Österreich: Vermarktung der Ernte 2007 läuft aus - Bioethanolwerk
Pischelsdorf in Betrieb
Wien (bmlfuw/aiz) - Trotz anhaltend optimistischer Schätzungen für die weltweite Weizenernte
2008/09 auf einem Allzeit-Hoch brachen die Weizen-, aber auch Soja- und Raps-Terminkurse an den internationalen
Börsen in den letzten Tagen zu einer neuen Rallye auf. Den Antrieb dafür liefern Befürchtungen,
beim mit Abstand größten weltweiten Maisproduzenten USA könnten heuer als Folge zu vieler Niederschläge
die Maiserträge deutlich hinter den Erwartungen zurückbleiben. Daraufhin begannen die Maisnotierungen
zu explodieren und zogen die anderen Märkte mit.
An der europäischen Leitbörse euronext.liffe (ehemals Matif) in Paris halten die Weizen-Futures für
alle Termine seit Mitte der Woche wieder spürbar über der Marke von EUR 200,- pro t. Der Novembertermin
für Weizen legte am Mittwoch um EUR 12,75 auf EUR 205,- pro t zu und der Rapsfuture für August um EUR
10,50 auf EUR 459,25 pro t. Alle drei US-Terminbörsen, CBOT in Chicago sowie die für höherwertige
Weizen in Kansas City und Minneapolis schlossen im Limit-up (höchstmöglicher Kursgewinn an einem Handelstag).
Der Preisrallye beim Weizen konnte auch die mit Spannung erwartete und eigentlich als bearish einzustufende diese
Woche veröffentlichte neue monatliche weltweite Ernteschätzung des US-Landwirtschaftsministeriums USDA
keinen Abbruch tun: Das USDA setzte seine Vormonatsprognose für die globale Weizenernte um 6,9 Mio. t auf
663 Mio. t und für die Endlagerbestände nach der Saison 2008/09 um 8 Mio. t auf 132 Mio. t hinauf.
Allerdings zeigt sich das Washingtoner Agrarressort besorgt um die US-Maisernte 2008: gegenüber dem Vormonat
reduzierte es die Ertragserwartung um 3% auf 298 Mio. t - 210 Mio. t weniger als ursprünglich erhofft. Weltweit
rechnet das USDA mit einer Maisernte von 775,3 Mio. t, das sind etwa 2,3 Mio. t weniger als in der Mai-Schätzung.
Da die Märkte wie kommunizierende Gefäße aufeinander reagieren, nehmen nun Analysten an, das auch
noch für die weitere Zukunft erwartete Preishoch beim Mais werde wiederum mehr Weizen in den Futtertrog fließen
lassen und daher auch bei dieser Kultur durch wachsende Nachfrage zumindest wieder einen Teil des größeren
Angebots aufsaugen.
Überschwemmungen in USA - Trockenheit in Australien und Nordostdeutschland
Der Mittelwesten der USA mit wichtigen Zentren des Mais- und Sojaanbaus wurde nach einem ohnehin schon zu feuchten
Frühjahr dieser Tage von verheerenden Überschwemmungen heimgesucht und nähren schon länger
gehegte Befürchtungen über Ertragseinbußen noch weiter. Neben den Flächenerträgen dürfte
auch das Ausmaß der Anbaufläche darunter leiden. Indes hält in wichtigen Weizenanbaugebieten Australiens
Trockenheit an und könnte hier ebenso wie in Argentinien die Aussaat von Winterweizen beeinträchtigen.
Trockenheit bereitet auch den Landwirten von Nordostdeutschland bis Polen Sorgen um ihre Weizenerträge zur
kommenden Ernte.
Sehr gute Ernteaussichten herrschen dagegen weiterhin in Osteuropa von der Ukraine bis Russland.
Österreich: Vermarktung der Ernte 2007 läuft aus
Der nächste Markt der Ernte 2007, der in Österreich ausläuft, ist der für Futtergerste:
In der Vorwoche kamen keine neuen Geschäfte mehr zustande und die Notierung interventionsfähiger Futtergerste
wurde daher diesen Mittwoch an der Börse für landwirtschaftliche Produkte in Wien auf nominell gesetzt.
Neue Belebung erfuhren auch der Maismarkt und die entsprechende Notierung am Wiener Kursblatt. Bekanntlich soll
noch einiges an Mais aus der Ernte 2007 unverkauft bei Erzeugern und Handel auf Lager liegen und die Nervosität
der Lagerhalter nahm zuletzt zu, da sich die Verarbeiter nach einem kurzen Aufflackern von Nachfrage wieder vom
Markt zurückgezogen haben. Dieses Verhältnis von Angebot und Nachfrage drückt sich nun offensichtlich
auch in der neuen Maisnotierung aus, die mit EUR 185,- bis 190,- pro t um EUR 4,- pro t unter dem zuletzt nur mehr
nominellen Kurs von interventionsfähigem Futtermais hält.
Bioethanolwerk Pischelsdorf in Betrieb gegangen
Dieser Tage nahm das Bioethanolwerk von Agrana und Rübenbauern im niederösterreichischen Pischelsdorf
an der Donau definitiv seinen regulären Betrieb auf. Das Werk war bekanntlich schon im Herbst 2007 fertiggestellt
worden, wegen der hohen Rohstoffpreise aber nach einem mehrwöchigen Probebetrieb wieder stillgelegt worden.
Pischelsdorf soll mit einem Mix von vorerst jeweils 50% Getreide und Mais gefahren und der weitere Mix je nach
den Preisen festgelegt werden. Als Break Even gelten Preise von etwa EUR 200,- pro t Rohstoff und von EUR 600,-
pro m3 Ethanol. Laut den Betreibern soll die Anlage vorerst 75 bis 80% ihrer Produktionskapazität von insgesamt
240.000 m3 Alkohol erreichen. Der Rohstoffbedarf an Getreide liegt bei 600.000 t. Die Versorgung bis zur neuen
Ernte sei gesichert, heißt es. Zur kommenden Ernte 2008 wurden den Landwirten auch wieder Kontrakte für
Ethanolweizen und diesmal auch Triticale angeboten. Dem Vernehmen nach soll aus der Ernte 2008 auf diese Weise
rund ein Drittel des Rohstoffbedarfes 2008/09 gesichert sein.
EU: Kommission will mit Lizenzen Kontrolle über Handelsmengen behalten
Auf zahlreiche Aus- und Einfuhrlizenzen verzichtet zukünftig die EU-Kommission. Von 500 Erzeugnissen bleibe
bei der Einfuhr eine Lizenzverpflichtung für lediglich 65 bestehen, lobte die Kommission am Donnerstag in
Brüssel ihre Initiative zur Vereinfachung der GAP. Bei der Ausfuhr seien nur noch 43 Produkte lizenzpflichtig.
Im Getreidesektor ändert sich aber nicht viel. Für die wichtigsten Handelsgüter Weizen, Gerste und
Mais bleibt die Lizenzpflicht bestehen und damit die Notwendigkeit, eine Kaution zu hinterlegen. Lediglich Malz
befreit die Kommission von der Lizenzpflicht, wenn keine Erstattungen gewährt werden. Die Kommission möchte
durch die Lizenzpflicht die Kontrolle über die gehandelten Mengen behalten. |