Außenministerin Plassnik: Konkrete Projektarbeit, nicht politische Lippenbekenntnisse
Paris (bmeia) - "Die heutige Konferenz zeigt unseren Willen zur Erneuerung der Barcelona Partnerschaft
zwischen der EU und den Mittelmeerländern. Paris ist also keine Neuschöpfung, sondern eine gezielte Weiterentwicklung
von Bewährtem", erklärte Außenministerin Ursula Plassnik am Rande des Gipfeltreffens der EU
und der Anrainerstaaten des Mittelmeeres am 13.07., bei dem der Startschuss für die Union für das Mittelmeer
gegeben wurde. Diese Mittelmeerunion, die auf den Barcelona-Prozess aufbaut, bietet 43 Staaten mit über 700
Millionen Bürgern einen Rahmen der Zusammenarbeit.
Plassnik begrüße die Verstärkung der Zusammenarbeit zwischen EU und Mittelmeerländern: Österreich
hat sich immer für eine möglichst intensive Partnerschaft im Mittelmeerraum eingesetzt. Für uns
sind beide Dimensionen der Nachbarschaft Mittelmeer und Osteuropa wichtig. Hier gilt kein entweder - oder, sondern
ein sowohl - als auch.
Nachbarschaftspolitik ist gezielte Stabilisierungs- und Sicherheitspolitik. Wir wollen und können keine weißen
Flecken in der europäischen Nachbarschaft zulassen weder im Süden noch im Osten. Die EU-Mittelmeer Partnerschaft
und die heute beschlossene Projektliste in den Bereichen Umwelt, Energie und Infrastruktur eröffnen auch der
österreichischen Wirtschaft neue Zukunftsmärkte und Entwicklungschancen. Gerade in den Bereichen Umwelt
und Technologie können österreichische Unternehmen ihr Fachwissen einbringen. Sie sollten die Möglichkeit
nützen, so Plassnik, die darauf hinwies, dass allein 2007 die österreichischen Exporte in die Region
um 30% gestiegen sind. Derzeit wird an einem Fahrplan gearbeitet, um bis 2010 eine Euromed-Freihandelszone zu schaffen.
In diesem Zusammenhang formulierte Plassnik auch eine klare Erwartungshaltung an das neue Kooperationsforum:Wichtig
ist, dass sich diese Erneuerung nicht in politischen Lippenbekenntnissen erschöpft, sondern rasch in konkrete
und für die Menschen unmittelbar erfahrbare Projekten mündet. Die jüngsten tragischen Todesfälle
vor der spanischen Küste machen deutlich, dass es etwa in der Migrationspolitik einen gemeinsamen Handlungsbedarf
gibt. Aber auch bei den Zukunftsthemen Umwelt und Energie ist konkrete und ergebnisorientierte Zusammenarbeit gefragt.
Es gelte in der Projektarbeit konkrete und zeitgemäße Schwerpunkte zu setzen, so Plassnik. Besonderes
Anliegen sei ihr dabei die Einbeziehung der Frauen und der Jugend sowie der Dialog der Kulturen.Wir müssen
die Erneuerung der Partnerschaft dazu nützen, um Frauen stärker als aktive Mitgestalter und Mitträger
der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Dimension dieser Partnerschaft einzubeziehen. Die neue Mittelmeer-Union
kann nicht die Hälfte der Bevölkerung ignorieren.Österreich werde sich hier insbesondere im Bereich
der wirtschaftlichen Zusammenarbeit (Mediterranean Business Development Initiative) durch Frauen-orientierte Projekten
einbringen.
Auch im Bereich des Dialogs der Kulturen seien bereits konkrete Schritte in Planung: So werde Österreich im
Herbst gemeinsam mit der Arabischen Liga eine Dialogkonferenz und Anfang Oktober mit der UNO ein internationales
Seminar mit Vertretern der Medien und der Zivilgesellschaft im Nahen Osten organisieren.
Plassnik abschließend: Die Mittelmeer-Union hat das Potential als gemeinsamer Lernprozess die bestehenden
Verbindungslinien enger zu knüpfen und somit belastbarer zu machen. Wir stehen bei aller Unterschiedlichkeit
vor gemeinsamen Herausforderungen.
Die Botschaft von Paris muss daher ein klares und glaubwürdiges Bekenntnis zum gemeinsamen politischen Gestalten
der EU und Mittelmeerländer sein. |