"Glaube Liebe Hoffnung"   

erstellt am
16. 06. 08

Das Arme Theater Wien vervollständigt seine Horváth-Trilogie mit der Wiederaufnahme von "Kasimir und Karoline" und der Neuproduktion von "Glaube Liebe Hoffnung"
Wien (armestheaterwien) - Als das Arme Theater Wien gegründet wurde, stand am Anfang die Frage Was braucht das Theater, um Theater zu sein? Anknüpfend an Jerzy Grotowskis Überlegungen zu einem Armen Theater, die aus seiner experimentellen Inszenierungspraxis entsprangen, fand man die Antwort auf diese Frage in der radikalen Reduktion auf die wesentlichsten Elemente: den Schauspieler, dessen Beziehung zum Publikum und die erzählte Geschichte.

Horváth Trilogie
Anlässlich des 70. Todestages von Ödön von Horváth präsentiert das Arme Theater Wien seine Horváth-Trilogie, die im letzten Sommer mit Kasimir und Karoline eingeläutet wurde, mit der Premiere von Eine Unbekannte aus der Seine im Mai 2008 im Moulin Rouge erfolgreich fortgesetzt wurde und nun mit der Premiere von Glaube Liebe Hoffnung und der Wiederaufnahme von Kasimir und Karoline im August 2008 im Wiener Volksliedwerk abgerundet wird.

Bisherige Produktionen.

Jeanne. Ein Prozeß.
Die erste Produktion des Vereins (Premiere März 2005, Volkstheater am Plafond) war eine Zusammenarbeit mit dem Volkstheater Wien. Basierend auf den Original-Prozessmitschriften von 1413 setzt sich der Abend mit dem Leben, der Verurteilung und der Rehabilitation der Heiligen Johanna von Orléans auseinander.

Antigone
Im September 2005 kam mit Antigone von Jean Anouilh in der Hauptbücherei am Gürtel die erste Eigenproduktion des Vereins heraus. Aufführungsort ist die Internetgalerie. Die kahle Architektur des Raumes ersetzt das Bühnenbild, keine technischen Spielereien lenken vom Wesentlichen ab: dem Schauspieler und der erzählten Geschichte.

Ein Duft von Blumen
Als dritte Produktion wurde im August 2006 Ein Duft von Blumen von James Saunders im Wiener Volksliedwerk realisiert. Es war dies die erste österreichische Aufführung des Stücks seit über 40 Jahren. Der gesamte Raum des Spiegelsaals wird als Spielfläche genutzt, das Publikum ist rundherum angeordnet und erlebt das Geschehen aus unmittelbarer Nähe mit. Die Produktion gastierte im September 2006 im stadtTheater Walfischgasse.

Eine Unbekannte aus der Seine
Als zweiter Teil der Horváth Trilogie hatte Eine Unbekannte aus der Seine am 7. Mai 2008 im Moulin Rouge Premiere. Das unbekannte Mädchen im Zentrum dieses Stücks steht am Schnittpunkt zwischen Traum und Wirklichkeit, Jenseits und Diesseits, Leben und Tod. Sie ist eines der typischen Horváthschen Fräuleins, aber sie ist auch eine andere, eine Fremde, eine die wie Undine aus dem Wasser kommt und dahin zurückkehren wird. Sie vermittelt den typischen Horvathfiguren, die von einem kleinen, banalen Durchschnittsglück träumen und sich mit kleinen, banalen Alltagssorgen herumschlagen müssen, eine Ahnung. Wovon? Von Liebe?
Premiere 13. August 2008 im Wiener Volksliedwerk.

"Glaube Liebe Hoffnung"
Zum Stück
Was kann alltäglicher und dramatischer sein, als der Kampf zwischen Individuum und Gesellschaft? Ein Mensch, der aus wirtschaftlichen Gründen und aufgrund der Engstirnigkeit und Feigheit der Mitmenschen aus der Bahn geworfen wird und daran zerbricht. Ödön von Horváth hat gemeinsam mit dem Gerichtsreporter Lukas Kristl 1932 eine wahre Begebenheit auf die Bühne gebracht. Das Volksstück Glaube Liebe Hoffnung ist ein Stück über Menschen in einem eher unspektakulären Kriminalfall und eine Parabel auf die gesellschaftliche Entsolidarisierung, eine Synthese aus Ernst und Ironie. Oder, wie Horváth es selbst ausdrückte: "Alle meine Stücke sind Tragödien - sie werden nur komisch, weil sie unheimlich sind. Das Unheimliche muss da sein."

Heute, in einer Zeit des permanenten Sozialabbaus, bleiben wieder einmal die Ärmsten auf der Strecke. Unsere Elisabeth, deren sukzessiven Absturz wir erleben, wird von niemandem beschützt. Wer arm ist, wird noch zusätzlich bestraft. Dafür haben wir, als Armes Theater, ein besonderes Feingefühl entwickelt. Deshalb ergreifen wir Partei für die, die alle so gerne übersehen werden und die so dringend unsere Hilfe brauchen, indem wir ihre Geschichten erzählen.

http://www.armestheaterwien.at/
 
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