Einer Kuh und einem aufmerksamen Nachbarn ist der Fund eines Schmuckstücks aus der Römerzeit
in Matrei in Osttirol zu verdanken.
Innsbruck (universität/atrium) - Nachdem schon im letzten Jahr emsige Maulwürfe Mosaiksteinchen
ausgegraben und somit Archäologen auf die Spur einer römischen Villa in Nußdorf-Debant mit den
bislang größten römischen Fußbodenmosaiken Tirols geführt hatten, konnte jetzt in Matrei
in Osttirol wieder mit tierischer Hilfe ein weiterer archäologischer Fund gemacht werden.
Fundort war diesmal die Gegend beim Bauernhof "Zum Trin" südöstlich von Huben. Beim Verlassen
des Stalls lief eine der Kühe auf einen kleinen grasbewachsenen Hang, lockerte dabei das Erdreich und plötzlich
wurde ein kleines Objekt aus Bronze sichtbar. Es ist der Aufmerksamkeit des Nachbarn Georg Berger zu verdanken,
der die Bedeutung des Fundes erkannte und die Archäologen der Universität Innsbruck verständigte.
Wie sich bei einer ersten Untersuchung herausstellte, handelt es sich bei dem Fund um eine römische Fibel.
Eine Fibel ist eine Gewandspange, die in vorgeschichtlicher und antiker Zeit getragen wurde, um - vergleichbar
mit einer heutigen Sicherheitsnadel oder Brosche - die weiten Kleider, Mäntel und Umhänge zusammenzuhalten.
Fibeln gibt es in einfacher Form bis hin zu prunkvoll ausgearbeiteten und dekorativen Schmuckstücken. "Bei
dem Neufund von Matrei, der mit zahlreichen kleinen Kreisaugen verziert ist, handelt es sich um einen Typ, der
kennzeichnend für die römische Spätzeit, also das 4.-5. Jahrhundert nach Christus, ist" erklärt
der Archäologe Florian Müller. Vergleichbare Stücke sind schon von zahlreichen anderen Fundorten
in Osttirol wie Aguntum, Lavant, Lienz, Thal/Assling und Virgen bekannt. "Ohne der Aufmerksamkeit von Herrn
Berger wäre dieser schöne Fund allerdings für die Wissenschaft verloren gewesen" freut sich
nun der Archäologe.
Ob es sich bei der Fibel um einen isolierten Fund oder um einen Hinweis auf ein Siedlungsobjekt oder auf ein in
der Nähe errichtetes Grab handelt, kann aufgrund der Fundumstände nicht genau gesagt werden. Eine Untersuchung
des Platzes erbrachte zwar bislang keine weiteren Objekte, die Fibel belegt aber eindeutig eine Begehung des Ortes
in römischer Zeit. Sowohl der Schutz vor den Hochwassern der Isel als auch die Lage am Rand des Eingangs ins
Defereggental mit Blick in die Schwarzachschlucht und ins Iseltal selbst dürften schon in der Antike bei der
Auswahl des Platzes eine Rolle gespielt haben.
Mag. Florian Martin MÜLLER Bakk. |