Professur Oberflächen- und Grenzflächenphysik der TU Chemnitz ist an einem neu gegründeten
EU-Forschungsprojekt beteiligt
Chemnitz (idw) - Digitale Daten durchdringen mittlerweile unseren Alltag. Urlaubsbilder gibt es meist
schon nicht mehr zum Anfassen, sondern sie liegen in digitaler Form auf Festplatten und Speicherkarten. Zeitschriften
und Bücher erscheinen zunehmend in digitaler Ausgabe und wie selbstverständlich werden komplette Musikalben
oder Filme auf das Handy oder den MP3-Player übertragen. Immer mehr Daten müssen folglich auf immer kleinerem
Raum gespeichert werden. Diese fortschreitende Miniaturisierung erfordert aber auch immer höher entwickelte
Technologien. Bei der magnetischen Festplatte gelingt dies nur durch eine stetige Erhöhung der Speicherdichte.
Genau diesem Thema widmen sich derzeit Physiker der TU Chemnitz. TERAMAGSTOR - die Abkürzung steht für
"Terabit Magnetic Storage Technologies" - heißt das neu gegründete EU-Projekt an dem die Chemnitzer
Universität mit der Professur Oberflächen- und Grenzflächenphysik beteiligt ist. Ziel des Projektes
ist es, die Speicherdichte von Festplatten weiter zu erhöhen und die erste Festplatte mit einer Speicherdichte
von einem Terabit pro Quadratinch zu entwickeln. Zum Vergleich: Aktuell erwerbbare Festplatten haben eine Speicherdichte
von bis zu 300 Gigabit pro Quadratinch. Und mit der Speicherdichte wächst auch die Kapazität. "Die
Speicherkapazität kann dabei ebenfalls verdreifacht werden", berichtet Prof. Dr. Manfred Albrecht, Inhaber
der Professur Oberflächen- und Grenzflächenphysik. Man möchte mit dem Projekt eine neue Generation
von ultradichten magnetischen Speichern schaffen. Dazu müssen aber neben technologischen auch ökonomische
Aspekte berücksichtigt werden. Durch intensive Forschung auf dem Gebiet der Nanotechnologie möchte TERAMAGSTOR
technologische Barrieren wie thermische Stabilität und Schreibbarkeit überwinden, gleichzeitig aber auch
geringe Herstellungskosten und geeignete Herstellungsverfahren realisieren.
Die Europäische Union (EU) fördert seit dem 1. Mai 2008 das Forschungsvorhaben mit knapp 3,5 Millionen
Euro über einen Zeitraum von 36 Monaten. Davon fließen 420.000 Euro an die TU Chemnitz. Die Forschungsgruppe
um Prof. Albrecht ist einer von neun Partnern aus sechs Ländern. Zu den weiteren Projektpartnern gehören
die Forschungszentren Centre national de la recherche scientifique (CNRS) in Frankreich, das Consiglio Nazionale
delle Ricerche (CNR) in Italien sowie das National Center of Scientific Research (NCSR) in Griechenland, von dem
auch die Projektkoordination ausgeht. Darüber hinaus beteiligen sich Universitäten in Wien und Paris,
die mittelständische FHR Anlagenbau GmbH in Dresden, der Halbleiterhersteller STMicroelectronics und Oerlikon
Balzers, der weltweit führende Anbieter von Beschichtungen.
Die Gruppe um Prof. Albrecht arbeitet im Rahmen des Projektes in mehreren Teilbereichen mit. Es werden Untersuchungen
zur Nanostrukturierung von magnetischen Schichtsystemen basierend auf Selbstorganisation durchgeführt und
dazu benötigte Materialien hergestellt und charakterisiert. Darüber hinaus beschäftigen sich die
Wissenschaftler mit mikromagnetischen Simulationen und der Lese /Schreib-Performance von neuartigen Speichermedien.
Langfristig können durch dieses Projekt kostengünstig viel mehr Daten auf immer kleinerem Raum untergebracht
werden. Und das wird auch weiterhin Trend bleiben. Auch nach Meinung von Prof. Dr. Albrecht wird vor allem eine
Minifestplatte für mobile Anwendungen wie Handys, Digitalkameras und eventuell Armbanduhren von der gegenwärtigen
Forschung profitieren. |