Vorsichtiges Investieren der privaten Haushalte   

erstellt am
28. 07. 08

Geldvermögensbildung mit 4,8 Mrd Euro im ersten Quartal 2008 weiterhin hoch
Wien (oenb) - Private Haushalte schätzten zum Jahresanfang 2008 ihre finanzielle Situation schlechter ein als noch im Jahr 2007 und sind bei ihren Finanzentscheidungen weiterhin vorsichtig. Das sind die zentralen Ergebnisse der Daten zum Finanzverhalten der Österreicher im ersten Quartal 2008. Österreichische Privatanleger veranlagten im ersten Quartal 2008 4,8 Mrd Euro in Finanztiteln, zehn Prozent weniger als noch zwischen Jänner und März 2007. Der Löwenanteil von 4,3 Mrd Euro wurde auf Bankkonten deponiert. Der aktuelle Wert des gesamten Finanzvermögens aller privaten Haushalte belief sich zum 31. März 2008 auf 387 Mrd Euro.

Die Oesterreichische Nationalbank ermittelt im Rahmen der Gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung die Veranlagungen und Kreditaufnahmen der privaten Haushalte, die durch ihr Spar- und Konsumverhalten die österreichische Wertschöpfung maßgeblich beeinflussen.

Die aktuellen Ergebnisse der Gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung zeigen, dass die privaten Haushalte 4,8 Mrd Euro in Finanzanlagen investierten. Dazu zählen auch aufgelaufene Zinsen, die auf den Bank- oder Wertpapierkonten belassen wurden. Gegenüber dem ersten Quartal 2007 ist dies ein Rückgang um etwa 540 Mio Euro oder 10%. Österreicher präferierten dabei die Dotierung von Bankguthaben. 90% der für die Finanzveranlagung verfügbaren Mittel wurden auf diese Weise investiert, ein Jahr zuvor waren es 70%. Österreichische Anleger veranlagten vor allem in Einlagen mit einer Bindungsfrist von bis zu einem Jahr, während Einlagen mit längeren Laufzeiten aufgelöst wurden. Dieser starke Zuspruch zu Bankeinlagen in den vergangenen Quartalen führte auch zu einer Unterbrechung des Trends zugunsten von handelbaren Wertpapieren.

Handelbare Wertpapiere wurden zwischen Jänner und März 2008 per Saldo um rund 400 Mio Euro verkauft, wenn gleich von den Privatanlegern auch selektiv Ankäufe vorgenommen wurden. Mit einem Volumen von mehr als 680 Mio Euro standen auf der Kaufseite verzinsliche Wertpapiere wie Anleihen aber auch Kurzläufer mit einer Laufzeit unter einem Jahr. Ebenfalls gekauft wurden inländische börsennotierte Aktien im Wert von knapp über 180 Mio Euro, trotz der hohen Kursverluste der Aktien im ersten Quartal 2008. Auf der Verkaufsliste standen per Saldo ausländische Aktien sowie in- und ausländische Investmentfondszertifikate in Höhe von insgesamt fast 1,3 Mrd Euro. Von den Österreichern wurden dabei sowohl Zertifikate von Renten-, als auch Aktien- und gemischten Fonds verkauft; der größte Teil der Anteile stammt von inländischen Fonds.

Deutliche Kursverluste in Höhe von 5,4 Mrd Euro mussten österreichische Wertpapierbesitzer im ersten Quartal 2008 durch den Rückgang der Aktien- und Investmentfondpreise infolge der anhaltenden Finanzmarkturbulenzen hinnehmen. Der Kursverlust machte rund 6% des gesamten Wertpapiervermögens aus. Der Rückgang lag damit in der Größenordnung der Kursverluste, wie sie zu Beginn des Jahrtausends in einzelnen Quartalen zu beobachten waren. Der aktuelle Wert des Wertpapiervermögens der österreichischen Wertpapierinvestoren belief sich zum 31. März 2008 auf 90,1 Mrd Euro.

Geringe Zuwächse konnten die privaten Haushalte aus ihren Ansprüchen gegenüber Versicherungen und Pensionskassen lukrieren, allerdings machen sich auch hier die Preisentwicklungen infolge der Finanzmarktturbulenzen bemerkbar.

Das gesamte Finanzvermögen einschließlich Bargeldbestände, Bankguthaben, Wertpapierdepots, Beteiligungen sowie Ansprüche gegenüber Versicherungen, betrieblichen Vorsorgekassen und Pensionskassen der Österreicher hatte zum Quartalsende einen Wert von 387 Mrd Euro.

Das Finanzverhalten der Österreicher war auch auf der Verschuldungsseite durch eine gebremste Nachfrage gekennzeichnet. Private Haushalte nahmen im ersten Quartal 2008 Kredite in Höhe von fast 590 Mio Euro auf und damit deutlich weniger als im Durchschnitt der letzten vier vorangegangenen Quartale. Vor allem die Nachfrage nach Wohnbaukrediten ging in den ersten drei Monaten des Jahres 2008 zurück. Die aushaftenden Schulden der österreichischen Kreditnehmer betrugen zum 31. März 2008 144,5 Mrd Euro.

Aus der Befragung zum Konsumentenvertrauen1) geht hervor, dass die privaten Haushalte ihre „finanzielle Situation“ im ersten Quartal 2008 schlechter einschätzen als im vierten Quartal 2007, womit sich der Trend aus dem Jahr 2007 fortsetzte. Die positive Einstellung zum „Sparen“ blieb im ersten Quartal 2008 – im Vergleich zum Jahr 2007 – auf hohem Niveau konstant.
 
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