicht-dioden, die
wie ein Blitzlicht bei jeder Aufnahme kurz aufblinken. Einen ersten Praxistest im Menschen hat einer der Prototypen
der Kamerapille bereits hinter sich: Im Eigenversuch konnten die Forscher zeigen, dass sich die Kamera für
etwa zehn Minuten in der Speiseröhre halten lässt, selbst wenn der Patient aufrecht sitzt. |