Beim Klimaschutz besteht Handlungsbedarf   

erstellt am
04. 06. 08

Klimaschutzbericht 2008 liegt dem Nationalrat vor
Wien (pk) - Im Klimaschutzbericht 2008 vergleicht das Umweltbundesamt die österreichischen Treibhausgasemissionen mit den Zielen des Kyoto-Protokolls. Die Experten analysieren die sektoralen Emissionstrends im Zusammenhang mit gesamtwirtschaftlichen Faktoren, erheben den Stand der Umsetzung der Klimaschutzstrategie 2007 und bewerten die Zielerreichung in den in einzelnen Sektoren. Insgesamt lag der Treibhausgasausstoß 2006 in Österreich bei 91,1 Mill. t. Daraus folgt, dass durch Einsatz flexibler Mechanismen – JI/CDM-Programm und Emissionshandel – sowie aus forstlicher Bewirtschaftung noch 10,6 Mill. t Treibhausgasemissionen eingespart werden müssen. Auf großen Handlungsbedarf stieß das Umweltbundesamt in den Sektoren Verkehr, Raumwärme und Kleinverbrauch.

Klimaschutzziele
Das Kyoto-Protokoll sieht für die Europäische Union eine Verminderung der Treibhausgasemissionen (THG) um 8 % in der Periode 2008 bis 2012 gegenüber 1990 vor. Für Österreich gilt aufgrund EU-interner Regelungen im selben Zeitraum eine Emissionsminderung von 13 %. Im Jahr 2006 betrugen die Treibhausgasemissionen Österreichs 91,1 Mill. t Kohlendioxid-Äquivalente (CO2-Äquivalente). Damit lagen sie um 15,1 % über dem Niveau von 1990. Die gute Nachricht: Zwischen 2005 und 2006 kam es zu einer Reduktion der THG-Emissionen um 2,3 %.

Die wichtigsten Verursacher waren 2006 Industrie und produzierendes Gewerbe, Verkehr, Energieaufbringung sowie Raumwärme und Kleinverbrauch. Die Emissionen lagen 2006 um 22,3 Mill. t CO2-Äquivalente über dem jährlichen Durchschnittswert des für 2008 bis 2012 festgelegten Kyoto-Ziels. In der Bewertung der Umsetzung der Klimaschutzstrategie 2002 und 2007 durch das Umweltbundesamt liest man, bis Ende 2007 seien 82 Maßnahmen (34 %) umgesetzt und 158 (66 %) teilweise bzw. nicht umgesetzt worden. In den Sektoren Abfallwirtschaft, Landwirtschaft und fluorierte Gase sei die Mehrzahl der Maßnahmen weitgehend umgesetzt, im Verkehr seien hingegen fast zwei Drittel der bewerteten Maßnahmen nicht oder nur teilweise realisiert.

Raumwärme und Kleinverbrauch
Im Sektor Raumwärme und sonstiger Kleinverbrauch lagen die Emissionen 2006 um 2,3 Mill. t CO2-Äquivalente über dem Ziel der Klimastrategie. Gebäudesanierung, Kesseltausch und der forcierte Einsatz erneuerbarer Energie fanden nicht in dem von der Klimastrategie angestrebten Ausmaß statt. So sei die in der Klimastrategie vorgesehene Steigerung der thermischen Sanierungsrate auf zumindest 3 % nicht realisiert. Dafür wäre eine stärkere Fokussierung der Wohnbauförderung und der Bauordnungen der Länder notwendig, analysieren die Experten und folgern: Ein Erreichen des sektoralen Ziels in der Kyoto-Verpflichtungsperiode ist beim derzeitigen Umsetzungsgrad der Maßnahmen der Klimastrategie unrealistisch.

Energieaufbringung

Im Sektor Energieaufbringung ist der Emissionshandel zentrale Maßnahme zur Erreichung des sektoralen Klimastrategie-Ziels. Die vom Emissionshandel umfassten Anlagen sind für mehr als 85 % der Emissionen dieses Sektors verantwortlich. Bei jenen Anlagen, die nicht dem Emissionshandel unterliegen, ist eine Reduktion von 0,5 Mill. t Kohlendioxid-Äquivalenten erforderlich. Mit den derzeit umgesetzten Maßnahmen ist diese Reduktion nicht realistisch, heißt es im Klimaschutzbericht des Umweltbundesamtes.

Abfallwirtschaft
Im Sektor Abfallwirtschaft entsprachen die THG-Emissionen im Jahr 2006 bereits weitgehend dem Ziel der Klimastrategie.

Klimaschutz-Sorgenkind Verkehr
Der Sektor mit der größten Abweichung zum sektoralen Ziel der Klimastrategie ist mit rund 4,4 Mill. t CO2-Äquivalenten der Verkehr. Zwischen 2005 und 2006 wurde in diesem Sektor erstmals ein Rückgang der Emissionen verzeichnet, der auf die Biokraftstoffbeimischung und einen Rückgang der Menge verkaufter fossiler Kraftstoffe zurückzuführen ist. Eine Reihe von Maßnahmen aus der Klimastrategie sei allerdings bisher nicht oder nur in Teilaspekten umgesetzt, stellt das Umweltbundesamt fest. Für 2007 zeichnet sich zudem wieder eine Steigerung der verkauften Treibstoffmenge ab. Dies lasse den Schluss zu, dass ohne eine rasche und vollständige Umsetzung der Maßnahmen der Klimastrategie deren sektorales Ziel jedenfalls nicht erreichbar sei.

Industrie und produzierendes Gewerbe
Wichtigste Maßnahme zur Erreichung der Kyoto-Ziele im Sektor Industrie und produzierendes Gewerbe ist der Emissionshandel. Die vom Emissionshandel umfassten Anlagen waren 2006 für etwa 76 % der Emissionen dieses Sektors verantwortlich. Die Emissionen jener Anlagen, die in der zweiten Emissionshandelsperiode dem Emissionshandel nicht unterliegen, lagen 2006 um rund 2,2 Mill. t CO2-Äquivalente über dem sektoralen Ziel der Klimastrategie und müssten zur Zielerreichung um etwa 40 % verringert werden. Ein Erreichen des Ziels der Klimastrategie ist damit unrealistisch. Die Emissionen des Sektors fluorierte Gase entsprachen 2006 ungefähr dem Ziel der Klimastrategie.

Sonstige Emissionen
Im Sektor Sonstige Emissionen sind vor allem Treibhausgasemissionen aus der Lösemittelverwendung sowie aus der Energieförderung und -verteilung zusammengefasst. Diese lagen etwa 0,4 Mill. t über dem Ziel der Klimastrategie. Da für die Sonstigen Emissionen keine spezifischen Maßnahmen vorgesehen sind, ist eine Zielerreichung unrealistisch.

Landwirtschaft - Klimaschutzziele erreichbar
Im Sektor Landwirtschaft lagen die THG-Emissionen etwa 0,8 Mill. t CO2- Äquivalente über dem Ziel der Klimastrategie, eine Erreichung der Ziele erscheint laut Umweltbundesamt möglich.
 
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