Linz (stadt) - Vor kurzem wurde von der Stadt Linz eine Bronzefigur der Aphrodite
vom Pavillon am Bauernberg entfernt. Recherchen ergaben, dass Adolf Hitler 1942 die Statue seiner „Patenstadt“
geschenkt hatte.
In der Diskussion über das Entfernen der Statue, wurde der Stadt Linz mangelnde Bereitschaft zur Auseinandersetzung
mit der nationalsozialistischen Vergangenheit vorgeworfen. Archivdirektor Dr. Walter Schuster stellt dazu fest,
„dass kaum eine Stadt im deutschsprachigen Raum ihre NS-Vergangenheit derart umfassend und engagiert aufarbeitet
wie Linz.“
Wesentlicher Schwerpunkt der Linzer Kommunalpolitik ist bis heute das Anbringen von Zeichen des Mahnens und Gedenkens
im öffentlichen Raum. Seit 1988 wurden sieben Straßen nach Opfern des Nationalsozialismus und WiderstandskämpferInnen
benannt. Über 20 Denkmäler und Gedenktafeln in der ganzen Stadt erinnern an die Auswirkungen der NS-Diktatur
in Linz.
1996 beschloss der Linzer Gemeinderat einstimmig eine umfassende wissenschaftliche Aufarbeitung der Zeit des Nationalsozialismus.
Unter Beteiligung von 50 WissenschafterInnen aus dem In- und Ausland wurden seither zehn größere Publikationen
zur NS-Diktatur sowie zur Vorgeschichte und den Auswirkungen der NS-Zeit nach 1945 verfasst. Gerade die fachlich
fundierten Bücher des Archivs fanden in der Öffentlichkeit große, überregionale Aufmerksamkeit
und wurden speziell von den LinzerInnen interessiert aufgenommen. Die Hauptergebnisse des Projektes „Nationalsozialismus
in Linz“ sind in deutscher und englischer Sprache auf den Internetseiten der Stadt Linz zu finden. Wie die hohen
Zugriffszahlen zeigen, treffen sie auf hohes Interesse.
Zusätzlich wurden in den vergangenen zehn Jahren vom Archiv der Stadt Linz Symposien, Ausstellungen und Videos
für eine breite Öffentlichkeit erarbeitet. Gemeinsam mit der Volkshochschule führt das Archiv seit
vielen Jahren Vortragsreihen zum Thema Nationalsozialismus durch. Die Ausstellungen im Brucknerhaus und im Wissensturm
sind beim Publikum gut angekommen und wurden auch als Wanderausstellungen in Linzer Schulen gezeigt. Auch im Stadtmuseum
Nordico fanden in den vergangenen Jahren wiederholt Ausstellungen zur Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus
statt.
Gerade diese engagierte Aufarbeitung der NS-Diktatur durch die Stadt Linz war Anlass, die Statue, die ein persönliches
Geschenk Hitlers war, zu entfernen. „Die Aphrodite an ihrem ursprünglichen Platz einfach zu belassen, hieße,
das Geschenk Hitlers ein zweites Mal anzunehmen“, so Archivdirektor Dr. Walter Schuster. |