Landtags-Enquete beleuchtete Grundlagen, Strategien und Chancen des Klimawandels
Bregenz (vlk) - Die Grenze von tolerablem zu gefährlichem Klimawandel wird auf politischer Seite
beispielsweise von der Europäischen Union mit einer Erwärmung um höchstens zwei Grad Celsius benannt.
"Es ist also höchste Zeit, mit den längst bekannten Lösungsansätzen ernst zu machen und
deren Umsetzung voranzutreiben", so Landtagspräsident Gebhard Halder kürzlich bei der "Klimaenquete"
des Vorarlberger Landtages.
Die Landtagsenquete "Klimawandel – Grundlagen, Chancen, Strategien" spannte einen Bogen von Informationen
zu Ursachen und Folgen des Klimawandels über wirtschaftliche Chancen des Umstiegs auf erneuerbare Energieträger
und Bewältigungsstrategien des Landes, des Bundes und der EU. Halder: "Vorarlberg ist in vielen Bereichen
Vorreiter. So etwa in der Wohnbauförderung, wo heute nurmehr Mittel ausbezahlt werden, wenn mindestens Öko-1-Standard
erfüllt ist." Auch die Verankerung des Klimaschutzes in der Landesverfassung sei ein deutliches Signal.
Georg Kaser vom Institut für Geographie an der Uni Innsbruck wirkte als einziger österreichischer Wissenschafter
bei der Erstellung der "Physikalisch-wissenschaftlichen Grundlagen" des hoch brisanten Klimareports des
Weltklimarats (IPCC-Intergovernmental Panel on Climate Change) mit. Zum ersten Mal war im Bericht ein eigenes Kapitel
dem Eis der Erde gewidmet, für das Georg Kaser als Lead Author mitverantwortlich war. Er forscht schon seit
Jahrzehnten im Bereich Klima und Kryosphäre und ging in seinem Vortrag auf die Ergebnisse des Berichts ein
und beleuchtete die Hintergründe. "Der Klimareport lässt keinen Zweifel daran, dass der Mensch für
die derzeitige Klimaänderung verantwortlich ist", so Kaser.
Der Einsatz erneuerbarer Energie führe auf Sicht zur Schaffung neuer Arbeitsplätze, sagte Ulrike Lehr
von der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung in Osnabrück. Für Österreich liegen
noch keine Zahlen vor, in Deutschland werde der Arbeitsplatz-Effekt in einem Zeitrahmen bis 2020 mit 80.000 beziffert.
Katja Bratrschovsky, Expertin aus dem Bundeskanzleramt, beleuchtet die aktuelle Entwicklung in der Energie- und
Klimaschutzpolitik auf Bundes- und EU-Ebene. "Auch Brüssel ist drauf gekommen, dass es nicht nur Papier
braucht, sondern konkrete Ziele und Maßnahmen", so Bratrschovsky. Das habe letztlich zu ambitionierten
Vorgaben geführt, die nicht nur zu einer deutlichen Reduktion der Treibhausgase führen sollen. Bis 2020
soll es zu einer Energieeinsparung, CO2-Reduktion bzw. Steigerung des Anteils erneuerbarer Energie um jeweils 20
Prozent kommen.
Adolf Groß, Landesenergiekoordinator und Leiter des Energieinstituts Vorarlberg: "Vorarlberg ist derzeit
noch zu über 70 Prozent auf Energieimporte angewiesen." Der Verbrauch sei leider nach wie vor im Steigen
begriffen. Es brauche dringend eine Trendumkehr. Mit heutiger Technik seien allein beim Strom 40 Prozent und bei
der Wärmeenergie 70 Prozent Einsparpotential vorhanden. Vorarlberg habe sich bis 2050 das Ziel gesetzt, den
Anteil an erneuerbarer Energie von derzeit 27 Prozent auf 54 Prozent zu steigern. Vorbildlich sei im Land der ökologische
Wohnbau und die diesbezügliche Wohnbauförderung und immer mehr Bedeutung gewinne die Energieberatung. |