Rund 100 Teilnehmer bei der 23. Sitzung des EuRegio-Rates / EU-Naturschutzrecht als zentrales
Thema
Salzburg (lk) - Bürgermeisterin Bettina Mitterer, EuRegio-Präsident Mag. Emmerich Riesner
und Vizepräsident Landrat Hermann Steinmaßl konnten kürzlich fast 100 Teilnehmer zur 23. Sitzung
des EuRegio-Rates in der Marktgemeinde Lofer begrüßen. Vor der Tagung stand ein Besuch in der erfolgreichen
Confiserie Berger auf dem Programm.
Zweimal jährlich kommt der EuRegio-Rat, das ist die Versammlung der Mitglieder der EuRegio Salzburg – Berchtesgadener
Land – Traunstein, in einer seiner Mitgliedsgemeinden zusammen. Lofers Bürgermeisterin Bettina Mitterer hatte
dieses Mal zu einem sehr interessanten Nachmittag in ihre Marktgemeinde eingeladen. Zunächst stand ein Besuch
in der ortsansässigen Confiserie Berger, die aber auch Verkaufsstellen in Salzburg und Saalfelden unterhält
sowie den deutschen Markt beliefert, auf dem Programm. Nach ersten Anfängen in der Garage hat sich das Unternehmen
in wenigen Jahren erfolgreich am Markt positionieren können. Nicht zuletzt dank eines Beitrages im Galileo-Magazin
ist die Firma auch weit über die Grenzen Lofers hinaus bekannt.
Nach den süßen Versuchungen in der Confiserie widmete sich der EuRegio-Rat den handfesten Themen seiner
Tagesordnung. Geschäftsführer Mag. Steffen Rubach stellte den Geschäftsbericht für das Jahr
2007 vor. Einmal mehr konnte er mit dem Team in der Geschäftsstelle auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken,
in dem viele grenzüberschreitende Projekte und Veranstaltungen realisiert wurden. Insbesondere die Bereiche
Bildung mit der EuRegionalen Berufsinfo-Messe BIM in Salzburg als Höhepunkt, Tourismus mit der ersten grenzüberschreitenden
Movelo-Region in Europa und Kultur u.a. mit der neuen EuRegio-Broschüre "Wallfahrtskirchen" kristallisierten
sich als Schwerpunkte heraus. Wichtig ist es dabei, dass nicht der Abruf von EU-Fördergeldern im Vordergrund
steht, sondern die grenzüberschreitende Zusammenarbeit und das grenzüberschreitende Zusammenkommen an
sich.
Die Ergebnisse der bayerischen Kommunalwahlen vom März dieses Jahres machten auch in der EuRegio einige Nachwahlen
erforderlich. So wurde für Tittmonings ersten Bürgermeister Dietmar Cremer sein Nachfolger Bürgermeister
Konrad Schupfner neu in das EuRegio-Präsidium gewählt. Neuer zweiter Rechnungsprüfer wurde Pettings
neuer Bürgermeister Karl Lanzinger, ebenfalls in Nachfolge seines Amtsvorgängers Markus Putzhammer. EuRegio-Präsident
Emmerich Riesner gratulierte den beiden Bürgermeistern zum einstimmigen Wahlergebnis und dankte den ausgeschiedenen
Bürgermeistern für ihr euRegionales Engagement.
Schwerpunkt der EuRegio-Ratssitzung war das bewusst etwas provokant formulierte Thema "EU-Naturschutzrecht
und wirtschaftliche Prosperität – ein Spannungsfeld auf kommunaler Ebene?!". Präsident Riesner betonte,
dass es dabei nicht um Polarisierung, sondern und Information und Bewusstseinsbildung ginge. Die drei Referenten
Dorothee Kettermann-Tröger von der Regierung von Oberbayern, Dipl.-Ing. Hermann Hinterstoisser vom Salzburger
Naturschutz und Hofrat Dr. Friedrich Mair von der Salzburger Raumplanung gingen dann im Detail auf die Grundstrukturen
des Europäischen Naturschutzrechtes mit den beiden Säulen Gebiets- und Artenschutz ein und erläuterten
den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern die Auswirkungen und die Umsetzung dieser Rechtsmaterien in
Naturschutz- bzw. Genehmigungsverfahren bzw. in der Raumplanung. Klar herausgearbeitet werden konnte, dass das
EU-Recht nicht nur als "Verhinderungsinstrument" gesehen werden darf, sondern dass es ganz wesentlich
und positiv zum Erhalt und zur Vielfalt von Lebensräumen und Arten beiträgt. Und beides bildet gerade
auch im Raum der EuRegio ganz wesentliche Lebens- und Wirtschaftsgrundlagen. Die in der intensiv geführten
Diskussion aufgezeigten Beispiele, wie etwa das Verhältnis von öffentlichem Interesse und Artenschutz,
eine mögliche neue Salzachbrücke, ein neues Gewerbegebiet mit Auswirkungen auf ein Natura-2000-Gebiet
oder die Überregulierungen seitens der EU sowie die aufgezeigten Verfahrensabläufe machten deutlich,
dass es fast immer einen gemeinsamen Weg von kommunalen Interessen und Naturschutzbelangen gibt. In besonders kritischen
Fällen, wie etwa einer Widmung in einem Natura-2000-Gebiet, kann es aber auch zu einer Ablehnung kommen, die
aber nach Möglichkeit dann schon möglichst frühzeitig erfolgen sollte. Als überbürokratisch
empfundene Regelungen müssen allerdings bei der Europäischen Union angesprochen werden. Dafür werde
sich auch das EuRegio-Präsidium einsetzen, resümierte Präsident Riesner.
EuRegio-Vizepräsident Landrat Hermann Steinmaßl dankte den Referenten für ihre überzeugenden
Vorträge und formulierte abschließend den Anspruch, dass die vielen positiven Effekte des Europäischen
Einigungsprozesses nicht durch ein Zuviel an Bürokratie überlagert werden dürften. Die Vielfalt
müsse so groß wie möglich und die Einheit so klein wie nötig sein, und nicht umgekehrt, so
Steinmaßl. Nur so könne der Bezug zur Heimat mit ihren naturräumlichen Gegebenheiten erhalten bleiben. |