Haifa (gewitsch) - Die I.Ö.G. Haifa (Israelisch Österreichische Gesellschaft) lud - in enger
Zusammenarbeit mit dem Zentralkomité der Juden aus Österreich in Israel und, wie gewöhnlich, im
Hotel Nof, zu einem Sommertreffen ein. Diesmal waren der Botschafter der Republik Österreich, Mag. Michael
Rendi, sowie Mag. Hannah Lessing, Generalsekretärin des Nationalfonds der Republik Österreich für
Opfer des Nationalsozialismus, und Mag. Evelina Merhaut, eine leitende Funktionärin des Nationalfonds, bei
diesem Sommertreffen anwesend.
Die musikalische Darbietung wurde von Opernsängerin Maria Kabelsky - Sopran und Iliya Magalnik - Akkordeon
präsentiert. Maria Kabelsky zeichnete sich nicht nur durch ihre sehr schöne Stimme aus, sondern gab auch
ein sehr gut zusammengestelltes Programm: Die bekannte Arie aus der "Fledermaus" und verschiedene jüdische
Themen, sowohl ritueller Natur als auch aus Musicals ("Anatevka") und erntete starken und berechtigten
Beifall. Eine besondere Überraschung für Botschafter Rendi war "Wien, Wien nur du allein" -
wobei das Publikum bereiwillig mitsang.
Jehuda Schischa begrüßte im Namen des Z.K.J.Ö.I und Peter Gewitsch im Namen der I.Ö.G. Haifa,
wobei er Jaacov Stiassny für die Organisierung der Veranstaltung dankte..
In seiner kurzen, aber sehr guten Ansprache wies Botschafter Rendi darauf hin da0 er seit acht Monaten in Israel
im Amt ist, bereits an vielen Veranstaltungen der Juden aus Österreich teilgenommen hat - darunter eine der
Israel-ÖsterreichGesellschaft in Haifa - und daß in dieser Zeit bereits die Besuche der Außenministerin,
des Wissenschaftsministers und des Verteidugungsministers stattgefunden haben; jetzt sind die Vorbereitungen
zum Staatsbesuch, im November, des Bundespräsidenten, Dr. Heinz Fischer, un vollem Gange und dies zu einer
Zeit, wie der Botschafter ausführte, "in der die Beziehungen zwischen Österreich und Israel niemals
so gut waren wie jetzt".
Im April 2008 empfing der Botschafter in seiner Residenz gegen 200 Jugendliche mit österreichischen Wurzeln
und dieses Treffen war sehr erfolgreich; der Botschafter bat die Information über solche Zusammenkünfte
weiterzugeben, im Rahmen "Spurensuche" etc. um damit das Gefühl der österr. Abstammung bei
den Kindern, Enkeln und Urenkeln der aus Österreich eingewanderten Personen herzurufen oder zu verstärken.
Die Schlußansprache war von Gideon Eckhaus (der drei Tage zuvor seinen 85. Geburtstag gefeiert hatte, wozu
ihm alle Anwesenden nachträglich und herzlich gratulierten) der Mag. Hanna Lessing für ihre Hilfe, die
vielen Holocaust Überlebenden aus Österreich den Lebensabend erleichtert - und die uns diese Veranstaltungen
ermöglicht. Der Nationalfonds leistet viel für uns, wenn auch Österreich relativ spät begann
den von dort stammenden Opfern die ihnen zu Recht zustehenden Gelder auszubezahlen. Es tat allen Anwesenden leid
zu hören daß Jaacov Stiassny, der viele Jahre lang die Klubaktivitäten der Österreicher in
Tel Aviv leitete und immer die Veranstaltungen in Haifa organisierte, aus Gesundheitsgründen in Frühpenssion
geht.
Am 20.05. fand übrigens ein Treffen der I.Ö.G. Haifa statt; im Seniorenheim "Pisgath Achusah"
des Vereins der Mitteleuropäer hielt Niko Hofinger, Historiker aus Innsbruck, einen hochinteressanten Vortrag
über den Halsmann-Prozeß. Dieser Prozeß, seinerzeit auch als "Tiroler Dreyfusprozeß"
bekannt - weil er nie stattgefunden hätte, wäre der Angeklagte kein Jude gewesen - erregte damals (1928
- 1929) großes Aufsehen in Europa, Thomas Mann, Sigmund Freud und Albert Einstein setzten sich für Philipp
Halsmann ein. Um es kurz zu machen: Philipp Halsmann war damals ein 22-jähriger Student, der mit seiem Vater,
dem lettischen Zahnarzt Dr. Max Halsmann, eine Bergwanderung in Tirol unternahm, bei der der Vater tötlich
abstürzte. Dies kommt ja, leider, bei Bergwanderungen öfters vor, aber als sich heraus stellte, daß
es sich um zwei Juden handelte, wurde der Sohn beschuldigt, den Vater hinunter gestoßen zu haben. Der Prozeß,
von Niko Hofinger genau beschrieben, ging durch verschiedene Instanzen (Halsmann wurde zuerst wegen Totschlags
- statt Mordes - verurteilt) und dann schließlich vom Bundespräsidenten Wilhelm Miklas begnadigt und
des Landes verwiesen. Er kam über einen Umweg (Paris) - seit damals schrieb er seinen Namen Philippe Halsman
- nach den U.S.A. und wurde dort ein sehr bekannter Pressephotograph, der sich besonders auf Porträte spezialisierte.
Er starb in New York im Jahr 1979. Besonders interessant war daß einer der Anwesenden, gebürtiger Innsbrucker,
erzählte daß er sich an den Prozeß genau erinnern könne, da er damals bereits zehn Jahre
akt war und die Eltern, natürlich, viel darüber sprachen.
Niko Hofinger, der sich viel mit der Geschichte der Juden in den Alpenländern befaßt - der Halsmann
Prozeß ist nur eines der vielen Themen über welche er Vorträge hält - beantwortete zahlreiche
Fragen des Publikums, erntete verdienten und starken Applaus und der Vorsitzende der I.Ö.G. Haifa überreichte
ihm ein schönes Photoalbum mit israelischen Motiven als Andenken.
Peter F. Michael Gewitsch
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