Bank Austria EinkaufsManagerIndex sinkt im Juni auf 6-Jahres-Tief – Schwächere Auftragslage
zieht Produktionsrückgang nach sich
Wien (bank austria) - Im Juni hat der Bank Austria EinkaufsManagerIndex (EMI) seine Talfahrt weiter
fortgesetzt. Der Index ist nach einer kleinen Verschnaufpause im Vormonat auf 48,4 gesunken. Damit wird nun bereits
das dritte Monat in Folge die Marke von 50, welche die Wachstumsschwelle kennzeichnet, nicht mehr erreicht. "Die
anhaltende Unterschreitung der Wachstumslinie weist darauf hin, dass die Industrie ihre langjährige Rolle
als Zugpferd der österreichischen Wirtschaft seit einigen Monaten nicht mehr wahrnehmen kann. Auch zeigt der
besonders starke Rückgang im Juni auf den tiefsten Wert seit sechs Jahren, dass die Entwicklung im zweiten
Quartal erst den Beginn einer deutlicheren Konjunktureintrübung markiert", interpretiert Stefan Bruckbauer,
stellvertretender Chefvolkswirt der Bank Austria, den aktuellen Indikator. Diese weniger günstigen Konjunktur-aussichten
werden zudem dadurch unterstrichen, dass fast alle Teilkomponenten des Bank Austria EinkaufsManagerIndex im Juni
deutlich talwärts zeigen. Die Geschäftslage der österreichischen Industrieunternehmen verschlechtert
sich somit auf breiter Basis.
Erstmals seit drei Jahren ist im Juni die Produktionsleistung der heimischen Industrie zurückgegangen, nachdem
die Unternehmen bereits den dritten Monat in Folge weniger Neuaufträge erhalten haben. Sowohl die Nachfrage
aus dem Inland als auch aus dem Ausland hat sich deutlich abgekühlt. Die ungünstigen internationalen
Rahmenbedingungen haben die Exportchancen von Österreichs Industrie spürbar beeinträchtigt. "Die
globale Wachstums-verlangsamung und der starke Euro sind mittlerweile ein beträchtlicher Hemmschuh für
die exportabhängige Industrie und insbesondere das Geschäft mit den USA leidet im derzeitigen Umfeld",
sagt Bruckbauer. Ein weiteres Signal für eine Abkühlung der Industriekonjunktur lieferte nach Einschätzung
der Ökonomen der Bank Austria in diesem Zusammenhang auch der Rückgang bei den offenen Auftragsbeständen.
Der österreichischen Industrie stehen nun härtere Zeiten bevor, umso mehr als die Bewältigung der
hohen Kostendynamik zu einer steigenden Herausforderung für die Ertragssituation der Unternehmen wird. Der
Auftrieb der Einkaufspreise beschleunigte sich im Juni ein weiteres Mal. Mit über 70 wurde der höchste
Wert seit mehr als eineinhalb Jahren erreicht, wofür hauptsächlich die Rekordpreise für Rohöl,
aber auch die Verteuerung von Energie, Metallen und Kunststoffen verantwortlich war. In der Folge erhöhten
die heimischen Industrieunternehmen auch ihre Verkaufspreise. Allerdings blieb die Anhebung der Verkaufspreise
hinter den Kostenanstiegen im Einkauf zurück. "Vor dem Hintergrund der derzeitigen Nachfrageschwäche
haben die Unternehmen offenbar nicht die Preismacht, um die hohen Kostenanstiege vollständig in den Verkaufspreisen
unterzubringen", meint Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.
Aufgrund des rückläufigen Neugeschäfts und der Drosselung der Produktion setzte sich in der heimischen
Industrie im Juni der im Vormonat begonnene Beschäftigungsabbau sogar noch verstärkt fort. "Die
Industrie hat ihre Rolle als Jobmaschine der österreichischen Wirtschaft derzeit eingebüßt und
läutet damit eine Trendwende am österreichischen Gesamtarbeitsmarkt langsam ein", so Pudschedl.
Der Bank Austria Einkaufsmanagerindex bestätigt, dass sich die Ermüdung der österreichischen Industriekonjunktur
und damit der Gesamtwirtschaft nach dem starken Jahresbeginn gegen Ende des zweiten Quartals akzentuiert hat. Nach
Einschätzung der Ökonomen der Bank Austria werden die wenig günstigen internationalen Rahmenbedingungen
die Konjunktur in den nächsten Monaten noch stärker belasten, sodass für die zweite Jahreshälfte
nur eine sehr verhaltene Entwicklung erwartet werden kann. Da allerdings die US-Immobilienkrise und die Turbulenzen
auf den Finanzmärkten zumindest bisher in Europa nur sehr begrenzte realwirtschaftliche Belastungen verursacht
haben und die Aussichten für die US-Wirtschaft sich nicht verschlechtert haben, sehen die Ökonomen der
Bank Austria zumindest fahles Licht am Ende des Tunnels, sowohl in Hinblick auf die Länge als auch die Tiefe
der derzeitigen Konjunkturdelle. "Die österreichische Industrie wird keinen Einbruch erleiden, sondern,
nach der bereits eingesetzten Abschwächung, im Jahresverlauf 2009 wieder an Dynamik gewinnen und die Aufhellung
der Konjunktur entscheidend unterstützen", gibt sich Bruckbauer verhalten optimistisch. Jedoch erwarten
die Ökonomen der Bank Austria für 2009 ein Wirtschaftswachstum um nur 1,8 Prozent.
Anmerkung: Werte des EMI über 50,0 weisen auf ein Wachstum gegenüber dem Vormonat hin,
Notierungen unter 50,0 signalisieren einen Rückgang. Je weiter die Werte von 50,0 entfernt sind, desto größer
sind die Wachstums- bzw. Schrumpfungstendenzen. Diese Aussendung enthält die Originaldaten aus der Monatsumfrage
unter Einkaufsleitern der Industrie Österreichs, die von der Bank Austria gesponsert und unter der Schirmherrschaft
des ÖPWZ seit Oktober 1998 von Markit Economics durchgeführt wird. |