Deutlicher Rückgang des Bank Austria Konjunkturindikators im Juni – Wirtschaftswachstum fällt
2009 auf 1,2 Prozent
Wien (bank austria) - Nach einer Stabilisierungsphase zu Jahresbeginn und einem danach folgenden
moderaten Abwärtstrend ist der Konjunkturindikator der Bank Austria im Juni nun deutlich nach unten abgerutscht.
Der Rückgang von 2,4 im Vormonat auf einen Wert von nur noch 1,7 stellt den stärksten monatlichen Rückgang
des Indikators seit mehr als fünf Jahren dar. Für das Abrutschen auf den tiefsten Wert seit dem Frühjahr
2003 sind alle Einzelkomponenten verantwortlich. Insbesondere das Vertrauen der Konsumenten in eine positive wirtschaftliche
Zukunft hat sich stark eingetrübt. Doch auch die Stimmung der heimischen Industrie hat sich verschlechtert
und die europäische Industrie, angeführt von den bislang kräftig expandierenden deutschen Unternehmen,
hat nun an Zuversicht verloren. "Der starke Rückgang des Bank Austria Konjunkturindikators im Juni als
Folge der deutlichen Eintrübung des Wirtschaftsklimas zeigt, dass sich die Konjunktur nicht allzu rasch erholen
wird.", meint Stefan Bruckbauer, der stellvertretende Chefvolkswirt der Bank Austria und ergänzt, "die
heimische Wirtschaft gerät noch mehr unter Druck und steht in der zweiten Jahreshälfte 2008 sogar am
Rande einer Stagnation."
Verschlechtertes Umfeld belastet Unternehmen
Mehrere Faktoren sind für die wachsenden Konjunktursorgen der Ökonomen der Bank Austria verantwortlich.
Vor allem haben sich die globalen Rahmenbedingungen für die österreichische Wirtschaft in den letzten
Wochen abermals eingetrübt. Unverändert drücken der starke Euro und die hohen Rohstoffpreise, insbesondere
von Erdöl, das Geschäftsumfeld. Zudem sind die US-Immobilienkrise und ihre Folgen noch nicht ausgestanden.
Auch wenn es in Österreich vom Dezember letzten Jahres bis Mai zu keiner Verteuerung von Firmenkrediten kam
und das Kreditwachstum sich sogar noch beschleunigte, werden die Negativmeldungen aus den USA und ihre Folgen für
die globalen Finanzmärkte doch zur Belastung. Gemeinsam mit der verschärften Geldpolitik werden damit
die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen in Europa erschwert. In Zusammenspiel mit der konjunkturellen
Abkühlung in einer Reihe großer europäischer Volkswirtschaften und insbesondere der nun auch negativen
Vorzeichen in der Industrie Deutschlands, dem größten Handelspartner Österreichs, zeigt der Wachstumstrend
der heimischen Wirtschaft daher klar nach unten.
Das Wirtschaftswachstum, das im ersten Quartal 2008 mit einem Plus von 0,7 Prozent noch positiv überraschte,
hat sich im zweiten Quartal bereits halbiert. "In der zweiten Jahreshälfte 2008 werden die ungünstigen
globalen Rahmenbedingungen Österreichs Konjunktur noch stärker zusetzen, sodass nur mit knapp positiven
Wachstumsraten zu rechnen sein wird. Eine regelrechte Rezession ist allerdings wenig wahrscheinlich", meint
Bruckbauer trotz der Vielzahl sich erhöhender Risiken.
Inflation bremst Konsum auch 2009
Die ungünstigen internationalen Vorgaben kann die heimische Wirtschaft derzeit nicht kompensieren.
Neben den Investitionen wird sich auch der Konsum in den nächsten Monaten sehr zurückhaltend entwickeln.
Die hohe Inflation frisst die nominellen Einkommenssteigerungen gänzlich weg und lässt weiterhin keine
Konsumfreude aufkommen. "Nachdem der Ölpreis seine Bergfahrt nicht beendet und die Entlastung bei den
Nahrungsmittelpreisen nur schleppend vor sich geht, wird der Inflationsdruck erst gegen Jahresende 2008 etwas nachlassen.
Im Jahresdurchschnitt 2008 rechnen wir daher mittlerweile mit einer Teuerung um 3,4 Prozent", meint Bank Austria-Ökonom
Walter Pudschedl. Preisanhebungen bei von diesen beiden Faktoren abhängigen Produkten werden die Inflation
auch über den Jahreswechsel hinaus auf einem Niveau knapp um die 3-Prozent-Marke halten und damit wird der
Konsum auch 2009 keine stärkeren Wachstumsimpulse für die heimische Wirtschaft setzen können. Die
Ökonomen der Bank Austria erwarten auch für 2009 mit 2,7 Prozent eine Inflationsrate deutlich über
der Zielmarke der Europäischen Zentralbank.
Härtere Zeiten am Arbeitsmarkt
Die derzeit noch glänzenden Daten am Arbeitsmarkt werden schon bald der Vergangenheit angehören.
Aufgrund der konjunkturellen Abkühlung wird in den nächsten Monaten die Trendwende einsetzen und der
Anstieg der Beschäftigten sowie der Rückgang der Arbeitslosigkeit gebremst. "Als konjunktureller
Nachläufer reagiert der Arbeitsmarkt verspätet auf Wirtschaftstrends, doch schon 2009 wird die Arbeitslosenquote
wieder die 6 Prozent-Marke erreichen", so Pudschedl.
Deutliche Wachstumsabschwächung 2009
Die Vielzahl an bestehenden Risiken macht ein allzu rasches Durchtauchen der Konjunkturdelle mittlerweile
unwahrscheinlich. "Die Kombination aus hohen Rohstoffkosten, starkem Euro und zurückhaltender Nachfrage
lässt auch über den Jahreswechsel 2008/2009 hinaus weder Wachstumsimpulse aus dem Ausland noch aus dem
Inland erwarten ", meint Bruckbauer. Nach einem Anstieg des BIP um 2,3 Prozent im laufenden Jahr gehen die
Ökonomen der Bank Austria für 2009 nur noch von einem Wirtschaftswachstum von 1,2 Prozent aus. Zudem
sind angesichts der ungünstigen globalen Rahmenbedingungen die Risiken nach unten beträchtlich. Wenn
der Rohölpreisanstieg ungebremst weitergeht und sich die Finanzmarktkrise zu einer Kreditklemme auswächst,
könnte das Wirtschaftswachstum in Österreich sogar zum erliegen kommen. |