Mödlhammer: Demographische Entwicklung stellt Gemeinden vor gewaltige Probleme   

erstellt am
25. 06. 08

Abwanderung aus ländlichen Gebieten nimmt dramatische Dimensionen an
Wien (gemeindebund) - "Die Veränderungen, die durch die demographische Entwicklung in Österreich ausgelöst werden, werden für viele Gemeinden zur Existenzfrage", warnt Gemeindebund-Präsident Bgm. Helmut Mödlhammer. "In nur 25 Jahren wird nur noch ein Drittel der Bevölkerung in ländlichen Gemeinden leben, derzeit wohnen immerhin noch fast zwei Drittel der Menschen in kleineren Gemeinden am Land."

Diese Entwicklung habe, so Mödlhammer, für viele Gemeinden dramatische Folgen. "80 Prozent der Gemeinden sind ja klein strukturiert und liegen in ländlichen Gebieten. Es ist absehbar, dass ein Großteil von ihnen zu Abwanderungsgemeinden wird." Zusätzlich verschärft wird das Problem durch die neue Methodik, mit der die Mittel des Bundes auf Länder und Gemeinden verteilt werden. Derzeit werden die Ertragsanteile der Gemeinden auf Basis der Volkszählung von 2001 errechnet. Künftig soll es ja nicht mehr alle zehn Jahre eine Volkszählung geben, sondern die Einwohnerdaten sollen jährlich online aus den Registern entnommen werden. "Das bedeutet, dass jede Abwanderungsgemeinde den Verlust eines Einwohners sofort an der Abnahme der Finanzmittel spüren wird."

"Die Gemeinden rund um die Ballungsräume hingegen haben durchwegs steigende Bevölkerungszahlen, in den dünner besiedelten Gebieten ziehen immer noch viele junge Menschen weg oder pendeln in die Ballungsräume." Steigende Spritpreise und dadurch abnehmende Mobilität würden den Trend der dauerhaften Abwanderung in den kommenden Jahren weiter verstärken. "Viele können es sich schon jetzt nicht mehr leisten, in den nächsten Ballungsraum zu pendeln und am Abend wieder heimzufahren. Diese Menschen werden tendenziell gleich in die Stadt ziehen und ihre Wohnsitze am Land aufgeben." Laut einer aktuellen Umfrage des ÖAMTC überlegen 53 Prozent der Pendler einen Jobwechsel oder einen Umzug, weil der Leidensdruck durch die hohen Spritpreise immer grösser wird.

Auch die steigende Lebenserwartung der Menschen wird zunehmend zum strukturellen Problem. "Heutzutage beträgt die Lebenserwartung eines Mannes durchschnittlich 77,1 Jahre (Frauen: 82,7), bis zum Jahr 2050 steigt dieser Wert auf 86 Jahre an (bei Frauen auf 90 Jahre). Die ländlichen Räume werden also sehr rasch überaltern."

"Seit Jahren fordern wir - bislang leider erfolglos - die Erarbeitung eines Masterplans für den ländlichen Raum ein, in dem alle infrastrukturellen Einrichtungen dargestellt werden, die der ländliche Raum unbedingt braucht, wenn man nicht will, dass diese Gebiete bald unbesiedelt sind. Der öffentliche Personennahverkehr spielt hier natürlich auch eine entscheidende Rolle."

Die demographische Entwicklung selbst, so Mödlhammer, könne man nur wenig beeinflussen. "Die Politik hat aber die Verpflichtung, sich mit den Folgen dieser Entwicklung zeitgerecht auseinanderzusetzen und Lösungen anzubieten."

Der Gemeindebund hat die demographische Entwicklung daher auch zu einem seiner Arbeitsschwerpunkte des Jahres 2008 ausgewählt. Unter anderem werden hochkarätige Experten aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft darüber bei den "Kommunalen Sommergesprächen 2008" vom 30. Juli bis 1. August in Bad Aussee diskutieren und nach Lösungen suchen.
 
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