Nachwehen der Finanzkrise noch in Q3 08 erwartet
Wien (erstebank) - Trotz jüngster Ereignisse bleibt der ATX im 1. Halbjahr 2008 noch knapp Out-Performer
und vom Bewertungsniveau attraktiv. Der Ostmotor läuft vom Sentiment her deutlich besser als im Rest der Welt.
Auf den Aktienmärkten im Euroland ist eine kurzfristige Abwärtstendenz zwar wahrscheinlich, in Summe
sieht die Erste Bank aber eine neutrale Gewichtung im 3. Quartal 2008. Aufholpotential sollte es vor allem im
4. Quartal 2008 geben. An der Wiener Börse bleibt der positive Gewinntrend in Takt, das ROE stagniert auf
hohem Niveau. Das Gewinnwachstum bleibt positiv, besonders durch Banken, Versicherungen und ölbezogene Werte.
Die Internationalen Aktienmärkte: Abwärtstrend voll intakt
Der hohe Ölpreis drückt auch im 2. Halbjahr auf die Börsenkurse. Zwar wirkt der Ölpreis
in Euro weniger belastend als in US-Dollar, dennoch birgt der dauerhafte und rasante Anstieg auch mögliche
politische Risiken in ölfördernden Staaten. Für die zweite Jahreshälfte erwarten die Analysten
der Erste Bank eine Bandbreite von 130 bis 160 US Dollar pro Barrel Öl, kurzfristig sind aber auch Werte von
180 US Dollar möglich.
Für die europäischen Aktienmärkte zeigen sich extrem günstige Bewertungen, aber auch deutlich
abgeschwächte Gewinn- und Umsatzprognosen. Die hohen Rohstoffpreise sowie der starke Euro belasten die Exporte.
In Summe gehen die Erste Bank Analysten von einer leichten Erholung der internationalen Aktienmärkte im 2.
Halbjahr 2008 aus, wobei der größte Teil der Performance im 4. Quartal erzielt werden sollte.
"Was in diesem Zeitraum für europäische Aktien spricht, ist die höhere Verzinsung von
Aktien (Gewinnrendite) im Vergleich zu den 10-jährigen Rentenmarktrenditen. Der höhere Spread von 332
Basispunkten wirkt darüber hinaus besonders attraktiv", so Fritz Mostböck, Head of Research der
Erste Bank Gruppe.
Wiener Börse mit besonders attraktivem Bewertungsniveau
Das aktuelle KGV liegt mit 9,8 deutlich unter dem historischen Schnitt, wobei festzuhalten ist, dass sich
die KGVs (ATX, DAX) zuletzt allesamt deutlich angenähert haben. Mögliche weitere Gewinnrevisionen werden
eindeutig am Kapitalmarkt schon jetzt vorweggenommen. Die Einschätzungen des ZEW/Erste Bank Indikators für
CEE zur Wirtschaftslage und vor allem der Aktienmärkte in CEE haben sich deutlich verbessert, von der Struktur
ist die Lage im Vergleich "wirklich gut". "Der Ostmotor bleibt also auch im 2. Halbjahr 2008 Impulsgeber,
die Zahlenlieferung in CEE wird im Vordergrund stehen. Vom Sentiment herrscht in CEE ein besseres Umfeld als im
EU-Durchschnitt", so Mostböck weiter.
Erste Bank Analysten empfehlen den Fokus auf "Stock picking" zu legen
"Bei der Anlagestrategie würden wir empfehlen, in einem wirtschaftlich äußerst schwierigen
Umfeld den Schwerpunkt auf "Stock picking" zu legen", meint Günther Artner, Co-Head of CEE
Equity Research der Erste Bank. Aufgrund der möglichen "Nachwehen" der Finanzkrise sollten Investitionen
mit folgendem Fokus vorgenommen werden:
- wachstumsstarke Finanzwerte, die von der Finanzkrise nicht direkt betroffen sind und im Kurs dennoch zum Teil
deutlich wieder zurückgefallen sind (Vienna Insurance Group, Raiffeisen Int.)
- attraktive "Energie"-Werte zur Depotabsicherung gegen Inflation und Ölpreis (EVN, OMV)
- Wachstumswerte, die sich unabhängig von der Konjunktur entwickeln (Intercell)
- selektierte zyklische/industrielle Werte, die trotz einer Konjunkturdelle ein positives Gewinnwachstum aufweisen
sollten (Andritz, Österreichische Post, RHI)
- liquide Blue Chips, mit starker Kapitalstruktur und weniger auf liquide Small-/Mid-Caps, bzw. hochverschuldete
Unternehmen
Im Herbst sollten günstige Bewertungen durchschlagen
Erste Bank Analysten sehen beim Timing der Kursentwicklung Juli und August noch als problematisch, denn
hier könnten die Zahlen aus dem zweiten Quartal noch belastend wirken. Die "Jahresendrallye" beim
ATX startet demnach Ende Herbst Anfang Winter (im Wesentlichen Oktober, November). Fundamental günstige Bewertungen
sollten durchschlagen und sich auch für einen Neustart zu Jahresanfang positiv auswirken.
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