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dimensionFRAGILE Paper Objects |
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Paper Installations - 27. Juli - 10. Oktober 2008 Steyermühl (papiermuseum) - Papier ist ein vertrautes Material, es verweist auf den Alltag zwischen Poesie, Konzentration, Vergeistigung, Information, Kommunikation und Konsum, Verpackung und der damit einher gehenden Abfallindustrie sowie der Verschwendung von Ressourcen. Diese unterschiedlichen Inhalte hat Papier ab Mitte des 20. Jahrhunderts auch für viele Künstler interessant gemacht, die das Material als aufregendes und faszinierendes Medium für sich entdeckten. Seine vielfältige Stofflichkeit, Materialität und formale Qualität, machte es auch zu einem eigenständigen und interessanten Sprachmittel für die zeitgenössische Kunst. Die Ausstellung wird in Kooperation mit der Beijing Cultural Development Foundation, der IAPMA-International Association of hand paper makers and paper artists und der Galerie Ulrike Hrobsky durchgeführt. Der kulturelle Dialog wird vor allem durch die Biographie und das Werk einzelner Künstlerpersönlichkeiten, wie z.B. Rolf Kluenter und Li Lei, die im jeweilig anderen Kulturkreis ihre künstlerische Prägung erfahren haben, zum Ausdruck gebracht. Sie bilden die Klammer eines eurasischen Kulturbogens, der durch die Ausstellung in Steyrermühl gespannt wird. Die Verschränkung der Kontinente Europa und Asien in der Auswahl der KünstlerInnen, wird auch im Ausgangsmaterial Papier manifest. Europäische KünstlerInnen verwenden fernöstliche, handgeschöpfte Papiere aus Japan, Korea und Nepal, wie u.a. Rolf KLUENTER wie andererseits chinesische KünstlerInnen die Entwicklung einer europäischen Objektkunst antizipieren und sich von ihren traditionellen, zweidimensionalen Umgang mit dem Papier lösen wie u.a. Qiu DESHU, aus Shanghai, der seit den frühen 80er Jahren einen unabhängigen Weg zwischen Tradition und Avantgarde verfolgt. Weitaus näher der europäischen zeitgenössischen Kunst sind die skulpturalen Arbeiten von Qing QING (Beijing), die heute zu den wichtigsten international bekannten, chinesischen Künstlerinnen gehört. Die Auswahl der Arbeiten der europäischen KünstlerInnen zeigt ebenso eine heterogene Verwendung des Papiers, zwischen Scherenschnitt, Objekt und Rauminstallation. Als Idiome einer politisch-aktiven Gesellschaft gelten die Papierschnitte des deutschen Künstlers Felix Droese, in denen er Anfang der 70er Jahre ikonographisch die Kunst der russischen Avantgarde zitierte. Scherenschnitte per se gehörten zum Experimentierfeld vieler Künstler der Moderne, erhielten jedoch bis auf die "gouaches découpées" von Henri Matisse kaum eine zentrale Bedeutung, während der installative, raumgreifende Umgang mit dem Papier heute in der Kunst der Gegenwart in Europa wieder reüssiert. Die Wiederentdeckung des Werkstoffs Papier erfolgte parallel zu einer Erweiterung des Skulpturenbegriffs, in dem zunehmend die Materialien und Techniken der angewandten Kunst wieder einbezogen werden. Die Künstler agieren dabei in der Wiederentdeckung alter Traditionen wie der Herstellung handgeschöpfter Papier, Knüpfen, Flechten u.v.m. oft als Grenzgänger zwischen den Bereichen einer freien und angewandten Kunst wie u.a. Marie Claire Meier (F) oder die niederländische Künstlerin Anita Brendgens. (NL) Beide arbeiten mit handgeschöpftem Papier. in Österreich erfolgt durch Franz West und dem aus Vorarlberg stammenden Tone Fink eine individuelle Erweiterung ins Performative. In den Arbeiten von Walter Weer, (A) Josef Büchler, (D) Liz Gehrer (CH) Robert Mittringer (A) oder Raffaela Fermenti (I) wird das Papier zum Material raumbezogener Installationen. Sie übersetzen den früher als zweidimensionalen Bildgrund verwendeten Werkstoff in große Papierskulpturen oder Wandobjekte. Josef Büchler hat für die Ausstellung eine 10 m hohe Arbeit für den Freiraum konzipiert, in der er, in für ihn charakteristischen Weise, Papier, Stämme und Naturmaterialien verbindet. Dieses Objekt wird auf der Museumshalbinsel installiert. Papier in seiner alltäglichen Verwendung als Karton oder Wellpappe ist dabei ein bevorzugtes Material, die eine zusätzliche konzeptuelle Ebene in die Arbeiten einbringen. Wesentlich ist dabei ein sensibler Umgang mit dem fragilen Material Papier und Karton sowie ein Interesse an einer differenzierten Oberflächenstruktur. Auch die Zeitung als bedrucktes Papier wird von Künstlern wie Tamás Körösényi (H) und Walter Weer (A) als Werkstoff verwendet. Einen weiteren ästhetischen und formalen Zugang zum Material Papier haben die Künstlerinnen Miriam Londono (NL) und Birgit Knoechl (A) entwickelt. Die aus Kolumbien stammende Künstlerin Miriam Londono lebt heute in den Niederlanden. Sie formt aus der eigenen Handschrift ein Netzwerk aus Papierhalbstoffen wie Baumwolle und Leinen. Ebenso in den Raum arbeitet die aus Kärnten stammende Birgit Knoechl. In ihrer Arbeit assoziiert sie das Wachstum der Linie anhand von pflanzlichen Formen. Die gezeichnete Linie wird durch den Prozess des Ausschneidens zu einem dreidimensionalen Papierobjekt, das buchstäblich in den Raum wuchert oder in der Übersetzung in das Medium Video als abstraktes Linienspiel erscheint. dimensionFRAGILE dokumentiert durch die generationsübergreifende Auswahl der KünstlerInnen, dass der Werkstoff Papier seit der Moderne ein Material war, in dem eine neue Formensprache in der Objektkunst entwickelt wurde, bis hin zu den Werken einer unmittelbaren Gegenwart, in der die skulpturale Arbeit mit Papier immer öfter mit den technischen Möglichkeiten digitaler Medien verbunden wird. Europäische Künstlerliste: Anita Brendgens (NL) Josef Büchler (D) Felix Dröse (D) Tone Fink (A) Liz Gehrer (CH) Birgit Knoechl (A) Tamas Körösenyi (H) Miriam Londono (NL) Marie-Claire Meier (F) Robert Mittringer (A) Fermenti Raffaela (I) Helene und Joachim Tschacher (A) Walter Weer (A) Susanne Zehnder (A) Informationen: http://papiermuseum.freyerweb.at/ |
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