Quecksilberbelastung in der Arktis   

erstellt am
16. 07. 08

Wien (öaw) - Am 17.07. startet die diesjährige Arktis-Expedition im Rahmen der österreichisch-kanadischen Forschungskooperation "High-Arctic". Günter Köck (Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und Universität Innsbruck) und seine Kollegen werden die Anreicherung von Schwermetallen in den arktischen Seen untersuchen.

Seit 1997 untersuchen die Forscher im Rahmen des Langzeitsprojekts "High-Arctic" die Schwermetallbelastung der in den Seen der kanadischen Arktis beheimateten Seesaiblinge. Die Fische kristallisierten sich dabei zunehmend als zuverlässige Bioindikatoren für globale Klimaveränderungen heraus.

Das besondere Interesse der Forscher gilt dem Quecksilber. Das hochgiftige Schwermetall gelangt über die Atmosphäre in die Seen. Mit fatalen Folgen: Durch die Klimaerwärmung werden die Seen immer wärmer, die Stoffwechselrate der Fische erhöht sich, das Quecksilber reichert sich vermehrt an: "Unsere bisherigen Untersuchungen zeigen eine klaren Zusammenhang zwischen Klimaerwärmung und Schwermetallbelastung - je wärmer der Sommer, desto höher die Belastung", sagt Günter Köck. Das ist nicht nur eine Gefahr für die Fische, über die Nahrungskette gelangt das Quecksilber in die Körper der Menschen. Köck: "So etwa wurde in vielen Gebieten der Arktis bei Inuits bereits eine erhöhte Quecksilberkonzentration festgestellt, die vor allem für Schwangere und Kinder ein erhöhtes Gesundheitsrisiko darstellen."

Bis Ende Juli 2008 werden zwei Teams in rund zehn Seen in der Umgebung von Resolute Bay im äußersten Norden Kanadas Seesaiblinge, Wasser, Sedimente sowie Plankton untersuchen.

Neben der Untersuchung der Quecksilberproblematik, die in den letzten Jahren von Klaus Gantner im Rahmen seiner mit einem DOC-Stipendium der ÖAW and der University of Guelph, Ontario, durchgeführten Dissertation bearbeitet wird, wird auch das 1997 begonnene Langzeitmonitoring von Schwermetallen sowie organischen Schadstoffen fortgesetzt. Weiters werden Sedimentbohrungen durchgeführt, die Aufschluss über die Schadstoffbelastungen der letzten Jahrhunderte geben sollen.

Aufgrund der Ähnlichkeit der Ökosysteme lassen sich die Ergebnisse aus der Arktis auf alpine Hochgebirgsseen übertragen. In den Tiroler Hochgebirgsseen ist der Seesaibling ebenfalls beheimatet und wie schon im Jahr 2007 werden die Forscher auch heuer wieder im Anschluss an die Arktisexpedition die Quecksilberbelastung in den dortigen Populationen messen.

Das Projekt "High Arctic" ist über das "Global Change-Programm" der ÖAW in das internationale "Geosphere Biosphere Programm" eingebunden. In Kanada wird es vom Polar Continental Shelf Project, dem Northern Contaminants Program und Parks Canada unterstützt. Geleitet wird das Langzeitprojekt von Günter Köck und Derek Muir (Environment Canada, Burlington).
 
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