Alpengebiete brauchen stärkeres Lobbying in Brüssel   

erstellt am
23. 06. 08

Marckhgott in Vertretung von Landeshauptfrau Burgstaller bei 39. ArgeAlp- Regierungschefkonfernez in Prien am Chiemsee
Salzburg (lk) - Die 39. Regierungschefkonferenz der Arbeitsgemeinschaft der Alpenländer (ArgeAlp) die vergangene Woche in Prien am Chiemsee stattfand, stand unter dem Motto "ArgeAlp – Starkes Rückgrat für Europa". Den turnusmäßigen Vorsitz führte der Freistaat Bayern, vertreten durch den Bayerischen Staatsminister für Bundes- und Europaangelegenheiten Dr. Markus Söder. Für Salzburg nahm Landesamtsdirektor Hofrat Dr. Heinrich Christian Marckhgott in Vertretung der kurzfristig verhinderten Landeshauptfrau Mag. Gabi Burgstaller teil.
Die Regierungschefs erörterten in ihrer Konferenz vor allem aktuelle Entwicklungen zu den Themen

* Klimawandel und Biodiversivität im Alpenraum
* Grundsätze einer europäischen Bergpolitik
* Zukunft der Landwirtschaft und ländlichen Entwicklung
* Bewältigung des alpenquerenden Verkehrs
* Weitere Ausschöpfung ungenutzter Potenziale in den ländlichen Räumen.


Die Regierungschefs nahmen konkret Bezug auf die im vergangenen Jahr veröffentlichten Erkenntnisse über den fortschreitenden Klimawandel, von dem der Alpenraum besonders betroffen ist: So war die Erwärmung im Alpenraum in den vergangenen 50 Jahren doppelt so hoch wie im globalen Durchschnitt; die Gletscher der europäischen Alpen haben seit 1850 die Hälfte ihrer Fläche verloren.
Die Konferenzteilnehmer erörterten, welche konkreten Möglichkeiten die versammelten Regierungen jeweils in ihrem eigenen Wirkungsbereich haben, sich auf Anpassungen vorzubereiten, möglichst gegenzusteuern, und Forschung und Entwicklung zu fördern. So wird von den Regierungen aller versammelten Regionen intensiv an der Erforschung der Auswirkungen des Klimawandels auf Permafrostböden und Gletscher und die damit verbundenen Konsequenzen für Infrastruktur und Tourismus, an neuen Konzepten für den Bergwald in seinen wichtigen Funktionen als Trinkwasser-, Lawinen- und Erosionsschutz sowie an langfristigen Szenarien hinsichtlich der Zukunft des Lebensmittels und Energieträgers Wasser in den Alpenländern selber, aber auch bei den jeweiligen Unterlieger-Staaten gearbeitet. Bereits erkennbare Auswirkungen auf die Artenvielfalt, die damit verbundenen Änderungen im biologischen Gesamtsystem. der Wegfall von bekannten Arzneigrundlagen, Lebensmittel und genetischem Material für Züchtungen stellen die Menschen vor enorme Herausforderungen. In all diesen Bereichen wurden Statusberichte bereits laufender gemeinsamer Projekte vorgelegt und weitere Maßnahmen beschlossen.

Die Vielfalt und Tragweite der alpenspezifischen Themen verdeutlichen nach Ansicht der Regierungschefs, dass eine umfassende Bergpolitik auch in der Europäischen Union vonnöten ist. Mit Blick auf die wichtigen öffentlichen Wirkungen funktionierender Wirtschaftskreisläufe in den Bergregionen müssen diese Gemeinwohlleistungen mit geeigneten Maßnahmen gesichert werden, um der Gefahr der Abwanderung vorzubeugen: "Im Gegensatz zu anderen EU-Räumen wird das ‘Lobbying‘ für die alpinen Berggebiete nach wie vor vernachlässigt", stellte Landesamtsdirektor Hofrat Dr. Marckhgott fest und deponierte nachdrücklich, dass auch auf europäischer Ebene Anreize geboten werden müssen, durch welche die den Berggebieten vorhandenen Nachteile und die sich daraus ergebenden höheren Kosten ausgeglichen werden können. Zur Sicherung der Zukunft der Land- und Forstwirtschaft und ländlichen Entwicklung wurde eine entsprechende Resolution von allen Regierungschefs einhellig angenommen.

Die Regierungschefs der ArgeAlp treten an die Europäische Kommission mit der Forderung heran, in einem "Grünbuch" Vorschläge zur Zukunft der Europäischen Politik zugunsten der Berggebiete vorzulegen, als Voraussetzung für eine integrierte und partnerschaftliche europäische Berggebietsstrategie, die von der Europäischen Kommission, den Mitgliedsstaaten, den lokalen und regionalen Gebietskörperschaften mit Unterstützung der Akteure aus dem sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Bereich geleitet wird.

In der ArgeAlp sind mit Bayern, Graubünden, Lombardei, Salzburg, St. Gallen, Südtirol, Tessin, Tirol, Trient und Vorarlberg zehn Regionen versammelt, in denen 23 Millionen Menschen leben. Sie umfasst einen wirtschaftlich starken Raum in Österreich, Deutschland, Italien und der Schweiz, der sich durch eine eigene Identität und ein Zusammengehörigkeitsgefühl auszeichnet. Die Alpen sind ein besonders reicher, gleichzeitig aber auch sehr sensibler natürlicher Lebensraum, für dessen Erhalt die Mitglieder ihre besondere Verantwortung wahrnehmen.

Zu Abschluss der Tagung wurde der turnusmäßige Vorsitz an den Schweizer Kanton Graubünden übergegeben. Salzburg wird den Vorsitz der ArgeAlp im Jahr 2010 übernehmen.
 
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