IV-Präsident Sorger: Technologie als Chance nutzen – Neues IV-Aktionsprogramm „Umwelt 2020
– Energie | Effizient | Wachsen“
Wien (pdi) - „Gerade die Industrie kann und muss die Antworten auf die drängenden Fragen des
Umweltschutzes geben. Das entspricht dem Selbstbild der Industrie, die sich auch in Fragen der Energie und Klimapolitik
als Teil der Lösung versteht“, erklärte der Präsident der Industriellenvereinigung (IV) Dr. Veit
Sorger am 16.06. bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Siemens-Österreich-Generaldirektorin und Vorsitzenden
der IV-Fokusgruppe „Umwelt 2020“ Mag. Brigitte Ederer, Generaldirektor Mondi Packaging Bag Division GmbH und Vorsitzendem
der IV-Fokusgruppe „Umwelt 2020“ Mag. Peter Orisich sowie IV-Vize-Generalsekretär Mag. Peter Koren. Klima-
und energiepolitische Themen gewinnen in der öffentlichen Diskussion zunehmend an Bedeutung. Mit dem neuen
Aktionsprogramm „Umwelt 2020 – Energie | Effizient | Wachsen“ positioniert sich die Industrie als „Motor für
ein energieeffizientes und umweltfreundliches Wachstum“.
Sorger erklärte, auch wenn die Industrie mit dem unilateralen europäischen Vorstoß und manchen
Vorschlägen der EU zu den Klimazielen nicht einverstanden sei, „stehen die beiden Ziele, Energieversorgungssicherheit
und Verringerung der Treibhausgasemissionen, außer Streit“.
Die Industrie wolle die ökonomischen Chancen des Themenkomplexes „Umwelt“ in Verbindung mit Technologie für
die Unternehmen und die gesamte Volkswirtschaft stärker nutzen und Risiken für energieintensive Betriebe
minimieren, so der IV-Präsident. „Nur wenn sich die Industrie als Partnerin für die Lösung der genannten
Herausforderungen entfalten kann, können spontane politische Kraftmeiereien verhindert und die notwendige
Planungssicherheit für Unternehmen erreicht werden“, sagte Sorger.
Ederer: Kein „Plan B“ zum Umstieg auf Nachhaltigkeit und Energieeffizienz
Siemens-Generaldirektorin Brigitte Ederer sprach sich für eine unerlässliche „ehrliche Auseinandersetzung
mit dem Themenkomplex Umwelt, Klima und Energieversorgungssicherheit“ aus. Denn der steigende Energiebedarf, der
Klimawandel und die knapper werdenden nicht erneuerbaren Ressourcen zwingen uns auf neue Energieformen umzusteigen.
Die heimische Industrie stehe dabei für langfristige Lösungen und sieht im technologischen Fortschritt
eine zentrale Rolle. „Denn zum Schutz unserer Umwelt ist die Forcierung von neuen Technologien und die Verbreitung
von nachhaltigen Innovationen alternativlos. Nur durch die möglichst rasche Entwicklung von Zukunftstechnologien
und deren wirtschaftlich erfolgreiche Vermarktung können zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden:
zum einen wird ein wesentlicher Beitrag für den Klimaschutz geleistet und zum anderen kann Österreich
eine technologische Vorreiterrolle im internationalen Wettbewerb erlangen.“
„Der Markt für Energietechnologien ist enorm: die EU schätzt ihn auf 2.200 Milliarden Euro bis 2020.
Ebenso verhält es sich mit dem prognostizierten Potenzial für Arbeitsplätze, das alleine für
Europa mit bis zu einer Million beziffert wird,, betonte Ederer, die in dem Zusammenhang beispielhaft auf das Themenfeld
„Smart Grids“, intelligente Stromnetze, als eines der Forschungs-Kompetenzfelder von Siemens Österreich, verwies.
Um hier ein gemeinsames Bild für Österreich zu entwickeln, habe Siemens Österreich die Nationale
Technologieplattform Smart Grids Austria aus Netzbetreibern, Industrie und F&E-Einrichtungen ins Leben gerufen.
Diese solle im nächsten Jahr eine gemeinsame konkrete und detaillierte Vorstellung entwickeln, „wie ein solches
intelligentes Netz in Österreich aussehen und welche Anforderungen es erfüllen muss“, so die Siemens-Österreich-Chefin.
Orisich: Energieeffizienz bis 2020 um zumindest 20 Prozent steigern
Der Generaldirektor von Mondi Packaging Bag Division GmbH Peter Orisich erklärte, dass die IV-Fokusgruppe
für das Aktionsprogramm pro Handlungsfeld ein zentrales Ziel formuliert habe. Im Handlungsfeld Energieeffizienz
etwa unterstütze die Industrie das EU-Ziel, die Energieeffizienz bis 2020 um zumindest 20 Prozent zu verbessern.
Im Handlungsfeld Erneuerbare Energie werde gemäß Masterstudie TU Wien und WIFO der kosteneffiziente
Ausbau des Anteils Erneuerbarer Energie bis rund 28% am Bruttoenergieverbrauch bis 2020 angepeilt. „Damit stellen
wir uns klar gegen den aus unserer Sicht unrealistischen Vorschlag der EU von einem Anteil Erneuerbarer Energien
von 34%“, so Orisich.
Der IV-Fokusgruppenleiter plädierte für einen „Paradigmenwechsel in der Energiepolitik“. Dieser betreffe
sowohl im Verkehr als auch im Energiebereich die intelligente Infrastruktur, Neubau und Ersatzinvestitionen sowie
die intelligente Nutzung bestehender Infrastruktur und bessere Vernetzung. Eine bessere Ausnutzung bestehender
Infrastrukturen sei „bisher deutlich zu kurz gekommen“, so Orisich. Im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie
geht es uns darum IKT als Schlüsseltechnologie zur Reduktion des Energieverbrauches und Steigerung der Energieeffizienz
in Österreich zu forcieren.
„Im Handlungsfeld Energieforschung und Innovation ist es unser erklärtes Ziel, Österreich in der Energieforschung
bis 2020 unter den Top 3 in Europa zu positionieren“. Die öffentlichen Ausgaben für Energieforschung
seien dafür auf zumindest 100 Mio. Euro jährlich binnen 5 Jahren zu erhöhen, um das Niveau von Finnland
oder Dänemark zu erreichen, betonte Orisich, der sich ebenso dafür aussprach, die österreichische
Energieeffizienzstrategie zu stützen und ungenutzte Potenziale konsequent zu heben.
IV-Vize-Generalsekretär Koren betonte, neben den skizzierten Forderungen an die Politik sollen konkrete Industrie-Aktionen
„die politische Entscheidungsfindung katalysieren“. Die von GD Ederer vorgestellte Nationale Technologieplattform
zu „Smart Grids“ bezeichnete Koren als „Paradebeispiel dafür, dass der Fokus der Energie- und Klimadiskussion
bislang viel zu eng war“. Es gehe darum, solche Themen und Projekte stärker wahrzunehmen und damit scheinbare
Gegensätze zwischen Ökonomie und Ökologie aufzulösen.
Eine weitere Industrie-Aktion soll beitragen auch die Raumordnung so zu organisieren „dass sie den Anforderungen
des Umweltschutzes besser genügt. Bereits gestartet habe die Industrie eine Initiative Green ICT, „um IKT
als Basis für energieeffiziente Technologien zu forcieren“. Konkret geht es darum ein F&E Programm zu
fördern, dass insbesondere durch Mittel des Klima- und Energiefonds in Österreich gespeist wird.
Daneben soll etwa mit der Aktion „Leading Energy Efficiency Companies Austria“ (LEECA) das politische Bewusstsein
für die weltweit aktiven, hoch innovativen und energieeffizienten Unternehmen aus Österreich gestärkt
werden, die für Wertschöpfung und damit Arbeitsplätze sowie F&E einen hohen Beitrag im Land
leisten.
„Umwelt 2020 – Energie | Effizient | Wachsen“ – Initiative und Arbeitsauftrag
In drei Arbeitssitzungen seit dem vergangenen Herbst hat die IV-Fokusgruppe aus knapp 20 hochrangigen Personen
aus verschiedensten Industriebranchen das neue Aktionsprogramm erarbeitet. In einem breiten Diskussionsprozess
wurden auch zahlreiche Unternehmensvertreterinnen und -vertreter, die nicht der eigentlichen Fokusgruppe angehört
haben, in diese Arbeit eingebunden. Die Initiative „Umwelt 2020 – Energie | Effizient | Wachsen“ wird von der IV
nicht kurzfristig angelegt, sondern versteht sich als Arbeitsauftrag für die kommenden Jahre. |