Forum_Salzburg_2008
Wien (bmi) - Ein Sicherheitspaket für die Menschen in ihren Ländern haben die Innenminister
aus 16 mittel- und südosteuropäischen Staaten unter dem Vorsitz von Innenministerin Dr. Maria Fekter
bei zwei Sicherheitskonferenzen beschlossen, die vom 16. bis 18. 07. in der Wiener Hofburg stattfanden. Teilgenommen
haben auch Vertreter der EU-Kommission, aus den USA sowie von europäischen Sicherheitsinstitutionen.
Zu Beginn fand ein Treffen der mitteleuropäischen Sicherheitspartnerschaft des "Forum Salzburg"
statt, der neben Österreich sieben weitere EU-Staaten angehören (Bulgarien, Polen, die Slowakei, Slowenien,
Rumänien, Tschechien und Ungarn; Kroatien hat Beobachterstatus). Dabei beschlossen die Forum Salzburg-Länder
gemeinsame Positionen zur Stärkung der polizeilichen Zusammenarbeit in der EU sowie zu dem vom französischen
EU-Vorsitz vorgeschlagenen Pakt für Migration und Asyl.
"Das Forum Salzburg wird im Herbst 2008 ein Modell zur Stärkung der Polizeikooperation in die Europäische
Union einbringen, basierend auf unseren ausgezeichneten Erfahrungen in Mitteleuropa", erläuterte Innenministerin
Dr. Maria Fekter nach dem Treffen. Forum Salzburg-Länder führen etwa seit Jahren gemischte Polizeistreifen
in grenznahen Regionen durch. Wesentlich für Österreich sind diesbezüglich die zahlreichen Aufgriffe,
die bereits am Gebiet der Nachbarstaaten getätigt werden. Von 1.Jänner bis 14. Juli 2008 wurden in Österreich
7.005 Personen aufgegriffen, im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es 8.233 Personen. Das ist ein Rückgang
von mehr als 10 Prozent. Ein weiteres Element des "Operativen Netzwerks Mitteleuropa" sind gemeinsame
Polizeikooperationszentren. Sie ermöglichen rund um die Uhr gezielte Fahndungen zu beiden Seiten der Grenze.
"Diese Erfahrungen werden wir gemeinsam in die EU einbringen", sagte Fekter.
Europa ist sicherer geworden
Der ungarische Justiz- und Polizeiminister Tibor Draskovics betonte den Rückgang der Kriminalität "im
Burgenland sowie in den angrenzenden ungarischen Komitaten" seit der Schengen-Erweiterung im Vorjahr. "Ist
Österreich ungeschützter? Im Gegenteil, Europa ist geschützter und sicherer geworden." Davon
könne sich jeder an der Ostgrenze Ungarns, nunmehr eine Schengen-Außengrenze, überzeugen. "Die
Bürger Ungarns und Europas erwarten sich, dass sich die EU positiv auf ihr Alltagsleben auswirkt", betonte
Draskovics. Die gemeinsame Polizei-Kooperation diene deshalb dazu, "Europa nicht nur auf dem Papier, sondern
wirklich sicherer zu machen".
"Wir müssen nun auch die Staaten Südosteuropas verstärkt in die polizeiliche Zusammenarbeit
einbinden und damit die Sicherheit in der Mitte Europas weiter erhöhen", sagte Innenministerin Fekter.
Bei der "Westbalkansicherheitskonferenz" am 17. und 18. Juli 2008 vereinbarten die Innenminister aus
Mittel- und Südosteuropa die Förderung regionaler Initiativen in Südosteuropa, die Verbesserung
der polizeilichen Instrumente gegen gemeinsame Bedrohungen und verstärkte Maßnahmen im Kampf gegen den
Terrorismus.
Bessere Instrumente für die gemeinsame Polizeiarbeit
Die Bekämpfung der Organisierten Kriminalität, der Kinderpornographie im Internet sowie des internationalen
Terrorismus wurden als gemeinsame Anliegen mit hoher Priorität definiert. Der Austausch von DNA-Daten stellt
dabei ein besonders wirksames Mittel der Verbrechensbekämpfung dar, heißt es in der gemeinsamen Ministerklärung.
Er soll daher künftig auch mit den Westbalkanstaaten möglich gemacht werden. Die Partner werden die Westbalkan-Staaten
beim Aufbau nationaler DNA-Systeme und bei der Vorbereitung des DNA-Datenaustausches über den Interpol-Gateway
unterstützen.
Das von Österreich initiierte Projekt zur Umsetzung der Polizeikooperations-Konvention für Südosteuropa
wurde von den teilnehmenden Staaten unterstützt und soll eine an Schengen-Standards orientierte Polizeikooperation
am Westbalkan ermöglichen. Unterzeichnerstaaten des 2007 in Kraft getretenen Abkommens sind Albanien, Bosnien-Herzegowina,
Mazedonien, Moldau, Montenegro, Rumänien und Serbien. "Nach der Umsetzung der Polizeikooperationsverträge
mit unseren unmittelbaren Nachbarstaaten, prüft nun auch Österreich einen Beitritt zur Polizeikooperationskonvention
für Südosteuropa", informierte Innenministerin Fekter.
Zudem beginnen Österreich, Slowenien und Rumänien gemeinsam ein Projekt zur Errichtung Nationaler Zentralstellen
für die internationale Polizeikooperation am Westbalkan (ILECUS), und das SECI-Zentrum in Bukarest soll mit
Unterstützung von Europol eine Kriminalitätsanalyse für den Westbalkan erstellen. Beschlossen wurden
auch jährliche Expertentreffen zur Bekämpfung des Drogenhandels über die Balkanroute und die Stärkung
bzw. der Ausbau des Netzes der Polizeikooperationszentren in Mittel- und Südosteuropa. So wird Österreich
ab Herbst 2008 einen Beamten in das Polizeikooperationszentrum Dolga Vas entsenden, der dort mit slowenischen und
ungarischen Kollegen Dienst versehen wird. Auch eine Beteiligung Kroatiens an Dolga Vas wurde in Aussicht genommen.
Projekt "Interkultureller Dialog und Sicherheit"
Im Bereich Terrorismus reiche es nicht, Terror-Netzwerke zu bekämpfen. "Wir müssen darauf achten,
dass Radikalisierungen und Rekrutierungen in unseren Regionen möglichst erst gar nicht stattfinden,"
sagte Innenministerin Fekter, für die ein tragfähiger Dialog der Kulturen daher ein " wichtiges
Instrument präventiver Sicherheitspolitik" darstellt. Die Westbalkanstaaten und das Forum Salzburg werden
daher bis 2009 ein gemeinsames Konzept und Maßnahmenpaket zum Thema "Interkultureller Dialog und Sicherheit"
erarbeiten. Diese von Bosnien-Herzegowina und Österreich vorgeschlagene Initiative wurde allgemein begrüßt
und soll in der Folge in die EU eingebracht werden.
Die Staaten Mittel- und Südosteuropas hätten "das Potenzial, einen besonders gestaltende Rolle in
diesem Zusammenhang zu übernehmen", weil sie positive wie negative Erfahrungen mit dem Zusammenleben
verschiedener Kulturen gemacht hätten. Insbesondere Bosnien-Herzegowina habe seine Erfahrungen geschildert,
sagte Fekter.
Das aus zwei Gebietseinheiten und drei Bevölkerungsgruppen (Serben, Kroaten und muslimische Bosniaken) bestehende
Land habe "das Problem der religiösen Konflikte beschrieben und wie nach einem bewaffneten Konflikt sukzessive
durch Dialog eine Befriedung eingetreten ist", erläuterte Fekter. Als besonderes Beispiel eines friedlichen
Zusammenlebens habe sich Montenegro bei der Konferenz präsentiert: "Dort hat sich bewährt, dass
es immer schon einen interkulturellen Dialog gegeben hat, der auch während der jüngsten Kriege am Balkan
fortgesetzt worden ist. Das ist mit Sicherheit ein Grund dafür, dass die Gewaltexzesse nicht auf Montenegro
übergegriffen haben," berichtete Fekter.
"Die "Forum-Salzburg"-Länder werden die Staaten des Westbalkan auch im Bereich sichere Reisedokumente
unterstützen. Österreich und Ungarn organisieren dazu im zweiten Halbjahr 2008 einen Workshop für
die Teilnehmer der Konferenz.
"Mehr Sicherheit in den Nachbarländern und am Westbalkan bedeutet auch mehr Sicherheit bei uns. Sicherheit
in diesen Ländern ist also ureigenstes österreichisches Interesse, mit direkten Auswirkungen auf Österreich.
Gemeinsam mit der EU können wir dabei natürlich deutlich mehr bewirken als alleine", sagte Innenministerin
Fekter.
Gemeinsame Position zum Pakt für Migration und Asyl
Das Forum Salzburg unterstützt auch den französischen Vorschlag für einen Pakt für Migration
und Asyl. Das betrifft insbesondere folgende Punkte: Berücksichtigung der nationalen Aufnahmekapazitäten
bei der legalen Migration und des nationalen Arbeitsmarktes sowie Vorrang für den EU-Arbeitsmarkt; bessere
Integration von Menschen, die legal und dauerhaft in der EU leben; bessere Rückführung von illegal Aufhältigen
aus der EU, durch Anreize oder gemeinsame Rückführungsoperationen; besserer Schutz der EU-Außengrenzen,
durch eine Stärkung der Grenzschutzagentur FRONTEX und den Einsatz moderner Technologie sowie Aufbau eines
gemeinsamen EU-Asylsystems. Die "Forum Salzburg"-Länder wollen nun in der EU gemeinsam darauf achten,
dass die klaren Aussagen im französischen Entwurf zu diesem Pakt nicht bei den weiteren Arbeiten verwässert
werden.
Gemeinsam Lehren aus der EURO 2008
Zudem sollen gemeinsam Lehren aus der erfolgreichen Fußballeuropameisterschaft EURO 2008 gezogen und Polen
und die Ukraine bei den Vorbereitungen für die Fußballeuropameisterschaft EURO 2012 unterstützt
werden. Die Forum Salzburg-Länder wollen prüfen, wie Stadionverbote, die in einem Partner-Land bestehen,
auch in den anderen durchgesetzt werden können. Im Rahmen der Forum Salzburg-Arbeitsgruppe "Großereignisse"
wird im zweiten Halbjahr 2008 ein Workshop über die österreichischen Erfahrungen aus der Fußballeuropameisterschaft
EURO 2008 abgehalten. |