Jacques Le Rider: Zentraleuropa der Erinnerungsraum einer europäischen Kulturblüte
Paris (bmeia) - Anlässlich der französischen EU-Präsidentschaft stellt sich Österreich
ab 3. Juli in Frankreich im Rahmen der "Europäischen Kultursaison" mit Veranstaltungen über
das gegenseitige Interesse an Vorlieben und Vorurteilen im intellektuellen Leben in Frankreich und Österreich,
über den musikalischen Austausch und über "verdrängte und vertriebene" Musik sowie mit
einer Ausstellung des Tiroler Künstlers Elmar Trenkwalder vor.
Den Auftakt macht am 3. Juli ein Konzert des Wiener Universitätschores unter der Leitung von Vijay Upadhyaya
im Dôme des Invalides. Die Österreichische Botschaft in Paris ist am 8. Juli Schauplatz eines international
besetzten Kolloquiums zum Thema des österreichisch-französischen Kulturtransfers, an dem unter anderen
Jacques Le Rider und Allan Janik teilnehmen, das mit einem Konzert des Duos Catherine Aubriot und Sylvie Berland
seinen Abschluss findet. Das private Pariser Ausstellungszentrum "Maison rouge" zeigt ab 9. Juli eine
Ausstellung des Tiroler Künstlers Elmar Trenkwalder, dessen Werke in einem Dialog mit Arbeiten des französischen
Künstlers Adrien Lesage vorgestellt werden. Diese Ausstellung gibt am 9. Juli auch den Rahmen für eine
Soirée autrichienne mit einem Künstlergespräch mit Elmar Trenkwalder und zwei Konzerten mit dem
Harry Stojka Ensemble und dem jungen Jazzmusiker Felician Honsig-Erlenburg und Band. Am 10. Juli treten die
Wiener Instrumentalsolisten in der Österreichischen Botschaft auf. In Marseille steht vom 11. bis 13. Juli
die vom Nationalsozialismus verdrängte und verbotene Musik in Mittelpunkt eines Symposiums und dreier Konzerte.
"Ab Mitte der 1980er Jahre machte die «Wiener Moderne» in Frankreich Furore. Gleichzeitig wurde
das «kakanische» Zentraleuropa als Erinnerungsraum einer europäischen Kulturblüte neu erforscht.
Die zeitgenössischen Avantgarden (Peter Handke, Thomas Bernhard, Elfriede Jellinek) spielten auf der französischen
Kulturszene ebenso eine tiefwirkende Rolle. Es ist daher also logisch und für alle Anhänger einer kulturfördernden
EU erfreulich, dass auch das Österreichische Kulturforum in Paris diese sinnvolle Initiative ergriffen hat"
betont Jacques Le Rider, Professor für deutsche Kulturgeschichte an der Ecole pratique des Hautes Études
in Paris angesprochen auf die österreichische Beteiligung an der Saison Culturelle Europeén, und Botschafter
Emil Brix, Leiter der Kulturpolitischen Sektion im Bundesministerium für europäische und internationale
Angelegenheiten fügt hinzu: "Österreich unterstützt die kulturellen Schwerpunktsetzungen der
französischen EU-Präsidentschaft, weil Frankreich die "kulturelle Vielfalt" und die Kreativität
der europäischen Kulturen in den Mittelpunkt stellt. Dies entspricht unserer Überzeugung, dass Europa
ein kulturelles Projekt ist. Für eine Stärkung des Europabewusstseins ist Kulturaustausch eine noch
viel zuwenig erkannte Chance, die noch dazu ganz selbstverständlich bürgernah ist".
Für die Dauer der französischen EU-Präsidentschaft fungiert der in Paris ansässige und durch
die vor zwei Jahre eröffnete spektakuläre Seinebrücke "Passerelle Simone de Beauvoir"
weithin bekannte österreichische Architekt Dietmar Feichtinger als symbolischer "Ambassadeur culturel"
Österreichs in Frankreich. |