St. Pölten (nöwpd) - In St. Pölten geht mit Ende des Jahres
ein Stück Industriegeschichte zu Ende. Die Glanzstoff Austria GmbH, die hier seit 1904 eine Produktion von
Viskosegarnen betreibt, wird das Werk schließen.
Vom Auslaufen der Produktion sind rund 300 Mitarbeiter betroffen. "Wir werden uns um sozial verträgliche
Lösungen bemühen", sagen die Glanzstoff-Manager Helmut Stalf und Dieter Kirchknopf. Nach dem Brand
vor rund einem halben Jahr hätten sie sich von der Politik "ziemlich allein gelassen" gefühlt.
Letztlich seien es die in dieser Form unerfüllbaren Umweltauflagen gewesen, die zum Aus für die Glanzstoff
geführt haben. Eine Erhöhung der Emissionsgrenzwerte sei nun auch vom Unabhängigen Verwaltungssenat
(UVS) als Berufungsinstanz abgelehnt worden. "Das hat uns die Luft zum Atmen genommen", formuliert es
Dieter Kirchknopf dramatisch.
Vor dem Brand hat Glanzstoff Austria 12.000 Tonnen Viskosegarn für den Weltmarkt der Textil- und Reifenindustrie
produziert. Jetzt sind aus Emissionsgründen nur noch 4.000 Tonnen möglich. "Wir erfüllen noch
die bestehenden Lieferverträge", sagt Helmut Stalf. Danach, ab Mitte Dezember, würden wohl internationale
Mitbewerber die frühere St. Pöltner Jahresproduktion an sich ziehen. Denn eine Verlagerung der Produktion
ins tschechische Schwesterwerk Bohemia sei nicht möglich.
St. Pölten wird weiterhin Standort der Glanzstoff-Holding bleiben und dort "zehn bis 15 Mitarbeiter beschäftigen",
so Stalf. Über die Nachnutzung der Flächen - 140.000 Quadratmeter, davon 30.000 Quadratmeter unbebaut
- gebe es noch keine Entscheidung. Man werde sich mit der Stadt um eine gemeinsame Lösung bemühen, "wir
streben einen Ideenwettbewerb an", so Dieter Kirchknopf zum NÖ Wirtschaftspressedienst. |