Sorgen um Maisernte beflügeln globale Weizenkurse   

erstellt am
13. 06. 08

Österreich: Vermarktung der Ernte 2007 läuft aus - Bioethanolwerk Pischelsdorf in Betrieb
Wien (bmlfuw/aiz) - Trotz anhaltend optimistischer Schätzungen für die weltweite Weizenernte 2008/09 auf einem Allzeit-Hoch brachen die Weizen-, aber auch Soja- und Raps-Terminkurse an den internationalen Börsen in den letzten Tagen zu einer neuen Rallye auf. Den Antrieb dafür liefern Befürchtungen, beim mit Abstand größten weltweiten Maisproduzenten USA könnten heuer als Folge zu vieler Niederschläge die Maiserträge deutlich hinter den Erwartungen zurückbleiben. Daraufhin begannen die Maisnotierungen zu explodieren und zogen die anderen Märkte mit.

An der europäischen Leitbörse euronext.liffe (ehemals Matif) in Paris halten die Weizen-Futures für alle Termine seit Mitte der Woche wieder spürbar über der Marke von EUR 200,- pro t. Der Novembertermin für Weizen legte am Mittwoch um EUR 12,75 auf EUR 205,- pro t zu und der Rapsfuture für August um EUR 10,50 auf EUR 459,25 pro t. Alle drei US-Terminbörsen, CBOT in Chicago sowie die für höherwertige Weizen in Kansas City und Minneapolis schlossen im Limit-up (höchstmöglicher Kursgewinn an einem Handelstag).

Der Preisrallye beim Weizen konnte auch die mit Spannung erwartete und eigentlich als bearish einzustufende diese Woche veröffentlichte neue monatliche weltweite Ernteschätzung des US-Landwirtschaftsministeriums USDA keinen Abbruch tun: Das USDA setzte seine Vormonatsprognose für die globale Weizenernte um 6,9 Mio. t auf 663 Mio. t und für die Endlagerbestände nach der Saison 2008/09 um 8 Mio. t auf 132 Mio. t hinauf.

Allerdings zeigt sich das Washingtoner Agrarressort besorgt um die US-Maisernte 2008: gegenüber dem Vormonat reduzierte es die Ertragserwartung um 3% auf 298 Mio. t - 210 Mio. t weniger als ursprünglich erhofft. Weltweit rechnet das USDA mit einer Maisernte von 775,3 Mio. t, das sind etwa 2,3 Mio. t weniger als in der Mai-Schätzung.

Da die Märkte wie kommunizierende Gefäße aufeinander reagieren, nehmen nun Analysten an, das auch noch für die weitere Zukunft erwartete Preishoch beim Mais werde wiederum mehr Weizen in den Futtertrog fließen lassen und daher auch bei dieser Kultur durch wachsende Nachfrage zumindest wieder einen Teil des größeren Angebots aufsaugen.

Überschwemmungen in USA - Trockenheit in Australien und Nordostdeutschland

Der Mittelwesten der USA mit wichtigen Zentren des Mais- und Sojaanbaus wurde nach einem ohnehin schon zu feuchten Frühjahr dieser Tage von verheerenden Überschwemmungen heimgesucht und nähren schon länger gehegte Befürchtungen über Ertragseinbußen noch weiter. Neben den Flächenerträgen dürfte auch das Ausmaß der Anbaufläche darunter leiden. Indes hält in wichtigen Weizenanbaugebieten Australiens Trockenheit an und könnte hier ebenso wie in Argentinien die Aussaat von Winterweizen beeinträchtigen. Trockenheit bereitet auch den Landwirten von Nordostdeutschland bis Polen Sorgen um ihre Weizenerträge zur kommenden Ernte.

Sehr gute Ernteaussichten herrschen dagegen weiterhin in Osteuropa von der Ukraine bis Russland.

Österreich: Vermarktung der Ernte 2007 läuft aus
Der nächste Markt der Ernte 2007, der in Österreich ausläuft, ist der für Futtergerste: In der Vorwoche kamen keine neuen Geschäfte mehr zustande und die Notierung interventionsfähiger Futtergerste wurde daher diesen Mittwoch an der Börse für landwirtschaftliche Produkte in Wien auf nominell gesetzt.

Neue Belebung erfuhren auch der Maismarkt und die entsprechende Notierung am Wiener Kursblatt. Bekanntlich soll noch einiges an Mais aus der Ernte 2007 unverkauft bei Erzeugern und Handel auf Lager liegen und die Nervosität der Lagerhalter nahm zuletzt zu, da sich die Verarbeiter nach einem kurzen Aufflackern von Nachfrage wieder vom Markt zurückgezogen haben. Dieses Verhältnis von Angebot und Nachfrage drückt sich nun offensichtlich auch in der neuen Maisnotierung aus, die mit EUR 185,- bis 190,- pro t um EUR 4,- pro t unter dem zuletzt nur mehr nominellen Kurs von interventionsfähigem Futtermais hält.

Bioethanolwerk Pischelsdorf in Betrieb gegangen

Dieser Tage nahm das Bioethanolwerk von Agrana und Rübenbauern im niederösterreichischen Pischelsdorf an der Donau definitiv seinen regulären Betrieb auf. Das Werk war bekanntlich schon im Herbst 2007 fertiggestellt worden, wegen der hohen Rohstoffpreise aber nach einem mehrwöchigen Probebetrieb wieder stillgelegt worden. Pischelsdorf soll mit einem Mix von vorerst jeweils 50% Getreide und Mais gefahren und der weitere Mix je nach den Preisen festgelegt werden. Als Break Even gelten Preise von etwa EUR 200,- pro t Rohstoff und von EUR 600,- pro m3 Ethanol. Laut den Betreibern soll die Anlage vorerst 75 bis 80% ihrer Produktionskapazität von insgesamt 240.000 m3 Alkohol erreichen. Der Rohstoffbedarf an Getreide liegt bei 600.000 t. Die Versorgung bis zur neuen Ernte sei gesichert, heißt es. Zur kommenden Ernte 2008 wurden den Landwirten auch wieder Kontrakte für Ethanolweizen und diesmal auch Triticale angeboten. Dem Vernehmen nach soll aus der Ernte 2008 auf diese Weise rund ein Drittel des Rohstoffbedarfes 2008/09 gesichert sein.

EU: Kommission will mit Lizenzen Kontrolle über Handelsmengen behalten

Auf zahlreiche Aus- und Einfuhrlizenzen verzichtet zukünftig die EU-Kommission. Von 500 Erzeugnissen bleibe bei der Einfuhr eine Lizenzverpflichtung für lediglich 65 bestehen, lobte die Kommission am Donnerstag in Brüssel ihre Initiative zur Vereinfachung der GAP. Bei der Ausfuhr seien nur noch 43 Produkte lizenzpflichtig. Im Getreidesektor ändert sich aber nicht viel. Für die wichtigsten Handelsgüter Weizen, Gerste und Mais bleibt die Lizenzpflicht bestehen und damit die Notwendigkeit, eine Kaution zu hinterlegen. Lediglich Malz befreit die Kommission von der Lizenzpflicht, wenn keine Erstattungen gewährt werden. Die Kommission möchte durch die Lizenzpflicht die Kontrolle über die gehandelten Mengen behalten.
 
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