Innsbruck (rms) - Rüstig, gut auf den Beinen und klar im Kopf - so
konnte Labor-Ing. Georg Cernusca am 22. Juni sein 101. Erdenjubiläum begehen. "Ich bin kerngesund",
verlautete der gut gelaunte Jubilar seinem Gratulanten, Sozialreferent Vizebürgermeister DI Eugen Sprenger,
der die Glückwünsche der Stadt Innsbruck überbrachte. "Ich war immer auf der Suche nach unbekannten
Sachen", so der Jubilar über sein Leben, das geprägt ist von Erfindergeist. Geistvoll fachsimpelt
er auch heute noch gerne über seine technischen Innovationen.
Er war als Radiotechniker intensiv mit der Entwicklung des Radios und der Mikrofone beschäftigt (gewürdigt
mit Prämien und anerkannt durch Patente) und leistete innovative Beiträge zur Umwelttechnik. Zwischen
1949 und 1952 arbeitete Ing. Cernusca als Laboringenieur beim Radio Innsbruck (Sendergruppe West des Österreichischen
Rundfunks). Er entwickelte ein tragbares batteriebetriebenes Tonbandgerät für Radioreportagen aus dem
Hochgebirge und sorgte damit für eine Radio-Sensation: 1952 erfolgte mit diesem Gerät die erste Reportage
vom Zuckerhütl! Die Entwicklung von mikrometeorologischen Messungen an der Waldgrenze (für Aufforstungsfragen)
war unter anderem einer der Bezugspunkte zur Botanik.
Ing. Cernusca wurde in Frasin in der k.u.k Monarchie (heutiges Rumänien) geboren und bezeichnet sich selbst
als klassischen "Altösterreicher". Vier Kinder, elf Enkel und mittlerweile sechs Urenkel gehören
seiner Großfamilie an. Gesund und rüstig lebt er in seiner eigenen Wohnung in der Reichenau, geht auch
noch selbst einkaufen und möchte "so lange es geht" nicht ins Altersheim. "Ich habe noch Zeit",
sieht er seiner Zukunft gelassen entgegen.
Lebenslauf von Labor.-Ing. Georg Cernusca,
verheiratet, 4 Kinder, 11 Enkel und 6 Urenkel
Geboren: 22. Juni 1907 in Frasin, im Bezirk Kimpulung in der Bukowina, Rumänien
1920 - 1928: Besuch des deutschen Gymnasiums in Cernowitz
1930: Absolvierung des Rumänischen Militärdienstes in Bacau
1932: Besitzt zwei Berufsbefähigungen in Rumänien: Fotograf und Radiotechniker
1932 - 1940: Inhaber und Geschäftsführer eines Radiogeschäftes in Cernowitz
1940: Heirat (Orthotoxer Ritus) mit Mittelschullehrerin Xenia Welehorsky in Cernowitz
1940: Umsiedlung mit seiner Frau von Cernowitz nach Berlin
1941: Geburt des ersten Sohnes Alexander (Berlin)
1941 - 1945: Arbeit als Laboringenieur und Elektroakustiker beim Deutschen Reichssender,
von 1941 bis 1943 in Berlin und ab seiner Übersiedlung nach Wien von 1943 bis 1945 bei der RAWAG in Wien.
Entwickelt neue Mikrofone und erhält dafür Prämien und Reichs-Patente.
1943: Geburt des zweiten Sohnes Michael (Kierling bei Wien)
1945: Geburt der Tochter Carmen (Kierling bei Wien)
1947: Österreichische Staatsbürgerschaft
1947: Übersiedlung nach Tirol, Brixen im Thale
1949: Geburt des dritten Sohnes Georg (Brixen im Thale)
1949 - 1952: Arbeit als Laboringenieur und Elektroakustiker bei Radie Innsbruck, Sendergruppe West des Österreichischen
Rundfunks. Entwicklung eines tragbaren batteriebetriebenen Tonbandgerätes für Radioreportagen aus dem
Hochgebirge. 1952 erfolgte mit diesem Gerät die erste Reportage vom Zuckerhütl, eine Radiosensation.
1960: Übersiedlung nach Innsbruck, Radetzkystrasse 28
1956 - 1972: Entwicklung von Messgeräten für mikrometeorologische Messungen an der Waldgrenze im Zusammenhang
mit Aufforstungsfragen. Er arbeitet in den ersten Jahren als Selbständiger Unternehmer, ab 1964 war er bei
der Forstlichen Bundesversuchsanstalt, Außenstelle für Subalpine Waldforschung, Innsbruck Hofburg angestellt
und ging
1972 in Pension.
In Kooperation mit der Forstl. Bundeversuchsanstalt übernahm er 1956 die Aufgabe beim Aufbau einer großen
standorts-kundlichen, öko-klimatischen Messstation oberhalb von Poschach bei Untergurgl im Ötztal mitzuwirken.
1964 übernahm er dann die Aufgabe eine neue Station oberhalb von Haggen im Kühtai aufzubauen. Er entwickelte
dazu eine neuartige batteriebetriebene Station, genannt "PROTOTYP". Er hat diese Station in Haggen bis
zu seiner Pensionierung im Jahr 1972 in Betrieb gehalten und technisch betreut.
Zusammenfassung der wichtigsten Innovationen und Patente von Ing. Georg Cernusca zur digitalen Messwerterfassung
in der Ökologie (1956 - 1972)
- * Automatischer digitaler Thermohygrograph: Zu den meteorologischen Ableseterminen hat dieses Gerät entsprechend
der jeweiligen Temperatur und Luftfeuchtigkeit eine entsprechende Anzahl von elektrischen Impulsen abgegeben, die
dann in der Station weiterverarbeitet wurden.
- * Integrator: Bei diesem Geräte wurde durch einen motorisch bewegten Abtastarm die jeweilige Zeigerstellung
des Galvanometers abgetastet und in eine entsprechende Impulsfolge umgewandelt. Dieses Gerät war besonders
robust und wurde weder durch Kriechströme, wie sie im Bereich von Seilbahnen auftreten, noch durch Blitzschläge
in der korrekten Messwerterfassung gestört, noch zerstört.
- * Integrator für 12 Messstellen in IC-Bauweise: zu sehen. Dieses Gerät hat unter anderem auch am
Fuße des Hohen Elbrus unter extremen Expeditionsbedingungen hervorragend funktioniert.
- * Registrierende thermische Windmessung: Funktioniert nach dem Hitzdraht-Animometer-Prinzip. Da der Zusammenhang
zwischen der Temperaturdifferenz und der Windgeschwindigkeit nicht linear ist, musste ein spezielles elektromagnetisches
Linearisierungsgerät entwickelt werden. Mit diesem Gerät hat Prof. Tranquillini gemeinsam mit Prof. Caldwell
erstmals die Spaltöffnungsreaktion von Rhododendron im Windkanal im Klimahaus am Patscherkofel untersucht
und die Messergebnisse mit Messungen im Freiland verglichen.
- * Automatischer Niveaugeber: Mit diesem Gerät wird das Wasserstandsniveau auf 0,1 mm genau gemessen. Dieses
Gerät wird zur Messung der Verdunstung einer freien Wasserfläche mit Hilfe von Verdunstungswannen eingesetzt.
Dabei kann die Verdunstungswanne bei Seen auch auf einem Floß zum Einsatz kommen. Der Niveau-Geber eignet
sich aber auch für die Messung der Evapotranspiration ganzer Wiesenbestände mit Hilfe von sogenannten
Schwimmer-Lysimetern.
- * Digitales Piche-Atmometer: Bei diesem Gerät wird das Prinzip der Oberflächenspannung dazu verwendet
um mittels elektromagnetischer Ventile die Wasseraufnahme einer Filterpapierscheibe in elektrische Impulse umzuwandeln
und zu registrieren. Die Auflösung beträgt 10 mg H2O/Impuls. Man kann statt der Filterpapierscheibe
auch einen ganzen Pflanzentrieb anschließen und erhält so ein automatisch arbeitendes Potetometer. Diese
Abbildung zeigt am Beispiel eines Rhododendron-Bestandes, hier als blaue Kurve die physikalische Verdunstung der
Piche-Scheibe und als grüne Kurve die Wasseraufnahme und Verdunstung eines an das Gerät angeschlossenen
Rhododendron-Triebes.
Ing. Georg Cernusca besitzt fünf Österreichische Patente (2 für Tonbandgeräte, 3 für
öko-klimatische Messgeräte). Außerdem hat er eine Reihe wissenschaftlicher Publikationen veröffentlicht
und Fachvorträge auf wissenschaftlichen Tagungen der FBVA gehalten.
Ing. Georg Cernusca hat sich mit seinen innovativen Geräten auch an einer Reihe von Forschungsprojekten der
Universität Innsbruck beteiligt, bzw. diese ermöglicht:
- * IBP-Projekt Station Hoher Nebelkogel (Prof. Dr. Walter Moser).
- * Limnologische Forschungsprojekte, Staion Piburger See und Gossenkölle See (Univ.-Prof. Dr. Roland Pechlaner,
a.Univ.-Prof. Dr. Eugen Rott).
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