Internationale Gäste diskutierten bei der diesjährigen Veranstaltung
über gemeinsame Herausforderungen des europäischen E-Governments
Wien (rzb) - Mit dem BRZ Kundenevent ging am 05.06. eines der wichtigsten E-Government-Events des
Jahres über die Bühne. Heuer legte man das Hauptaugenmerk auf den gesamteuropäischen Gedanken und
stellte den Tag unter das Motto „E-Government goesEurope“. Zahlreiche Experten aus dem Inland und europäischen
Ausland sprachen zu den Herausforderungen grenzüberschreitender IT-Lösungen für die öffentliche
Verwaltung, von denen Verwaltung, Wirtschaft und BürgerInnengleichermaßen profitieren.
Zur Eröffnung legte Vizekanzler und Finanzminister Wilhelm Molterer als Eigentümervertreter die Herausforderungen
dar, mit denen sich das BRZ konfrontiert sieht. „Als professioneller Dienstleister für den Bund und als professioneller
Partner der Wirtschaft ist es nicht immer leicht, diese Rollen wahrzunehmen. Einerseits muss das BRZ den Auftraggeber
Bund zufrieden stellen – wir sind anspruchsvoll und wir wollen das auch bleiben – und andererseits im Wettbewerb
tätig sein, was auch nicht ganz einfach ist. Ich kann Ihnen eines sagen: Sie machen Ihre Sache gut.“
Herausforderung EU-Dienstleistungsrichtlinie
Eines der zentralen Themen der Diskussionsrunden war die Umsetzung der EU-Dienstleistungsrichtlinie, die mit Ende
2009 von den Mitgliedsstaaten durchgeführt sein muss. Die von der EU erlassene einheitliche Richtlinie hat
zum Ziel, bürokratische Hürden abzubauen, um somit die vier Grundfreiheiten eines einheitlichen Binnenmarkts
zu gewährleisten. Durch den Wegfall dieser Hindernisse sollen grenzüberschreitende Dienstleistungen einfacher
möglich werden. Zum Thema EU-Dienstleistungsrichtlinie diskutierten neben Sektionschef Manfred Matzka, Benno
F. Weißmann, Managing DirectorSAP und dem E-Government-Experten des BRZ, Günther Lauer, auch Repräsentanten
der Allianz der europäischen Verwaltungs-IT-Dienstleister.
Mit Shared Services nachhaltigen Nutzen kreieren
Die Harmonisierung von Prozessen und die Standardisierung von Technologien stehen auch im Mittelpunkt der strategischen
Zielsetzung des BRZ. Die konsequente Positionierung als Querschnittsfunktion, als Shared-Service-Center für
Informations- und Kommunikationstechnologie, hat auch in der österreichischen Verwaltung bereits zu greifbaren
Erfolgen geführt, wie Roland Jabkowski, Sprecher der Geschäftsführung des BRZ, präzisiert:
„Shared Services ist ein weltweit anerkanntes Organisationsmodell zur Effizienzsteigerung. Durch Bündelung
gleichartiger Services werden die Qualität verbessert und die Kosten reduziert. Die konsequente Umsetzung
des Shared Service-Konzepts hat maßgeblich dazu beigetragen, dass das BRZ, der IKT-Dienstleister des Bundes,
ab dem Jahr 2008 die IKT-Kosten für seine Kunden im Durchschnitt um mehr als 5 Prozent senken konnte. Dies
bedeutet für die österreichische Bundesverwaltung eine nachhaltige Ersparnis von rund 13 Millionen Euro.“
E-Gov.-Integration war eines der zentralen Schlagworte beim diesjährigen BRZ-Event. In der Runde um „Shared
Services und Interoperabilität“ besprachen die Teilnehmer - darunter Nationalrätin Karin Hakl, Sektionschef
Arthur Winter und Tatjana Oppitz, IBM Österreich - ihre gemeinsamen Visionen davon, wie einheitliche Standards
in Europa geschaffen werden können. BRZ-Geschäftsführerin Christine Sumper-Billinger und der Sprecher
der Plattform „Digitales Österreich“, Christian Rupp, äußerten sich zu den Herausforderungen, die
sich für Wirtschaft und Verwaltung dabei ergeben.
Internationale Zusammenarbeit
Gemeinsam mit Partnern der öffentlichen Verwaltung und IT-Wirtschaft beteiligt sich das BRZ regelmäßig
an europäischen Forschungs- und Innovations-Projekten. Der IKT-Dienstleister des Bundes blickte gemäß
dem Motto der Veranstaltung „E-Government goes Europe“ über die Grenzen und stellte seinen Gästen unter
anderem das Projekt „Pan-European Public ProcurementOn-Line“ (PEPPOL) vor.
Bei „PEPPOL“ steht die Schaffung von Standards auf europäischer Ebene im Mittelpunkt. In einem Workshop zum
Thema PEPPOL erörterten unter der Leitung von Christine Sumper-Billinger, kaufmännische Geschäftsführerin
des BRZ, neben Sektionschef Arthur Winter (BMF) auch Andreas Nemec, Geschäftsführer der Bundesbeschaffung
GmbH und Gerhard Laga, Leiter der Plattform AustriaPro(Wirtschaftskammer Österreich), die Zielsetzungen des
elektronischen Beschaffungswesens in Österreich bzw. auf europäischer Ebene und diesbezügliche Fortschritte.
„Ziel ist es, die notwendigen Voraussetzungen zu bilden, um paneuropäische Beschaffungsprozesse zwischen der
Verwaltung und Lieferanten – vor allem auch kleine und mittlere Unternehmen - künftig elektronisch abwickeln
zu können“, so Christine Sumper-Billinger.
In einem weiteren Workshop diskutierten internationale Gäste, wie EU-Kommissar Jean-Francois Junger, Leiter
des Sektors E-Government oder Andre Hoddevikals Leiter des Projekts, das Thema PEPPOL aus gesamteuropäischer
Sicht. Peter Borressen, Vorsitzender des CEN/BII Workshops, brachte seine Expertise zur Etablierung eines europäischen
Standards für E-Procurement und E-Billing ein, während Laszlo Keszteri, Projektleiter CSDG, zur Implementierung
von PEPPOL in Ungarn sprach.
„European Alliance of Government IT-Service-Providers“
Um eine gegenseitige Unterstützung bei Fragestellungen und Herausforderungen, welche die IT-Dienstleister
der öffentlichen Verwaltung im Besonderen betreffen, zu gewährleisten, initiierte das BRZ im vergangenen
Jahr das erste Treffen der „European Alliance ofGovernment IT-Service-Providers“. Diese Allianz hat sich zum Ziel
gesetzt, regen Know-how- und Wissensaustausch unter den Mitgliedern zu fördern. Zu diesem Anlass war auch
Matthias Kammer, Vorstandsvorsitzender von Dataport, dem IT-Dienstleister der öffentlichen Verwaltung in Schleswig-Holstein,
Bremen und Hamburg, zu Gast beim BRZ-Event und diskutierte mit Hubert Ludwig, Datenverarbeitungszentrum Mecklenburg-Vorpommern,
Ludwig Aichberger, Leiter der IT des Landes Oberösterreich und Herbert Wilgers, Geschäftsführer
der Bundes-Arbeitsgemeinschaft der Kommunalen IT-Dienstleister VITAKO, über die gemeinsamen Herausforderungen
der Allianzpartner.
IT-Dienstleister der Verwaltung sehen sich innerhalb der Europäischen Union mit ähnlichen Rahmenbedingungen
konfrontiert, zum Beispiel hinsichtlich des Vergaberechts, des Leistungsportfolios und des relevanten Marktes innerhalb
der öffentlichen Verwaltung. Diesbezüglich trägt die Allianz mit gezieltem Austausch von Best Practices,
Abstimmung von Standards und Harmonisierungspotentialen und gemeinsamer Arbeit an länderübergreifenden
Projekten einen bedeutenden Teil zur Förderung europaweiter E-Government-Leistungen bei.
Keine Sicherheit ohne durchgängige Identifikation
Gerade im Zusammenhang mit der neuen EU-Dienstleistungsrichtlinie spielt das Thema eines sicheren elektronischen
Identitätsnachweises eine zentrale Rolle. Denn wenn in Zukunft diesbezügliche Anträge elektronisch
abgewickelt werden sollen, müssen Personen eindeutig identifizierbar sein. „In einem Europa, wo die Landesgrenzen
an Bedeutung verlieren, werden gesicherte Identitäten umso wichtiger. Die Frage, ob eine Person tatsächlich
diejenige ist, die sie beispielsweise bei der elektronischen Beantragung einer Unternehmensgründung vorgibt
zu sein, die muss dann europaweit abgeklärt werden“, so Jabkowski.
In der Diskussionsrunde „E-ID - Keine Sicherheit ohne durchgängige Identifikation“ unterstrich auch Nationalrat
Kurt Gartlehner die Notwendigkeit eines gesicherten elektronischen Identitätsnachweises. Peter Kustor vom
Bundeskanzleramt, Thomas Zach, stellvertretender Leiter der Österreichischen Staatsdruckerei und Per Bendix
Olsen von Microsoft beteiligten sich an der regen Diskussion um neue Applikationen, Identifikationsmethoden und
Datenschutz in der Lounge des Palladiums. Mit der Bürgerkarte als elektronischem Ausweis, so ein Konsens der
Gesprächsrunde, hat Österreich bereits ein richtungweisendes Modell entwickelt und nimmt damit auch beim
Thema E-ID eine Vorreiterrolle ein.
Portale der Verwaltung
Dienstleistung beinhaltet auch, einen schnellen und einfachen Zugang zu Informationen bereitzustellen.
Portale bieten dabei eine optimale Schnittstelle zwischen der Verwaltung und den BürgerInnen. Sektionschef
Wolfgang Fellner betonte in der Diskussion um Portale die Vorreiterrolle des Bundesministeriums für Finanzen,
das mit Projekten wie FinanzOnline Portaltechnologie effizient einsetzt, während Sektionschefin Strohmeyer
vom BM:UKK die Wichtigkeit von Schul- und Schülerportalen betonte, die jungen Menschen einen nutzbringenden
Zugang zu den neuen Medien verschaffen. Ein weiteres innovatives Portal der Verwaltung ist „myHelp“, worüber
der Bereichsleiter der IKT-Strategie des Bundes, Roland Ledinger, die zahlreichen Zuhörer informierte. Bei
der Diskussionsrunde auf der Hauptbühne rund um das Thema Portale, beteiligten sich mit Günther Lauer,
Bereichsleiter E-Government BRZ, Alexander Leiningen-Westerburg, Siemens IT Solutions and Services und dem General
Manager von Cisco Systems, Achim Kaspar, auch Vertreter der Wirtschaft.
Das BRZ bot mit dieser Veranstaltung ein weiteres Mal die Möglichkeit zu einem behörden- und länderübergreifenden
Informationsaustausch und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur europäischen Vernetzung, damit Österreich
auch weiterhin über die modernste Verwaltung Europas verfügt. |