Die Erste Bank gibt im Rahmen der Pressekonferenz "Eurovisionen" einen aktuellen Ausblick
über den Konjunktur- und Kapitalmarkt im Euroland, in den USA und CEE sowie einen Ausblick auf den europäischen
Unternehmensanleihenmarkt
Wien (erste bank) - "Die Konjunktur im Euroland konnte sich trotz vielfältiger Belastungsfaktoren
bisher sehr gut behaupten", gibt sich Veronika Lammer Research Erste Bank optimistisch. "Nach einem starken
ersten Quartal rechnen wir für das zweite Quartal mit einer technischen Korrektur."
Im zweiten Halbjahr dürfte die Dynamik allein aufgrund der hohen Rohstoffpreise gedämpft bleiben. Für
2009 wird zwar mit einer Beschleunigung der Quartalswachstumsraten gerechnet, aufgrund der hohen Ausgangsbasis
bleibt die Jahreswachstumsrate mit 1,7% aber relativ niedrig.
Die Inflationsrate dürfte heuer über 3% zu liegen kommen, für 2009 wird ein deutlicher Rückgang
auf 2,2% prognostiziert, bei Annahme von stabilen Rohstoffpreisen. Die Geldmarktzinsen sollten sich nach einer
Zinserhöhung im Juli leicht zurückbilden, da der Risikoaufschlag schrittweise abgebaut werden sollte.
Staatsanleihen haben in den letzten Wochen eine starke Korrektur durchschritten, die kurzfristig in eine Konsolidierung
münden sollte. Mit einem Anstieg der Renditen auf 4,7% für 10jährige deutsche Staatsanleihen wird
im dritten Quartal gerechnet.
US-Wirtschaft
"Trotz des schwierigen Umfelds im ersten Halbjahr, dürfte die US-Wirtschaft stagniert sein. Die
Risiken für den Rest des Jahres sind allerdings weiterhin beträchtlich. Es ist nach wie vor unklar wie
weit der Ölpreis noch steigen wird und ob es anhaltende Auswirkungen der Finanzmarktkrise auf die Kreditvergabe
geben wird", meint Rainer Singer Research Erste Bank.
Die Korrektur am Immobilienmarkt wird zwar noch anhalten, aber zusammen mit einer Stabilisierung der anderen beiden
Faktoren, dürfte einer moderaten Erholung der US-Wirtschaft nichts im Weg stehen. Der Ölpreis wird natürlich
auch eine entscheidende Determinante für die Inflationsentwicklung sein. Eine Stabilisierung, sowie langsamer
wachsende Wohnkosten, sprechen aus Sicht des Erste Bank Research für niedrigere Inflationsraten. Damit wird
die US-Notenbank nicht an der Zinsschraube drehen müssen, weshalb ein unveränderter Leitzinssatz bis
weit ins Jahr 2009 erwartet wird. Damit scheinen längere Laufzeiten am Rentenmarkt mehr gefährdet, sobald
die Konjunkturdaten sich etwas verbessern. Letzteres sollte auch zu einer Befestigung des Dollar führen, wenn
auch nur in moderatem Ausmaß, da die Zinsdifferenz zu Euroland beträchtlich bleiben wird.
CEE
Das Wirtschaftswachstum der Länder Ost- und Mitteleuropas sollte gegenüber den Vorjahren eine
leichte Abschwächung ausweisen. Dies wird aber überwiegend auf zyklische Faktoren zurück zu führen
sein, da nach Jahren sehr starken Wachstums die inflationären Risiken zunehmen, denen die Zentralbanken bereits
mit Zinserhöhungen begegnet sind. Es sind aber nur sehr generelle Aussagen zur Region möglich, die individuelle
makroökonomische Ausgangsbasis ist der entscheidende Aspekt für den Ausblick. Polen, Tschechien und die
Slowakei weisen nach wie vor ein starkes, breit gestreutes Wachstum aus. Die wirtschaftliche Erholung Ungarns,
geht nach der fiskalen Konsolidierung nur langsam vonstatten. Rumänien dürfte auch heuer wieder ein gutes
Wachstum ausweisen, die Hauptherausforderung bleibt aber die Eindämmung des Außenhandelsdefizits. Für
Kroatien wird eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums auf ein solides Niveau prognostiziert. Nach den Wahlen
im Mai laufen derzeit noch die Koalitionsverhandlungen in Serbien, deren Ausgang entscheidend sein wird für
die außenpolitische Ausrichtung des Landes. Die ukrainische Wirtschaft wird getragen von starker inl- und
ausländischer Nachfrage. Erste Bank Research Analysten sehen in der Ukraine aber vorerst die bei weitem höchste
Inflation der hier analysierten Ländern. Je nach Risikobereitschaft gibt es gutes Potential für Investoren
in Polen, Kroatien, Ungarn, Rumänien und der Ukraine.
Corporate Bond Marktes
In der zweiten Jahreshälfte dürften die Auswirkungen der Finanzkrise auf die Realwirtschaft die
größte Unbekannte für die weitere Entwicklung der Spreads am EUR Unternehmensanleihenmarkt darstellen.
"Als zusätzlichen Belastungsfaktor sehen wir das gestiegene Inflationsrisiko in Euroland, aufgrund dessen
die Unternehmen künftig nach wie vor hohen Finanzierungskosten ausgesetzt sein könnten", so Elena
Statelov Research der Erste Bank.
"Demgegenüber halten wir die Lage der europäischen Unternehmen aber für sehr solide, so dass
die nachlassende Gewinndynamik 2008 durch sinkende Investitionstätigkeit ausbalanciert wird. Somit sollte
es zu keiner Verschlechterung der Verschuldungssituation kommen", so Statelov weiter.
Bis Jahresende sehen wir eine Seitwärtsentwicklung der Spreads mit der Chance auf eine leichte Einengung als
das wahrscheinlichste Szenario an. |