Health Check, WTO und Außenschutz als weitere Themen
Wien (bmlfuw/aiz) - Beim EU-Agrarrat in Luxemburg haben sich die Landwirtschaftsminister mit der
EU-Kommission über die Genehmigung von Pflanzenschutzmitteln geeinigt. So stimmte am 23.06. zu Beginn des
Rates in Luxemburg eine qualifizierte Mehrheit der EU-Mitgliedstaaten für den jüngsten Kompromiss der
slowenischen Präsidentschaft. Österreich begrüßt die Einigung, da dadurch die Harmonisierung
der Zulassung und Verwendung von Pflanzenschutzmitteln in Europa vorangetrieben wird.
Auch wenn man sich weiterreichende Schritte bei der Vereinheitlichung des Genehmigungsverfahrens vorstellen hätte
können, sei der nun erzielte Beschluss ein wesentlicher Fortschritt, betont das Lebensministerium. Weitere
Themen beim Agrarrat waren die Legislativvorschläge zum Health Check, WTO, Fischerei und der EU-Außenschutz
bei Futter- und Lebensmitteleinfuhren.
Gemäß dem Pflanzenschutz-Kompromiss sollen Gefahrenstoffe mit möglicherweise krebserregender beziehungsweise
hormonähnlicher Wirkung grundsätzlich ausgeschlossen werden, unabhängig von den tatsächlichen
Risiken bei der Anwendung. Bei Mitteln, für die es bisher keine Alternative gibt, ist im jüngsten Kompromiss
eine Ausnahmeregelung für fünf Jahre geschaffen worden. Außerdem soll die gesamte Verordnung in
fünf Jahren noch einmal generell überdacht werden. Weiters ist vorgesehen, dass Pflanzenschutz-Produkte
nicht mehr in jedem EU-Land zugelassen werden müssen, sondern dass die Genehmigung für bestimmte Zonen
- Nord-, Zentral-, Südeuropa - gilt. Landwirte sollen außerdem verpflichtend für den Umgang mit
Pestiziden geschult werden. Zusätzlich ist geplant, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in "sensiblen
Gebieten", wie etwa in der Nähe von Flüssen oder Naturschutzgebieten, zu erschweren. Das Vereinigte
Königreich, Irland, Rumänien und Ungarn enthielten sich der Stimme. Im Herbst muss sich der Ministerrat
noch mit dem Europäischen Parlament auseinandersetzen, das weitere Beschränkungen bei der Zulassung von
Pflanzenschutzmitteln fordert.
Weiterhin Ausnahmen von Entkoppelung gefordert
Weiters fand eine erste Orientierungsaussprache der Minister zu den Legislativvorschlägen des Health Checks
der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) statt. Dabei wurde deutlich, dass die EU-Mitgliedstaaten für zahlreiche
Erzeugnisse die Direktzahlungen weiterhin an die Produktion binden möchten. Somit bremsten viele Mitgliedstaaten
gestern die marktorientierte Kommission. Österreich sprach sich insbesondere dafür aus, die für
den Milch- und Rindersektor wichtige Mutterkuhprämie zu erhalten. Bei Stärkekartoffeln sollte das gegenwärtige
Regime außerdem so lange wie möglich beibehalten werden. Bei einer zukünftigen Teilentkoppelung
wäre es dann ratsam, einen hohen Anteil gekoppelt zu lassen, damit in strukturschwachen Gebieten die Produktion
aufrechterhalten werden könne. Auch Deutschland fordert, die Entkopplung der Stärkeprämie bis 2013
hinauszuzögern. Frankreich lobte wiederum die Wirkungen der Schlachtprämie für Kälber und möchte
zudem an der Energiepflanzenprämie festhalten. Verschiedene südliche Mitgliedstaaten wollen für
Tabak weiterhin gekoppelte Prämien zahlen, was die Kommission aber entschieden zurückweist.
Österreich fordert größere Unterstützung des Milchsektors
Bezüglich der von der Kommission vorgesehenen Unterstützungsmaßnahmen für spezielle Regionen
beziehungsweise Sektoren haben fast alle Mitgliedstaaten mehr Flexibilität gefordert. Der prozentuelle Anteil
an den dafür vorgesehenen Mitteln pro Sektor sei viel zu einschränkend, speziell im Milchbereich sei
deutlich mehr nötig, meinte Österreich. In die richtige Richtung scheint laut Lebensministerium die von
unserem Land für das Auslaufen der Milchquoten vorgesehene Milchkuhprämie als Unterstützung für
Berg- und benachteiligte Gebiete zu führen, allerdings stünden in den nächsten Monaten noch einige
diesbezügliche Gespräche an.
Osteuropäer fordern Gleichbehandlung
Weiters forderten die meisten osteuropäischen EU-Mitgliedstaaten beim Rat, dass es für jeden Hektar die
gleiche Höhe an Direktzahlungen geben sollte. EU-Agrarkommissarin Mariann Fischer Boel wies diesen Wunsch
gestern jedoch entschieden zurück. Im Rahmen der Health Check-Verhandlungen werde es keine Debatte um eine
Umverteilung der Zahlungen zwischen den Mitgliedstaaten geben, betonte sie. Das sei etwas für die Zeit nach
2013. Kritik geht vor allem von Lettland aus, wo besonders niedrige Prämien gezahlt werden. Die Regierungschefs
von sieben neuen EU-Mitgliedstaaten hatten vergangene Woche einen Brief zum EU-Gipfel verfasst, in dem sie eine
schnellere Angleichung der Prämienhöhe forderten. Die Osteuropäer argumentieren, man dürfe
die Direktzahlungen nicht an die Erzeugung in der Vergangenheit knüpfen. Umweltleistungen und andere öffentliche
Güter gingen von jedem Hektar in gleicher Weise aus.
Ferner legte die EU-Kommission einen Bericht über den Stand der Dinge bei den WTO-Verhandlungen ab. Während
im Bereich der Landwirtschaft eine Einigung möglich sei, gebe es keine Bewegungen beim nicht-agrarischen Marktzugang
(NAMA), sprich bei den Industrieprodukten. Dabei wiesen auch einige Mitgliedstaaten darauf hin, dass die Angebote
der EU im Agrarbereich kein gutes Ergebnis ermöglichen würden und viel zu weitreichend seien.
Außerdem regte Frankreich an, das derzeitige System der Einfuhrkontrolle bei Futter- und Lebensmitteln aus
Drittstaaten zu verbessern, wofür es die allgemeine Unterstützung erhielt. Der heutige Dienstag steht
wiederum ganz im Zeichen der Fischerei. |